Den Glauben öffentlich zeigen
Christen in Gera feierten Tag der Kirchen
Gera -"Die Bibel ist mir Zuflucht", betonte die Künstlerin Evi Schöps beim diesjährigen Tag der Kirchen am 13. und 14. September in Gera bei einer Podiumsdiskussion zum Buch der Bücher. Besonders das Buch der Psalmen hat es Evi Schöps angetan. Wenn es mal nicht so läuft im Leben, greift sie nach diesem Buch und findet Trost. Aber auch in den freundlichen Stunden bleibt sie den Psalmen und der ganzen Bibel treu. Dekan Klaus Schreiter, Pfarrer der katholischen St.-Elisabeth-Gemeinde, erinnerte sich an seinen Primizspruch "Himmel und Erde werden vergehen, aber deine Worte nicht, o Herr". Gerade nach der Wende habe er gespürt, wie richtig es war, sich an den Worten der Bibel zu orientieren. Zudem betonte der Dekan, dass es immer einige besondere Bibelstellen sind, die für ihn Bedeutung erlangen. Im Moment ist es Johannes 15,12: "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe." Weiter wies Klaus Schreiter darauf hin, dass überall auf der Welt Christen leben.
Überall, das bedeutete zum Tag der Kirchen besonders auch Gera. Auch wenn die Gemeinden nach Jahrzehnten einer bewusst angestrebten Entchristlichung eher klein sind, so sind sie doch da und durchaus lebendig. Ein Zeichen dafür ist die Gemeinschaft, die alle Konfessionen immer wieder ganz konkret verbindet und in die Stadt hinein wirkt. So beim Tag der Kirchen, bei der Aktion "neu anfangen in Gera" aus dem Jahr 2001, beim gemeinsamen Kirchbauverein oder in anderen Formen des Miteinanders.
Der diejährige Tag der Kirchen -der zweite dieser Art -fand im Park der Jugend statt, in unmittelbarer Nähe der Trinitatiskirche. Zwanglos eröffnet wurde der Tag durch den Katholiken Frank Karbstein, der mit seiner Stabpuppe "Hausmeister" ins Festzelt einlud. Dort kam es dann zu einer offiziellen Eröffnung durch Superintendentin Gabriele Schaller, die vom "Hausmeister" schließlich noch befragt wurde. Im Anschluss gab es verschiedene Programmpunkte im Zelt und in der benachbarten Trinitatiskirche. Für die katholische Kirche engagierten sich das Kabarett "Die Kläriker" und viele Mitglieder des ökumenischen Gospelchores Gera.
Möglichkeiten zur Begegnung boten die zahlreichen Stände im Park der Jugend. Die evangelische Gemeinde Gera-Langenberg präsentierte eine CD mit einem Rundfunkgottesdienst und die evangelische Gemeinde Gera-Lusan organisierte ein öffentliches Bilbellesen. Mitgemacht hatte dabei Bürgermeister Norbert Hein, der in Gera unter anderem für die Finanzen zuständig und in der katholischen Kirche beheimatet ist.
Unermüdlich Auskunft über die Arbeit und das Leben im Altenheim Edith Stein in Gera-Lusan gab Heimleiterin Heidi Barthel. Sie verwies unter anderem auf die Einheit zwischen Altenheim, Kindergarten, Anwohnerbegegnungsstätte und Pfarrgemeinde. Die Senioren sollen in Gera-Lusan kein isoliertes Leben führen, sondern mit den Menschen und dem Leben verbunden bleiben, betonte Heidi Barthel. Über die vielfältigen Initiativen der Dekanatsjugendseelsorge berichtete deren Referent Stefan Amler. Er informierte über den geplanten Dekanatsministrantentag in Gera-Lusan und wies auf den Firmtag mit Bischof Joachim Reinelt in Altenburg hin. Vertreten waren zudem der Caritasverband für Ostthüringen und die Pfarreien Heiliger Maximilian Kolbe und St. Elisabeth. Letztere informierte besonders über das Baugeschehen an der neuen Kirche und bot Waren aus fairem Handel zum Verkauf an.
Gottesdienste in den einzelnen Gemeinden bestimmten den Sonntagvormittag. Von dort aus ging es zum Park der Jugend, wo im Unterschied zum Samsatg nun Posaunen und Glocken zu hören waren. Zu einer Podiumsdiskussion fanden sich Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft ein. Darunter die Präsidentin des Thüringer Landtags Christine Lieberknecht, der frühere evangelische Thüringer Landesbischof Roland Hoffmann und der Leiter des Katholischen Büros / Kommissariat der Bischöfe in Thüringen. Ordinariatsrat Winfried Weinrich. Die Gäste wurde in längeren Interviews dazu befragt, wo sie in ihrem Leben -dienstlich und persönlich -Spuren Gottes entdecken konnten.
Zum Schluss wurden sie dazu befragt, was sie, konfessionell bunt gemischt, aneinander entdecken konnten. Der evangelische Bischof sah bei den Freikirchen die ausgeprägte Entscheidungsfreudigkeit und bei den Katholiken die Beichte und die Spiritualität. Der Katholik Weinrich freute sich über die Bibelinitiativen der Evangelischen und über die ökumenischen Bibelwochen, sowie über die persönlichen Überzeugungen in den Freikirchen, die es so ausgeprägt bei den Großkirchen nicht gebe. Und die evangelische Landtagspräsidentin nannte die lange Tradition der katholischen Kirche und das in ihr die Sinne des Menschen ganzheitlicher angesprochen würden.
Der ökumenische Abschlussgottesdienst, an dem etwa 600 Geraer Christen teilnahmen, verlief voller Harmonie und Vitalität. Welche Auswirkungen dieser Tag der Kirchen auf die Stadt Gera und ihre Umgebung haben wird -das kann jetzt noch nicht eingeschätzt werden. Ein Würdigung kam jedoch schon von Werner Dieste, Landesfunkhausdirektor des MDR in Erfurt. Dieste, der auch katholischer Christ ist, betonte, dass der Tag der Kirchen die christliche Prägung verstärke. Zudem verhelfe er dazu, dem Glauben gemeinsam eine Sprache zu geben.
Hans-Peter Steinhäuser / Holger Jakobi
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.09.2003