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Bistum Dresden-Meißen

Papst widersteht dem Trend der Zeit

Podiumsdiskussion zum 25. Jahrestag der Wahl Johannes Paul II. im St.-Benno-Gymnasium

Freunde: Besuche beim Papst gehören zum Alltag der Bischöfe. Im Bild Bischof Joachim Reinelt, Miroslav Kardinal Vlk und Papst Johannes Paul II.

Dresden (tg) -Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt hat Papst Johannes Paul II. als eine intelligente und standhafte Persönlichkeit gewürdigt. Bei einem Treffen im Vatikan hätten ihn das historische Detailwissen des Papstes und dessen "menschliche Art" des Umgangs imponiert, berichtete Reinelt auf einer Podiumsdiskussion im Dresdner St.-Benno- Gymnasium anlässlich der Papstwahl vor 25 Jahren. "Dieser Papst hat den Mut, gegen den Trend einer verrückt gewordenen Gesellschaft anzutreten", so Reinelt. Dies gelte auch für die Positionen Johannes Pauls II. zur Sexualmoral.

Der Papst habe sich von Beginn seiner Amtszeit an das Ziel gesetzt, die katholische Kirche auf das dritte Jahrtausend in einer postmodernen und säkularisierten Welt vorzubereiten, sagte der ehemalige Leiter des Bistums- Archivs, Siegfried Seifert, in einem Vortrag. Johannes Paul II. habe stets die Auffassung vertreten, die Kultur sei das wichtigste Fundament der Völker. Kein anderer Mensch sei auf seinen Reisen -insgesamt mehr als 100 -mit so vielen Kulturen in Kontakt gekommen. Enorm sei auch, was er für das gute Verhältnis gegenüber dem Judentum getan habe. Aus der Achtung vor der religiösen Überzeugung Anderer habe er zudem den Dialog mit dem Islam und dem Buddhismus vorangebracht. Die Umsetzung wichtiger Elemente des Zweiten Vatikanischen Konzils habe der Papst konsequent und aktiv betrieben. "Es ist ein bedeutendes Pontifikat, das wir erleben", meinte Seifert.

Dem polnischen Volk habe der Papst während der Herrschaft der Kommunistischen Partei das Bewusstsein gegeben, dass das Fundament der Gesellschaft nicht die kommunistische Ideologie sei, sagte Kazimierz Woycicki vom Polnischen Institut in Leipzig. Johannes Paul II. habe auch die polnische Kirche mit seinem Charisma geprägt. Deshalb gebe es Befürchtungen, unter einem Nachfolger könnte es zu einer Spaltung zwischen konservativen und progressiven Strömungen innerhalb der Kirche Polens kommen.

Auf große Distanz gegenüber dem Papst hingegen deuteten die Ergebnisse einer Meinungsumfrage unter 110 Schülern der oberen Klassenstufen des St.- Benno-Gymnasiums hin. Auf die Frage, ob der Papst eine Bedeutung für ihren Glauben habe, hatte beispielsweise eine Mehrheit der Befragten mit Nein geantwortet. Der größte Teil der Schüler identifizierte sich dem Ergebnis zufolge auch nicht mit den ethischen Positionen des Papstes. Der Ansicht, Johannes Paul II. habe wesentlich zu den politischen Veränderungen 1989/90 beigetragen, konnten sich die meisten der befragten Schüler nicht anschließen. Dagegen sah eine Mehrheit Verdienste des Papstes um die Entwicklungsländer außerhalb Europas. Der Aussage, das Bild des Papstes in den Massenmedien sei negativ, stimmte eine Mehrheit der katholischen Schüler zu, evangelische Schüler hingegen widersprachen mehrheitlich. Überwiegend positiv werteten die Schüler das Engagement des Papstes für den Frieden, für die Jugend, sein Zugehen auf andere Weltreligionen und seine Tapferkeit trotz seiner Gebrechlichkeit.

Auf Unverständnis hingegen stießen die Ansichten des Papstes zur Sexualmoral. Kritisch hätten die meisten Schüler auch seine Position zur Ökumene gesehen, sagte Martin Bertram, Lehrer am Benno-Gymnasium, der die Ergebnisse bekannt gab. Bischof Reinelt kommentierte diese Ergebnisse mit der Bemerkung, er glaube, die Schüler läsen zu viel Zeitung und schauten zu viel Fernsehen. Von dem in den Massenmedien Berichteten stimmten doch nur zehn Prozent, fügte er hinzu.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.10.2003

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