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Bistum Magdeburg

Um die Zukunft nicht bange

Gemeindereferentin Günther: Gemeinden werden ohne Hauptamtliche bestehen

Erika Günther: Es gibt Grund genug, zuversichtlich zu sein.

Mieste (ep) -Kann an einem Ort wie Mieste künftig Gemeinde auch ohne einen Hauptlichen bestehen? Das ist eine von vielen Fragen, die Gemeindereferentin Erika Günther (62) bei ihrem Dienst in der Altmarkgemeinde immer wieder bewegen. "Wenn fünf junge Frauen, die nicht unbedingt regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst kommen, religiöse Impulse für ihre Kleinkinder und sich selbst suchen -ist das nicht eine Chance?" sagt Frau Günther. "Und wenn eine junge Lehrerin, die Religionsunterricht erteilt, sagt: ,Ich möchte mich mit meinen Fähigkeiten in die Gemeinde einbringen.' Kann man da nicht Hoffnung haben, auch im Blick auf Zeiten, wo hier vielleicht keine Gemeindereferentin oder ein Priester mehr am Ort sind?!"

So geht Frau Günther mit gelassener Zuversicht an ihre Aufgaben, und dies auch angesichts der Tatsache, dass sich in der ihr fast auf den Tag vor 25 Jahren anvertrauten Gemeinde die Zahlen inzwischen halbiert haben. 221 katholische Frauen, Männer und Kinder gehörten Ende 2002 zur Kuratie St. Elisabeth, die meisten davon in Mieste selbst.

Jeden Sonntag wird in der Miester Kirche mit Pfarrer Johannes Eisele aus Gardelegen die Eucharistie gefeiert. Zudem lädt Frau Günther jeden Dienstag zum Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung ein. Wie in jeder Gemeinde gibt es auch in Mieste zahlreiche Senioren, was über die Gottesdienste hinaus weitere Angebote sinnvoll macht: So ist jeden Mittwoch Seniorenrunde: Zwei Mal im Monat als Erzählcafé, bei dem alte Geschichten und Neuigkeiten ausgetauscht werden. Einen Mittwoch steht ein Thema auf dem Programm "Dann kommen auch Gäste aus dem Dorf." Und in der vierten Woche wird gemeinsam Mittag gegessen.

Hoffnung macht der passionierten Gemeindereferentin nicht zuletzt, dass es Menschen gibt, die sich für den Glauben interessieren und die bereit sind, Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen. Etwa die fünf jungen Frauen aus vier Dörfern, die mit ihren insgesamt acht kleinen Kindern jede Woche zusammenkommen und sagen: "Wir wollen was für unsere Kinder tun, aber auch etwas für unser religiöses Leben erfahren." Oder die Frauen, die sich einmal im Monat zum Frauenkreis treffen -gerade wurde gemeinsam ein Lydiafest gefeiert. Und auch ein Männerkreis trifft sich.

"Wir überlegen immer wieder im Pfarrgemeinderat, wie wir über unsere katholische Gemeinde hinaus für alle Menschen offen sein können", sagt Frau Günther. So lädt sie einmal im Monat zum Seniorentanz ein. 23 bis 25 Frauen kommen! Zudem trifft sich im Gemeindehaus regelmäßig eine Handarbeitsgruppe von 15 Frauen, etliche sind evangelisch, eine der Frauen katholisch. Überhaupt geschieht in Mieste so manches ökumenisch: Es gibt drei Mal jährlich das gemeinsame Abendgebet, Johannes- und Martinsfest, die ökumenische Jahresschlussandacht und den Weltgebetstag der Frauen...

Um über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, möchte die Gemeinde eine Paten- und Partnerschaft zu Menschen etwa in Osteuropa aufbauen. Zum Tag des offenen Denkmals war die 1957 gebaute, denkmalgeschütze Kirche selbstverständlich geöffnet. Und auch anlässlich des Weihnachtsmarktes vor dem Kirchengelände wird die Gemeinde ihre schöne St.-Elisabeth-Kirche deutlich sichtbar offen halten.

"Ist es möglich, über Jahre hin Menschen so verantwortlich zu machen, dass sie die Gemeinde auch ohne Hauptamtlichen weiter tragen werden?" Frau Günther ist davon überzeugt. Da ist jemand, "eine geistliche Frau", wie sie sagt, der sie es zutraut, Wortgottesdienst zu halten. Jemand anderes könnte sich um die Seniorenarbeit kümmern. Und wenn es Eltern gibt, denen an der Glaubensweitergabe an ihre Kinder liegt, lässt sich auch hier ein Weg finden, sagt Frau Günther. Schließlich seien alle für die Seelsorge verantwortlich. "Es ist Aufgabe der Pastoral, dies ständig in der Gemeinde bewusst zu machen und einzuüben", so die Gemeindereferentin.

Frau Günther hat für die Gemeinde Mieste noch einen Traum: Sie möchte an der Kirche ein Zentrum für alte und bedürftige Menschen schaffen. "Das böte nicht nur Senioren eine Chance, sondern könnte auch den Fortbestand der Gemeinde mit Kirche, Gemeindeund Pfarrhaus sichern helfen", hofft die Gemeindereferentin .

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 20.10.2003

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