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Heinrich II. machte in "Vuarim" Station

1000 Jahre Wahren / Buerger des heutigen Leipziger Stadtteils feiern am 8. Februar mit Festgottesdie

Leipzigs Autofahrer sind heutzutage des öfteren mit den alten und den neuen Olympiabewerberaufklebern zu sehen. Und einige haben am Heck noch eine ganz andere Botschaft: Über einer Brücke -dem 1905 gebauten Viadukt, ein Teil der Verbindungsstrecke zwischen der Magdeburger mit der Thüringer Eisenbahn -und dem Turmandeutungen von Kirche sowie Rathaus sind die Jahreszahlen 1004 und 2004 zu lesen, darunter steht "1000 Jahre Wahren". Die schriftliche Geschichte des Ortes, der 1922 nach Leipzig eingemeindet wurde, begann im Jahr 1004 auf dem so genannten "Opferberg", auf dem sich ein befestigter Hof und eine Kirche befunden haben. Der Berg diente zuvor den slawischen Bewohnern als Schutzwallanlage. König Heinrich II. -ab 1014 Kaiser -machte im damaligen, nun deutsch besiedelten "Vuarim" am 8. Februar 1004 auf einem Feldzug, der ihn an die Ostgrenzen des damaligen Reiches führte, hier Station. In Vuarim zeichnete Heinrich eine Urkunde. Damit entsprach er der Bitte des Erzbischofs Tagino von Magdeburg um Entschädigung für dessen alte Kapelle in Regensburg. Heinrich zog weiter, doch Vuarim-Wahren war kein unbekannter Ort mehr.

Heute, 1000 Jahre nach jenem Tag erinnern sich die Bürger des Ortes an ihre lange traditionsreiche Geschichte. Besonders die beiden großen Kirchen engagieren sich beim Jubiläum. Hat doch der Ursprung direkt mit ihnen zu tun, noch immer steht die Kirche -wenn auch stets erneuert und umgebaut am selben Ort. Das seit der Reformation evangelische Gotteshaus heißt heute Gnadenkirche Leipzig-Wahren. Am 7. Februar wird hier ab 10 Uhr der Festakt und am Tag darauf einer der drei Festgottesdienste gefeiert. Die beiden anderen finden um 8.30 Uhr und um 10 Uhr in der katholischen Pfarrund Klosterkirche St. Albert statt, die direkt an der Georg-Schumann-Straße, der ehemaligen Halleschen Straße liegt. Eine katholische Kapelle gab es bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. 1931 kamen die Dominikaner nach Leipzig-Wahren. Im alten Konventsgebäude, dem heutigen Pfarrhaus, versteckte Pater Aurelius Arkenau Verfolgte des NS-Regimes, darunter viele jüdische Mitbürger. Für dieses Engagement wurde Arkenau 1999 mit der Ehrung "Gerechter der Völker" postum durch den israelischen Botschafter in Deutschland ausgezeichnet. Zudem trägt der Platz vor dem Wahrener Rathaus seinen Namen. Eng mit dem Dominikanerkloster und dem katholischen Leben in Leipzig ist auch Pater Gordian Landwehr verbunden, der nach dem Zweiten Weltkrieg in den Konvent kam. In der unter ihm 1951/1952 errichteten Kirche wurde er beigesetzt. Einen besonderen architektonischen Höhepunkt in Leipzig-Wahren bildet das neue Dominikanerkloster, es wurde 1998 feierlich bezogen. Heute leben hier 14 Schwestern und Brüder in einer geschwisterlichen Kommunität. Zur Gemeinde selbst gehören etwa 1000 katholische Christen.

Leipzig-Wahren ist seit dem Jahr 1996 -dem Jahr der Grundsteinlegung -auch eng mit den Geschicken des Tag des Herrn und des St.-Benno- Verlages verbunden. An der Stammerstraße -deren Namen auf die Familie von Stammer hinweist, die 1650 das Wahrener Rittergut kaufte -fanden die Mitarbeiter von Zeitung und Verlag nach Jahren in Leipzig-Plagwitz eine neue Wirkungsstätte und bessere Arbeitsbedingungen. Erst im Jahr 2002 wurde ein weiterer Ergänzungsbau fertiggestellt, der einen Laden, den Versand und weitere Unternehmensbereiche beheimatet.

Was gibt es noch aus der reichen Wahrener Geschichte zu berichten? Vielleicht soviel: Als am 1. Januar 1922 Wahren auf eigenen Wunsch ein Teil Leipzigs wurde, hatte der Ort bereits eine stürmische industrielle und kulturelle Entwicklung hinter sich. Ein Zeugnis für das damalige Selbstbewusstsein ist das 1905 bis 1907 erbaute Rathaus. Bleibt die Hoffnung, dass die Gnade Gottes und das Selbstbewusstein der Bürger auch in Zukunft tragende, gestaltende Fundamente sind.

Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 09.02.2004

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