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Auf zwei Minuten

Die Lücke füllen

Wir haben in der Kirche und in der Welt einen bestimmten Platz, den nur wir ausfüllen können.

Pater Damian

Ein Christ träumte, er sei gestorben und ein Engel trage ihn in die Ewigkeit hinauf. Droben war ein herrlicher Tempel. Der Pilger bestaunte mit großen Augen dieses wunderbare Bauwerk. Plötzlich aber entdeckte er im Gewölbe eine Lücke. Offenbar fehlte da ein Stein. So sprach er zu dem Engel: "Was ist denn das für eine hässliche Lücke?" Dieser antwortete: "Das ist die Lücke, die du gemacht hast. Gott hat gerade dich dazu bestimmt, diese kleine Stelle auszufüllen. Du hattest aber immer andere Dinge im Kopf, so dass du nie dazu gekommen bist, diese deine Pflicht, die Gott dir zugemutet hat, zu erfüllen." Darüber wachte der Mann auf, ließ nun das Klagen und Schimpfen über all die Unzulänglichkeiten in seiner Familie und Pfarrgemeinde sein und arbeitete künftig fröhlich mit. Er wollte seine Lücke im Tempel Gottes füllen. (Verfasser unbekannt).

Das Bild vom himmlischen Tempel, wie es der Christ im Traume sieht, holt der Brief an die Epheser hier und jetzt auf die Erde herab: "Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut" (Eph 2,19-22). Zu einem Haus gehören nicht nur das Fundament und der Schluss- oder Eckstein, sondern viele einzelne Steine und Teile. Sie alle sind wichtig und unentbehrlich, um das Haus fertigzustellen. Übertragen auf Kirche und Welt: Wir haben in der Kirche und in der Welt einen bestimmten Platz, den nur wir ausfüllen, eine bestimmte Aufgabe, die nur wir erfüllen können. Der Hausbau Gottes hängt von jedem einzelnen Menschen ab, davon, wie einer lebt und "baut". Er kann es mit wertvollen und edlen Steinen tun, die einen festen Halt bieten, er kann aber auch mit Heu oder Stroh weiterbauen (vgl. 1 Kor 3, 12). Gottes Haus muss vor allen Dingen in der christlichen Gemeinde erbaut werden. Gott will ja unter und in den Menschen wohnen.

"Jeder Mensch ist ersetzbar" -das mag für Organisationen und Betriebe gelten. Vor Gott aber kann ein Mensch sich damit nicht herausreden. Jeder ist einmalig und unersetzlich, ein Unikat, das Gott für den Bau seines Hauses hier und für die Ewigkeit braucht. Keiner ist zu gering, keiner nutzlos. Wer sich nicht als Teilstück des Baus einbringt und wer sich der Mitarbeit verweigert, der hinterlässt eine Lücke.

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.10.2003

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