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Musik ist wie eine Rose in deiner Hand

Im Gegensatz zu aufwändigen TV-Castings beweisen Eichsfelder Jugendliche, daß Musizieren auch Spaß m

Frieden und Harmonie: Sängerinnen des Chores Acrobaleno.

Worbis -Was ist Musik? Vor allem: Was ist gute Musik? Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden, was zu Toleranz herausfordert -und die Hits sind heute sowieso das Ergebnis von Quoten und Verkaufszahlen. Da kommt es wohl weniger auf Inhalte an. Aber: "Musik ist wie eine Rose in deiner Hand" meint Pfarrer Bernhard Streicher aus Ecklingerode im Eichsfeld, als er nach dem Misereor-Solidaritätsmarsch am 28. September das Abschlusskonzert in Worbis eröffnet. Der von ihm gegründete Eichsfelderjugendchor trat ebenso auf wie die Blaskapelle aus dem fränkischen Meeder, die Gruppe "4 Voices" sowie der Chor Acrobaleno (Italienisch: Regenbogen).

Was das Publikum geboten bekommt, ist ein Potpourri aus geistlicher und weltlicher Musik, Leichtes und Schweres, Nachdenkliches und Beschwingtes. Andrew Lloyd Webbers "Jesus Christ Superstar" ist dabei oder Ference Geigers "El condor pasa" Die Sopranistin Juliane Voigt, die als Autodidaktin Erstaunliches leistet, ist die Seele des Konzertes.

Beim "Oregon" von Jacob de Haan zieht die Blaskapelle Meeder alle Register ihres Könnens: Diese "Fantasy for band" erzählt die Geschichte von Oregon, eines der nordwestlichsten Staaten Nordamerikas. Anhand einer Bahnfahrt mit der "Northern Pacific Railroad" wird der Zuhörer durch die faszinierende Landschaft Oregons geführt. Es ist nicht zu vermeiden, dass man während dieser abenteuerlichen Reise ab und zu in einem Traum in die Vergangenheit versinkt, wobei Indianer, Cowboys, Goldgräber und von Pferden gezogene Planwagen vorüber ziehen. Man sieht Kirk Douglas vor sich, der als Captain William J. Tadlock den Oregon-Zug in eine bessere Welt führen wollte und am Ende scheiterte.

Die "4 Voices" singen "Schalom", den alten Friedensgruß Israels, der seine Bedeutung in der Verbannung, in der Fremde bekommt und die tiefe Sehnsucht eines gebeugten Volkes nach Frieden und Freiheit ausdrückt. In der Treue löst Gott seine Verheißungen ein, die er einst seinem Volke gab.

Der Prophet Jeremia zum Beispiel erlebte die drei Wegführungen nach Babel in den Jahren 606, 597 und 586 und den Untergang Jerusalems im Jahre 586 schmerzvoll mit. Wie hatte gerade er über das zerstörte Jerusalem geweint. In den Klageliedern bringt er seinen Schmerz zum Ausdruck. Aber dann gab Gott ihm die hoffnungsvolle Botschaft an sein Volk, dass die Kinder Israel wieder im Lande der Väter leben werden, dass sie wieder jubeln und feiern werden, besonders bei Hochzeiten und bei anderen Festen: "Schalom".

Acrobaleno, die Nachfolgegeneration des Eichsfeldjugendchores, "meine Kinder", wie Pfarrer Streicher stolz berichtet, erzählen unter anderem die Geschichte des Löwenkindes Simba, das glaubte, am Tod seines Vaters, des mächtigen Königs Mufassa, schuld zu sein. Nach der Flucht vor seinem machtgierigen Onkel Scar, kehrt er mit seinen Freunden Timo (Erdhörnchen) und Pumba (Warzenschwein) zurück, um den "Königsfelsen" von seinem Onkel und den Hyänen zu befreien. Und der Eichsfeldjugendchor singt die Geschichte von Peter Maffays "Tabaluga", der nach dem Sinn seines Lebens sucht.

Jugend musiziert. Hier herrscht nicht das schockierende Durcheinander aufwändiger TV-Castings, die auf der Suche nach den Superstars der Nation sind und die am Ende -für die meisten jedenfalls -in bitterer Enttäuschung enden. Hier überwiegt die Freude an der Musik, und nur an der Musik. Bernhard Streicher hat nicht zu viel versprochen: Musik ist wie eine Rose in der Hand, etwas, wovon man eine Weile zehren kann.

Am Ende des Konzertes verteilen die Mitglieder des Eichsfeldjugendchores Rosen an die Zuschauer, symbolisch freilich, denn nicht jeder kann bedacht werden. Vielleicht ist es aber das, was der Gesellschaft fehlt: Die liebevollen Gesten, die Leichtigkeit, die Harmonie und der Frieden einer musischen Leitkultur. Das wärs doch.

Andreas Schuppert

CD-Tipp:
Eichsfeldjugendchor:
"Hey du, träume mit uns",
"Komm, sing mit uns".
Zu beziehen über:
Katholisches Pfarramt St. Valentin,
Pfarrgasse 4,
37339 Ecklingerode,
Tel. (03 60 71) 9 79 00

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 13.10.2003

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