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Aus der Region

Ein neuer Anziehungspunkt in der Region

Saisonabschluss in Volkenroda

Mit einem ökumenischen Pilgerweg sind am Reformationstag (31. Oktober) im Kloster Volkenroda bei Mühlhausen die Tore des Christus-Pavillon für dieses Jahr geschlossen worden (siehe auch nebenstehenden Beitrag). Unter dem Motto "Unterwegs zur Einheit" feierte die evangelische Jesus-Bruderschaft von Volkenroda diesen Tag mit den Franziskanern vom Hülfensberg (Eichsfeld). Der TAG DES HERRN sprach mit Dr. Karl-Heinz Michel von der Jesus- Bruderschaft und mit Franziskaner- Bruder Heribert Arens.

Frage: Herr Dr. Michel, für den Christus-Pavillon im Kloster Volkenroda geht die zweite Saison zu Ende. Welche Bilanz ziehen Sie?

Michel: Das Wichtigste für uns ist: Der Christus-Pavillon schlägt in der Region Wurzeln. Darüber sind wir sehr froh. In der vergangenen Saison gab es hier einige Veranstaltungen für die Region, zum Beispiel einen Familientag, einen Chöre-Gottesdienste, die ökumenische Lehrerwallfahrt. Daneben haben der Pavillon selbst, aber auch einzelne Veranstaltungen wie das Kulturfestival eine weite Ausstrahlung. Das war von Anfang an so.

Frage: Bruder Heribert, Sie gehören einem alten Orden an und kommen aus einem alten Kloster. Wie beurteilen Sie die Entwickkung des -bezogen auf den Beginn des Wiederaufbaus -jungen Klosters Volkenroda und seiner Bruderschaft?

Bruder Heribert: In der Jesus- Bruderschaft vom Kloster Volkenroda haben wir einen ökumenischen Partner gefunden, der als evangelische Gemeinschaft hier beeindruckend versucht, die Ideale der Zisterzienser auf seine Art wieder neu aufleben zu lassen. Das ist wunderbar. Und es freut mich, dass es zwischen unseren beiden Gemeinschaften einen sehr lebendigen Austausch gibt.

Frage: Sie sind -zum Saison- Abschluss -einen Pilgerweg gegangen. Pilgerwege und Wallfahrten scheinen eine Renaissance zu erleben. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Bruder Heribert: Wir leben in einer Zeit, in der es weltweit so viele Wanderungsbewegungen gibt, wie nie zuvor. Für viele Menschen ist damit das Gespür verbunden: Nichts ist beständig. Im Gegenzug wächst eine neue Sensibilität für das Unterwegs- Sein in unserem eigenen Leben. Leben hat den Charakter des Pilger-Seins. Auf einer Wallfahrt oder einem Pilgerweg wird das besonders spürbar. Dabei gibt es durchaus Unterschiede: Für manchen ist es wichtig, dass das Pilgern ein Ziel hat. Das ist zum Beispiel typisch für unsere Hülfensberg-Wallfahrten. Es gibt aber auch Pilgerwege, für die gilt: Der Weg ist das Ziel.

Michel: Viele Christen sind heute den nur verkopften Glauben leid. Glauben umfasst doch den ganzen Menschen. Wenn das so ist, muss das irgendwo deutlich werden. Und das kann zum Beispiel passieren, wenn man sich auf einen Pilgerweg macht. Wenn man mehrere Tage miteinander unterwegs ist, da geschieht ja etwas mit dem Einzelnen. Man ist in einer konkreten Gemeinschaft unterwegs. Man ist dem Wetter ausgesetzt. Man ist körperlich gefordert. Da kann man Glaube für Geist, Seele und Leib erleben. Und es ist nur gut, dass das in der evangelischen Kirche langsam wieder entdeckt wird.

Frage: Sie sind den Pilgerweg am Reformationstag in ökumenischer Gemeinschaft gegangen. Können solche Pilgerwege Impulse für das Miteinander der Kirchen geben?

Michel: Aber sicher. Jede gemeinsame Erfahrung bringt uns, die Christen der verschiedenen Konfessionen und die Kirchen weiter. Gerade deshalb sollten wir die Dinge, die wir gemeinsam tun können, unbedingt auch gemeinsam tun. Ein Pilgerweg gehört dazu.

Bruder Heribert: Irgendjemand hat einmal gesagt: Evangelisieren heißt nicht, die ganze Welt verändern, sondern Orte der Erlösung schaffen. Also: Wenn wir immer warten wollten, dass alle gemeinsam sich an einer Sache beteiligen, dann passiert gar nichts. Was uns im Miteinander der Kirchen vorwärts bringt, sind die Punkte der Gemeinsamkeit, die an der Basis gesetzt werden. Da wird nicht viel diskutiert, sondern getan. Das geschieht hier in Volkenroda und das bringt uns wenigstens genauso weit wie ein theologisches Abendforum.

Fragen: Matthias Holluba

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 10.11.2003

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