Ein pfiffiges Konzept machts möglich
Brehnaer Katholiken weihten Gemeindehaus mit Kapelle ein / Impuls zum PZG (Teil 9)
Brehna (ep) -Feststimmung in der katholischen Gemeinde Brehna. Mehr als 250 Personen drängten sich am 29. September, dem Fest des Erzengels Michael, um an einer Eucharistiefeier mit Weihbischof Gerhard Feige teilzunehmen.
Die kleine Gemeinde mit ihren rund 40 Sonntags-Gottesdienst- Teilnehmern hat allen Grund zur Freude und zu ein wenig Stolz: In Zusammenarbeit mit der in Magdeburg ansässigen Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius (ctm), dem Bischöflichen Ordinariat und auch mit Unterstützung zahlreicher Spender haben sich die katholischen Christen des 3000-Einwohner- Ortes an der Autobahn A9 und Bundesstraße 100 nördlich des Schkeuditzer Kreuzes ein 600 Quadratmeter großes Gelände gekauft und ein Gemeindehaus errichtet. Ihr bisheriger Gottesdienstraum war eine marode Baracke. Das Konzept: Im Erdgeschoss befindet sich die Kapelle, die mittels Schiebetür mit dem benachbarten Veranstaltungsraum vergrößert werden kann. Im Obergeschoss ist eine Wohnung für vier geistig Behinderte entstanden, die hier im Rahmen betreuten Wohnens leben und auch den Raum im Erdgeschoss nutzen werden. Kurzum, das Haus ist weitgehend an die ctm vermietet.
Auch ohne eigenen Seelsorger Ortsgemeinde
Brehna gehört gemeinsam mit Roitzsch und Petersroda zur Pfarrei St. Joseph Holzweißig. Doch obwohl die Gemeinde keinen Seelsorger mehr vor Ort hat, besteht ein reges Gemeindeleben, wie Mitglied Erhard Nestmann erzählt. "Wir freuen uns darüber, dass wir auf Grund unser florierendes Gewerbegebiet in unserer Gemeinde in den letzen Jahren junge Neuankömmlinge begrüßen konnten", sagt Nestmann. Auch das sei ein Grund gewesen, sich intensiv um den Bau von Kapelle und Gemeinderaum zu kümmern.
Weihbischof Feige war gekommen, um das neue Gebäude einzuweihen. In seiner Predigt berichtete er davon, dass sich die Bischofskonferenz bei ihrer Herbstversammlung gerade mit der Frage der Umwidmung nicht mehr gebrauchter Kirchen befasst habe. In Brehna sei das hoffnungsvolle Gegenteil der Fall: "Ihr habt euch ein Gemeindehaus mit Kapelle geschaffen, weil ihr eine lebendige Gemeinde seid. Wir Christen sind eine interessante Gemeinschaft für die Welt. Möge dies hier in Brehna immer so bleiben."
"Wir hoffen, dass wir mit unserem Haus am Schnittpunkt zwischen dem alten und dem neuen Brehna einen Beitrag zum geistigen Leben in unserer Stadt leisten können", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Winfried Weber. Das Haus möge unter dem Schutz des heiligen Michael zu einem "Ort der Begegnung zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen werden".
"Überdurchschnittliches Bürgerengagement"
Möglich geworden sei der Bau für die Gemeinde nicht zuletzt durch die Idee, Behinderte aufzunehmen, sagte Weber vor der Festversammlung, so dass die ctm einen "beträchtlichen Baukostenzuschuss zur Verfügung stellte". Aus der Gemeinde und darüber hinaus sei so manche Spende gekommen. Zudem habe man nach Schätzung von Pfarrer Bernhard Schelenz, der selbst mit Hand anlegte, zirka 30 Prozent der Gesamtkosten als Eigenleistungen erbracht. Tüchtig geholfen hätten dabei nicht nur Brehnaer, sondern auch Gemeindemitglieder aus Holz-weißig und Roitzsch.
Bürgermeister Wolfgang Biedermann (parteilos) lobte denn auch das Organisationstalent von Pfarrer Schelenz und den großen Einsatz der Gemeinde: "Was hier an Freiwilligkeit und Opferbereitschaft gezeigt wurde, ist überdurchschnittliches Bürgerengagement und beispielgebend." Nur so lasse sich in den Kommunen noch etwas bewegen. Landrat Uwe Schulze (CDU) wünschte der Gemeinde, sie möge die "Werte Glaube, Hoffnung, Liebe, deren die Menschen im Landkreis Bitterfeld dringend bedürfen", unter die Bevölkerung tragen. Und auch der evangelische Sandersdorfer Pfarrer Bernhard Gaus wünschte Gottes Segen.
Für ctm-Geschäftsführer Georg Stockhausen ist das Projekt Gemeindehaus Brehna und der im nächsten Jahr darüber hinaus geplante Bau von zehn Wohneinheiten für altersgerechtes Wohnen auf einem unmittelbar benachbarten Gelände ebenfalls eine runde Angelegenheit. "Die Gemeinde ist mit ihrem Anliegen auf uns zugekommen und wir reagieren den Möglichkeiten des Ortes entsprechend. Wir müssen nicht -wie andernorts nötig -der Gemeinde eine Einrichtung abnehmen, die sie nicht selbst führen kann. Die Brehnaer wollen sich um die Sozialbetreuung der Senioren kümmern."
Caritas baut Gebäude für altersgerechtes Wohnen
Zehn Wohneinheiten seien eine überschaubare Größe, bei der die Gemeindemitglieder ihre Kräfte entwickeln könnten. "Wir bieten die professionellen Rahmenbedingungen und in der Kleinstadt bezahlbare Senioren-Wohnungen", so Stockhausen. "Und wer als alter Mensch irgendwann mehr Hilfe braucht, kann in eines unserer Altenpflegeheime in Bitterfeld, Delitzsch oder Zörbig aufgenommen zu werden."
Auch Pfarrer Schelenz hofft, dass das Konzept aufgeht: "Ich setze alles daran, dass die Gemeinden Holzweißig, Brehna, Roitzsch und Petershagen, für die ich Verantwortung trage, in ihren Orten als Kirche präsent bleiben. Die Kirche muss im Dorf bleiben. Nur so können wir dem Auftrag des Evangeliums gerecht werden und verhindern, dass immer mehr Regionen zu ,weißen Flecken' werden. Ich hoffe, dass die neuen Möglichkeiten in Brehna dazu beitragen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 13.10.2003