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Bistum Görlitz

Wo Einsame wieder lächeln können

Görlitz: Weihnachtsstube der Caritas ist für Alleinstehende ein Hoffnungsschimmer an Heiligabend

Bernd Schilling: Organisiert die Weihnachtsstube.

Görlitz (mim) -"Wenn in rauhen, unrasierten Gesichtern plötzlich ein Lächeln erscheint und die Augen feucht werden, dann ist das für mich eine sehr dankbare Erfahrung", sagt Bernd Schilling. Der Leiter der Caritas- Kreisstelle in Görlitz organisiert in diesem Jahr die traditionelle Weihnachtsstube am Heiligabend -ein Angebot für Menschen, die zu Weihnachten allein sind. Seit 27 Jahren gibt es die Weihnachtsstube in Görlitz schon. An die 50 Menschen sind jedes Jahr aufs Neue froh, dass sie einen Platz haben, an dem sie Heiligabend zwischen 17 und 21 Uhr ein paar schöne Stunden verbringen können.

So etwa die allein erziehende Maria H. (Name von der Redaktion geändert). Sie ist Mutter von drei Kindern und leidet unter starken Depressionen und Alkoholsucht. Nie hatte sie die Möglichkeit, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest mit Christbaum, besonderem Essen und Geschenken zu bescheren. "Seit einigen Jahren kommt sie regelmäßig zur Weihnachtsstube und bringt manchmal auch ihre mittlerweile erwachsenen Söhne mit", sagt Schilling.

Weihnachten ist für viele eine schwere Zeit

Vorwiegend seien es aber ältere Männer, die das Angebot der Weihnachtsstube in Anspruch nehmen. "Besonders für die Wohnungs- und Obdachlosen sind die Weihnachtstage immer eine schwierige Zeit", sagt der Sozialarbeiter. "Die Straßen sind menschenleer. Die Bahnhofsmission hat geschlossen, und sie wissen nichts mit sich und dem Tag anzufangen." In der Weihnachtsstube erwarten sie dann weihnachtlich geschmückte Tische, besinnliche Musik, Gebäck sowie der typische Kartoffelsalat mit Würstchen. Doch am wichtigsten sind all die anderen Menschen, die an diesem Abend ebenso allein wären.

"Besonders schön ist, im Laufe des Abends zu sehen, wie die Besucher miteinander ins Gespräch kommen und auch füreinander da sind", sagt Schilling. "Dann wird ein in sich gekehrter Mann, der auf der Straße leben muss, plötzlich fürsorglich und hilft der älteren Dame neben sich beim Kaffee einschenken." Solche Situationen seien es, die die vorhergehenden Mühen mit der Organisation der Weihnachtsstube mit einem Mal vergessen lassen.

Denn auch für Bernd Schilling ist die Arbeit am Heiligabend nicht immer einfach. "Ich habe meiner fünfjährigen Tochter erklärt, dass wir in diesem Jahr erst anderen Menschen eine Freude machen, ehe wir uns selbst gegenseitig Freude bereiten", so Schilling. Wie groß die Freude der Besucher der Weihnachtsstube ist, wird meist am Ende des Abends deutlich: "Wir bekommen immer eine über die Maßen große Dankbarkeit zu spüren. Sei es durch Worte, Gesten oder einfach nur durch lächelnde Gesichter." Und oft wird der Kreisstellenleiter schon im Januar gefragt, ob es denn im Dezember wieder die Weihnachtsstube gibt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 19.12.2003

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