Früh den Umgang miteinander lernen
Übernahme eine integrativen Kindergartens / Änderung in der Struktur des Caritas-Sozial-Werkes
Dresden / Zwickau -2004 wird als besonderes Jahr in die Chronik des Caritas-Sozial-Werkes im Bistum Dresden-Meißen eingehen. Die Zeit als Verein ist in Kürze Geschichte. In einigen Wochen oder Tagen heißt die Einrichtung mit 580 Angestellten Christliches Sozial Werk GmbH. Zugleich ist 2004 das erste Jahr, in dem sich das CSW der Betreuung von behinderten und nicht behinderten Kindern widmet. Es übernahm am 1. Januar die Integrative Kindertagesstätte in Zwickau. Eine zweite in Dresden folgt im Herbst.
Das Caritas-Sozial-Werk verlor in letzter Zeit Vereinsmitglieder. "Die westlichen Rechtsträger sind abgesprungen, weil sie ohnehin beim Aufbau helfen und nicht ewig dabei bleiben wollten. Am Ende waren es noch drei Mitglieder -zu wenig für einen Verein", erklärt CSW-Chef Peter Leuwer den Grund für das Ende dieses Kapitels. Die verbliebenen Mitglieder entschieden sich dafür, den Verein in eine gGmbH umzuwandeln. Als Gesellschafter stehen demnächst die St. Josefs- Kongregation und die Stiftung Liebenau im Handelsregister. Der Caritas-Diözesanverband ist ausgestiegen. "Wir werden aber weiter zum Dachverband der Caritas gehören", stellt Roger Georgi, der Regionalleiter in Westsachsen, klar.
Wie das Konzept aussieht, deutete sich bei der Übernahmefeier an. Das kurze Programm bestritt eine gemischte Gruppe aus behinderten und nicht behinderten Kindern. Jasmin beispielsweise leidet unter einem Syndrom, ist daher etwas kräftiger als andere Kinder und steht ihnen auch geistig etwas nach. Beim Singen kam sie diesmal nicht ganz mit, aber beim Klatschen oder Stampfen war sie voll bei der Sache. In ihrer heilpädagogischen Gruppe wird Jasmin intensiv betreut, therapiert. Doch zu ihrem Leben im Kindergarten gehört auch die Zeit mit den Steppkes ohne Behinderung. "Oft kommen andere Kinder in den Bewegungsraum. Es wird gemeinsam gespielt. Und ein fester Punkt im Programm ist für Jasmin die Musikgruppe", berichtet Heilpädagogin Steffi Arnold.
Die Eltern der 24 behinderten Kinder freuen sich über die Fortschritte ihrer Sprösslinge und über Momente, die dort alltäglich sind: "Im Sommer kam ich in den Garten und habe gesehen, wie sie alle gemeinsam gebadet haben", erinnert sich Heike Geyer, die Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom, gern. Und die Eltern der 70 Steppkes ohne Behinderung sind ebenfalls begeistert. Sie werden genauso auf die Schule vorbereitet wie in anderen Kindergärten und: "Für die Kinder ist es normal, wenn sie auf der Straße Behinderte sehen", so Anett Schilling, eine andere Mutter. "Für die Kinder ist es scheinbar selbstverständlich, sich in die Jacke zu helfen", ist Roger Georgi bei einem der ersten Besuche aufgefallen. In der Einrichtung wird seiner Meinung nach im frühen Alter der Umgang mit dem Nächsten gelernt. "Ein großer Konzern schickt jetzt zum Training seine Leiter ins Pflegeheim."
Von dem neuen Träger erwarten Eltern, dass es unbürokratisch zugeht. Außerdem hoffen sie, dass er künftig mehr "stemmen" kann als die Stadt mit ihren leeren Kassen. Zur feierlichen Übernahme versprach der Geschäftsführer den Kindern, dass sie in diesen Tagen tausend Euro für Spiele und Beschäftigungsmaterial bekommen. Und mit dem Pferde- und Straßenhof in Königswalde hat das CSW inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel zu bieten. Dorthin werden jetzt öfter Kleinbusse mit Mädchen und Jungen aus der Neuplanitzer Kita rollen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 05.02.2004