"Einladend, offen und dialogbereit"
Bistumsversammlung verabschiedete erste Beschlüsse des Pastoralen Zukunftsgespräches
Magdeburg (ep) -Das Pastorale Zukunftsgespräch (PZG) ist am vergangenen Wochenende einen großen Schritt vorangekommen. Die Bistumsversammlung verabschiedete in dritter und damit letzter Lesung sechs Beschlussvorlagen. Auch Bischof Leo Nowak stimmte während der Versammlung diesen Texten bereits grundsätzlich zu. Damit sind die Papiere zum Leitbild, zum Thema Glaubenszeugnis (Martyria), zur Liturgie, zur Diakonie, zur Öffentlichkeitsarbeit und zu Strukturen und Zuständigkeiten bis auf noch notwendige geringfügige Überarbeitungen fertig gestellt und können Anfang kommenden Jahres dem Bischof zur Inkraftsetzung vorgelegt werden.
Die meisten der Beschlussvorlagen passierten zügig das Plenum. Diskussionsbedarf gab es jedoch noch einmal beim Entwurf zum Leitbild: Als Problem hatte sich gezeigt, dass dessen Zielaussage weniger stark den notwendigen Aufbruch hin zu einer missionarischen Kirche beschrieb als etwa die entsprechenden Formulierungen in der Beschlussvorlage zum Thema Martyria. Und hier vollzog sich unter einem Teil der Delegierten über die inzwischen vier Sitzungen hinweg ein Sinneswandel: Am Ende steht nun eine nach vorn gerichtete Zielaussage. So heißt es unter anderem jetzt (in Zeile 326ff): "Wir wollen eine Kirche sein, die sich nicht selbst genügt, sondern allen Menschen Anteil an der Hoffnung gibt, die uns in Jesus Christus geschenkt ist. Einladend, offen und dialogbereit gehen wir in die Zukunft."
In erst zweiter Lesung behandelten die Delegierten die Beschlussvorlagen zur Ökumene und zum Bereich "Personen und Kompetenzen" . Bei der Debatte wurde noch stärker als bisher die Notwendigkeit des umfassenden ökumenischen Miteinanders herausgestellt. So heißt es jetzt (in Zeile 207ff): "Ökumenisches Denken und Handeln soll auf allen Ebenen kirchlichen Lebens als durchgängige Perspektive wirksam werden." Diskutiert wurde auch, die Intensität des ökumenischen Miteinanders beim schulischen Religionsunterricht zu verstärken. Am Ende stand (in Zeile 268f) die Formulierung: "Insbe-sondere ist es dringend geboten, nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit im konfessionellen schulischen Religionsunterricht zu suchen."
Ökumene-Papier und Vorlage "Personen und Kompetenzen" werden die Delegierten bei der fünften Bistumsversammlung am 17. Januar kommenden Jahres endgültig verabschieden. Zudem soll dann über ein Eck- Punkte-Papier befunden werden. Dieses soll nach Abschluss des PZG im Februar 2004 Orientierungsrahmen für die Weiterarbeit in den Bereichen Familie, Kinder- und Jugendarbeit sowie Religionsunterricht sein. Von der anfänglichen Absicht, zur Kinderarbeit, Jugendarbeit und zum schulischer Religionsunterricht je ein eigenes Papier zu erstellen, war die Bistumsversammlung unter anderem aus Zeitgründen im Laufe des PZG abgerückt.
Aus den Gemeinden zur Diskussion eingereichte Themen wie die Diakonweihe von Frauen oder die Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester, die nicht im Bistum entschieden werden können, wurden gesammelt. Für die nächste Bistumsversammlung ist eine Auflistung in Aussicht gestellt, die sich die Bistumsversammlung aber nicht als Prozessergebnis zu Eigen machen werde, hieß es. Dagegen sei die konkrete Umsetzung der verabschiedeten Texte bereits im Blick. So entwickele die PZG-Steuergruppe derzeit einen Projektplan, wie die Beschlüsse modellhaft realisiert werden sollen. Über entsprechende Kontrollinstanzen werde noch diskutiert.
Zu Beginn der Versammlung hatte der Magdeburger evangelische Bischof Axel Noack alle Christen Sachsen-Anhalts ermutigt, der Situation der Kirchen ungeschminkt ins Auge zu sehen. Prüfstein für ein gutes ökumenisches Miteinander müsse sein, sich hundertprozentig freuen zu können, wenn die jeweils andere Kirche ungetaufte Mitmenschen in die christliche Gemeinschaft aufnimmt. Landtagspräsident Adolf Spotka, der wie Noack als Gast an den Beratungen teilnahm, forderte die Kirchen auf, angesichts eines "diffusen Megatrends der Respiritualisierung" die eigene Spiritualität neu zu beleben, und selbst Lernende zu sein. "Sie müssen Glauben und Lebensalltag wieder stärker zusammenführen", damit "Gott von den auf der Suche befindlichen Menschen neu entdeckt werden kann".
Näheres zu den PZG-Texten unter:
www.bistum-magdeburg.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.12.2003