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Alte Zentren der Christen

Zwei heute aufgeloeste Bistuemer feiern Jubilaeum: Halberstadt und Merseburg

Mit Bischof Burchard unterwegs: Ein Fremdenführer im Kostüm des Bischofs Burchard aus dem 11. Jahrhundert erläutert vor dem Dom St. Stephanus und Sixtus die Geschichte des Halberstädter Bistums. Noch vor Gründung des Bistums Halberstadt im Jahre 804 stand an dieser Stelle bereits eine kleinere Kirche.

Halberstadt / Merseburg (kna) -Gleich zwei Bistumsjubiläen werden in diesem Jahr in Sachsen- Anhalt gefeiert: Das Bistum Halberstadt wurde vor 1200 und das Bistum Merseburg vor 1000 Jahren gegründet. Im Osten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation dienten sie als Missionszentren und wurden in der frühen Neuzeit aufgelöst. Für das Festjahr sind Ausstellungen, Symposien und Domfeste geplant.

Unter Karl dem Großen wurde zunächst nach dem Ende der Sachsenaufstände Anfang des neunten Jahrhunderts ein Missionszentrum nach Halberstadt verlegt. Nur wenig später wurde das östlich an Hildesheim anschließende Bistum Halberstadt als Diözese der Kirchenprovinz Mainz gegründet. Seine Fläche war beträchtlich und umfasste etwa das heutige Bundesland Sachsen-Anhalt.

Unter den Ottonen, deren Stiftung Quedlinburg im Bistum angesiedelt war, begann die Blütezeit von Halberstadt: Die zuvor unbekannte Siedlung mauserte sich im 13. und 14. Jahrhundert zur wichtigsten mitteldeutschen Handelsstadt. Der nach einem Brand im elften Jahrhundert wiedererrichtete gotische Dom beherbergt noch heute einen historisch gewachsenen Schatz, der zu den wertvollsten sakralen Kunstsammlungen in Deutschland zählt. Seine kostbarsten Teile stammen nach Angaben von Experten vom vierten Kreuzzug und wurden von Byzanz in die Bischofsstadt gebracht.

Trotz der wachsenden Bedeutung der Stadt als Bischofssitz musste das junge Bistum schon früh herbe Gebietsverluste hinnehmen: Die Bistümer Magdeburg (968) und Merseburg entstanden, und die Diözese Halberstadt wurde erheblich verkleinert. Rund 50 Jahre, bis Mitte des 16. Jahrhunderts, war Halberstadt schließlich mit dem Bistum Magdeburg in Personalunion verbunden.

Im 16. Jahrhundert setzte sich die Reformation in Mitteldeutschland durch, und mit dem Westfälischen Frieden 1648 wurde das Ende besiegelt: Halberstadt kam als weltliches Fürstentum an das Kurfürstentum Brandenburg. Kirchlich ist es vollständig im Bistum Magdeburg aufgegangen.

Das Jubiläumsjahr für das untergegangene Bistum wird wissenschaftlich eingeläutet. Für den 24. bis 28. März ist ein internationales Symposium zur Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt angekündigt. Hier werden neue Forschungsergebnisse vorgestellt. Ein Höhepunkt ist die Ausstellung "Halberstadt -das erste Bistum Mitteldeutschlands", die zur Festwoche (19. bis 27. Juni) im Städtischen Museum eröffnet wird. Die Ausstellung zeigt die europäische Dimension der Bistumsgeschichte. Rund um den Domplatz sind vom 25. bis zum 27. Juni historische Märkte aufgebaut.

Das Bistum Merseburg kann auf seine Gründung vor 1000 Jahren zurückblicken. Sein Gebiet umfasste auch Zeitz und Meißen und damit Teile des heutigen Sachsen. Es wurde auf Betreiben Ottos des Großen und der Synode von Ravenna 968 gegründet, nur einige Jahre später aufgelöst und 1004 durch Kaiser Heinrich II. wiedererrichtet.

Eines der kleinsten Bistümer Deutschlands

Wie Halberstadt war Merseburg im südlichen Teil des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt Missionszentrum, allerdings für die dort wohnenden Sorben. Trotz des Zuwachses an Dörfern und Pfarrkirchen blieb Merseburg flächenmäßig eines der kleinsten deutschen Bistümer. Immerhin umfasste es am Ende des Mittelalters rund 310 Pfarrund Filialkirchen. Bei der Leipziger Teilung 1485 wurde Merseburg dem Albertinischen Herzogtum Sachsen zugewiesen. Auch die letzten Bischöfe konnten Mitte des 16. Jahrhunderts -trotz vorübergehender Rekatholisierung -die Reformation nicht aufhalten. Die Gebiete des früheren Bistums gehören heute zu den Bistümern Magdeburg und Dresden-Meißen.

Die Domstadt beginnt ihr Jubiläum mit dem Schlossfest vom 11. bis zum 13. Juni. Ein historischer Festumzug mit Königen und Bischöfen ist für den 12. Juni vorgesehen. Die Ausstellung "Zwischen Kathedrale und Welt -1000 Jahre Bistum und Domkapitel Merseburg" öffnet am 10. August im Schloss und im Merseburger Dom ihre Pforten. 500 Objekte sollen präsentiert werden, die die wechselvolle Geschichte des Bistums dokumentieren. Dazu gehören kostbare Teile des Domschatzes, die für die Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich waren, herausragende Exponate der Domstiftsbibliothek und des Domstiftarchivs. In der früheren Bischofskirche mit der frühromanischen Hallenkrypta wird dann vom 6. bis 19. September wieder die restaurierte und mit 5600 Pfeifen drittgrößte barocke Orgel Deutschlands erklingen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 14.02.2004

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