Wer Hilfe braucht, muss sie bekommen
Sabine Sczesny aus Peitz engagiert sich in der Kommunalpolitik
Peitz -Mehr als die Hälfte der Brandenburger blieb der letzten Kommunalwahl fern. Die Menschen nahmen ihr demokratische Verantwortung nicht wahr, geschweige denn, dass sich viele von ihnen im praktischen Alltag für das Gemeinwohl aller einsetzen würden. Doch es gibt auch engagierte Bürger in der Region. In Peitz zum Beispiel ließen sich mehrere katholische Christen in das Stadtparlament wählen. Eine von ihnen ist Sabine Sczesny.
Die Kommunalpolitikerin ist 48 Jahre alt, parteilos, Mutter einer 21-jährigen Tochter und seit Sommer dieses Jahres Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin am Sozialpädiatrischen Institut des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus. Vorher arbeitete sie zwölf Jahre bei der Caritas, baute die Einrichtungen für psychisch Kranke in Forst, Spremberg und Guben mit auf und war in der Landesstelle für Aussiedler in Peitz tätig. "Ich bin mit der Kommunalpolitik groß geworden" begründet sie die Frage, warum sie sich als Christin in der Politik engagiert, zumal Politiker in der Bevölkerung eher keinen guten Ruf genießen. "In unserer Familie spielte das Wohl und Wehe der Stadt schon immer eine Rolle", sagt Frau Sczesny. Großvater und Vater seien Angestellte der Stadt und die Mutter Bibliothekarin gewesen. Da seien Probleme der Stadt nicht außen vor geblieben. "Es war Tagesgespräch, was sich in und um den Ort und die Menschen, die darin wohnen, tut", sagt Sczesny. "Und so geht es mir auch. Wer Hilfe braucht, dem muss geholfen werden, egal auf welcher Seite er steht."
1999 ließ sich das damalige Pfarrgemeinderatsmitglied Sabine Sczesny vom damaligen katholischen Bürgermeister Heinrich Gellner dazu bewegen, auch ohne Mitgliedschaft in einer Partei für das Stadtparlament zu kandidieren. Jetzt beginnt ihre zweite Legislaturperiode.
Von ihrem Vater bekam sie einmal den Rat: "Wenn du in der Öffentlichkeit etwas bewegen und dabei nur deinem Gewissen folgen willst, musst du unabhängig sein. Überlege dir eine Parteizugehörigkeit gut." Obwohl sie den Zielen der CDU sehr nahe stehe, habe sie diesen Rat bis heute befolgt, sagt Frau Sczesny, und fügt hinzu: "Ich fahre gut damit."
Ihr parlamentarisches Betätigungsfeld ist vor allem der Sozialausschuss. Hier vereint sie Beruf und Ehrenamt. Es geht um "Kitaplätze, Schulbusfragen, Arbeit mit kinderreichen Familien, Schulen allgemein und Schülerzahlen, das weite Gebiet der Kultur wie Museen und Vereine, auch das offene Caritas-Jugendhaus und eine nicht alltägliche Gruppe: "Der Verein für sozial Schwache".
Wie viel Freizeit daran hängt? Auf diese Frage winkt Frau Sczesny ab. "Oft werde ich auf der Straße angesprochen in einer Situation, die mir gerade gar nicht passt. In der Kleinstadt kennt man sich. Zuhören ist aber so wichtig." Und dann wird sie still, sucht nach Worten: "Ich will den Menschen sehen, so wie ihn Gott geschaffen hat, auch wenn ich mich mit ihm in der Sache streite." Sie möchte jedem gegenüber "Gerechtigkeit" üben, was allerdings oft schwer sei.
Akzeptanz und Toleranz wolle sie praktizieren und dazu in ihren Gesprächen ermutigen, sagt Frau Sczesny. "Vielleicht macht das ein Stück des Wirkens als Christ in der Welt aus", sagt sie. "Auch als nicht CDU-Mitglied, aber als Angehörige dieser Fraktion hat das "C" für mich eine große Bedeutung!"
Aus familiären Gründen habe sie im Sommer -schweren Herzens wie sie sagt -ihre Arbeit bei der Caritas aufgegeben. Die neue Tätigkeit im Sozialpädiatrischen Zentrum bringt jedoch neue Berührungspunkte mit der Caritas-Kreisstelle im Zusammenhang mit der Vermittlung von Mutter-Kind-Kuren. "So schließt sich der Kreis" sagt sie und fügt hinzu: Mir ist die Mitarbeit im Caritasrat angetragen worden. Ich habe zugesagt."
Klaus Schirmer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 01.12.2003