Der Heilige Vater hört gern Beethoven
MDR-Sinfonieorchester und Rundfunkchor geben das offizielle Festkonzert beim Papstjubiläum
Leipzig / Rom -Die besten Orchester der Welt buhlen darum, einmal vor dem Papst spielen zu dürfen. Und wenn man einmal die Gelegenheit dazu hat, dann so schnell nicht wieder. Diesmal sind das Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Rundfunkchor an der Reihe -bei der Jubiläumsfeier des Papstes am 17. Oktober. 25 Jahre sind es jetzt her, dass Karol Wojtyla auf den Stuhl Petri berufen wurde.
Ein großes Programm wird es zur Feier dieses Jahrestages geben, bei dem auch Mutter Teresa selig gesprochen wird und die 31 neu ernannten Kardinäle ihr purpurrotes Gewand empfangen -der Höhepunkt ist ein Festkonzert in der 7000 Menschen fassenden Audienzhalle des Vatikans. Dieses offizielle Jubiläumskonzert wird vom Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor des MDR veranstaltet. Auch die weltweite Übertragung liegt in der Verantwortung der Fernsehmacher aus Leipzig "Für den MDR als ein Kind der deutschen Einheit ist es eine besondere Ehre und Freude, dem Papst dieses Konzert widmen zu dürfen", sagt Intendant Udo Reiter.
Die "Neunte" als Zeichen der Völkerverständigung
Bekanntlich hört der Heilige Vater gern Beethoven. Aber nicht nur deshalb wird beim Jubiläum die Neunte Sinfonie aufgeführt. Udo Reiter: "Diese Sinfonie setzt ein Zeichen für Humanismus und Völkerverständigung". So gesehen hat schon die Handschrift der Neunten eine Völker verbindende Geschichte hinter sich. Bald nach Beethovens Tod verloren sich die einzelnen Blätter in den verschiedensten Städten Europas: London, Bonn, Paris, Berlin. Ein Teil tauchte nach dem Zweiten Weltkrieg sogar in Krakau auf, ausgerechnet da, wo der erste polnische Papst auf dem "Wawel" 1946 zum Priester und 1958 zum Bischof geweiht wurde.
Erst die deutsche Wiedervereinigung bewirkte, dass Beethovens Handschrift der Neunten Sinfonie wieder an einem Standort zusammengeführt werden konnte: In der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden. Die Blätter aus Krakau kamen erst in diesem Jahr dazu. Seit dem 5. Oktober gehört Beethovens Partitur zum "Gedächtnis der Menschheit", dem Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. "Ein Ereignis, das beispielhaft ist für den langen Weg zu einem geeinten Europa", betont Reiter.
Und dazu hat der Jubilar im Vatikan nach Überzeugung des MDR-Chefs maßgeblich beigetragen. "Johannes Paul II. hat in den 25 Jahren seines Pontifikats die Freiheit und Einheit Europas wesentlich befördert. Die Menschen in unserem Sendegebiet wissen das und danken ihm dafür."
Freiheitsliebe und Integration sind in der Tat die Eigenschaften, mit denen der jetzige Papst in die Kirchengeschichte eingehen wird: In einer seiner ersten Predigten als Oberhaupt der katholischen Kirche richtete Karol Wojtyla eine Botschaft an die Völker der Welt: "Macht die Tore auf". Dieser Satz ziert heute einen Teil der Berliner Mauer, der im Vatikan steht.
Rom ist für die MDR-Musiker kein unbekanntes Terrain, denn nach 1993 und 1998 gastieren sie bereits zum dritten Mal beim Papst. "Ungefähr 20 Orchester haben sich um dieses Konzert beworben", weiß der Sendebeauftragte der katholischen Kirche beim MDR, Monsignore Eberhard Prause aus Dresden. Die erneute Wahl des Orchesters und des Chores aus Leipzig sei besonders eine Wertschätzung für die neuen Bundesländer.
Das Konzert wird von mehreren Fernsehanstalten, darunter aus Kanada, Malta, Portugal, Albanien, Spanien und Frankreich gesendet. Nach vorsichtigen Schätzungen des MDR werden zeitversetzt rund zehn Millionen Zuschauer an den Bildschirmen dabei sein.
Im St. Benno-Verlag in Leipzig erscheint exklusiv zum 25- jährigen Papstjubiläum ein Buch Beim Papstjubiläum dabei: Der Rundfunkchor des Mitteldeutschen Rundfunks. MDR-Intendant Reiter: Der Papst hat die Freiheit und Einheit Europas wesentlich befördert. Die "Neunte" als Zeichen der Völkerverständigung mit Texten deutschsprachiger Kardinäle und bedeutender Persönlichkeiten, die die geistlichen und theologischen Schwerpunkte Papst Johannes Paul II. würdigen. Herausgegeben wird der Band von Hans-Joachim Kracht, dem früheren Chefredakteur der deutschen Ausgabe des "L'Osservatore Romano" -in dem Buch enthalten ist eine CD mit dem Originalmitschnitt des Jubiläumskonzertes in Rom.
Andreas Schuppert
Das Konzert des MDR-Sinfonieorchester und des Rundfunkchores wird am 17. Oktober um 19.20 Uhr im 3Sat, um 19.30 Uhr im MDR-Kultur und am 19. Oktober um 22.50 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt.
Buchtipp:
Hans-Joachim Kracht:
Johannes Paul II. -Vermächtnis und Visionen -
darin eine CD mit Originalmitschnitt des Konzertes,
St. Benno-Verlag 2003,
ISBN 3-7462-1667-2,
Preis 9,90 Euro (erscheint Ende Oktober).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 13.10.2003