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Bistum Erfurt

Kein Kreuz mit den Gruenen

Eichsfeldforum: Gruene Politikerin und Kirchenvertreter plaedieren fuer ein offenes Christentum

Aufmerksam: Kritische Worte der streitbaren Grünen-Politikerin Christa Nickels waren beim Eichsfeldforum in Heiligenstadt selten. Mit Ordinariatsrat Winfried Weinrich (rechts) und Propst Heinz Josef Durstewitz diskutierte die engagierte Rheinländerin über das Thema 'Ist Religion Privatsache?'

Heiligenstadt -Wenn die kirchenpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Bundestag, Christa Nickels, auftritt, dann ist Unterhaltung in der Regel garantiert, denn die Politikerin ist als kämpferisch und durchsetzungsfähig bekannt.

So richtig kontrovers wurde es allerdings diesmal nicht: Beim Eichsfeldforum am 4. Februar in Heiligenstadt, als sie mit dem Leiter des Katholischen Büros für Thüringen, Ordinariatsrat Winfried Weinrich, und Propst Heinz Josef Durstewitz vor rund 150 Zuschauern im Großen Saal des Marcel-Callo-Hauses diskutierte. Die Veranstaltung unter dem Motto "Ist Religion Privatsache" fand im Rahmen der "Grünen Kirchentour" durch die neuen Bundesländer statt, die jetzt in Thüringen begann und im Frühjahr in Sachsen fortgesetzt wird. Vielversprechender Titel der Reise: "Das Kreuz mit den Grünen".

Im katholischen Eichsfeld schien aber Harmonie Ehrensache zu sein. War auch irgendwie angemessen, denn als Gründungsmitglied ihrer Partei hat Christa Nickels maßgeblichen Anteil daran, dass Kirchenthemen überhaupt auf die tagespolitische Agenda der Grünen kamen -lange habe sie dafür gekämpft, erzählt sie. Um so mehr bedauere sie, dass "der Abbruch der Weitergabe der christlichen Kultur" immer mehr voranschreite, besonders im Westen der Republik. Zudem hätten immer mehr Bistümer und kirchliche Einrichtungen Finanzprobleme, die Gläubigen würden weniger. "Wie gehen wir damit um und was ist für die Gesellschaft am Christentum überhaupt noch interessant?", fragt Christa Nickels.

Der christliche Glauben gehe verloren, "wenn die Kirchen nicht das leben, was sie besonders auszeichnet". Das Gebet müsse zum Beispiel selbstverständlich für "christliche Dienstleistungsbetriebe" sein. "Die Debatte um das öffentliche Tragen des Kopftuches zeigt, dass wir das Bewusstsein davon verloren haben, was uns unser eigener Glaube bedeutet", meint Christa Nickels. Christssein sei deshalb keine Privatangelegenheit: Der Christ müsse sich seiner Aufgabe klar werden und dorthin gehen, wo er gebraucht wird: Zu den Menschen.

Davon ist auch der Leiter des Katholischen Büros für Thüringen, Winfried Weinrich, überzeugt. Vor allem die ehemaligen DDR-Bürger wüssten, welchen Wert das Wort "Religionsfreiheit" habe, da sie die "religionslose und religionsfeindliche Gesellschaft" noch aus eigener Erfahrung kennen. Lobenswert sei es, dass viele Christen nach der Wende politische Verantwortung übernommen und ihren besonderen Beitrag beim Aufbau geleistet hätten. Zudem gäbe es im Bistum Erfurt Angebote für Nichtchristen wie Weihnachtslob oder Segnungsgottesdienste am Valentinstag, die inzwischen zu "Exportschlagern" in andere Bistümer geworden seien.

Der Bischöfliche Kommissarius für das Eichsfeld, Propst Heinz Josef Durstewitz, betonte, dass der Glaube insofern Privatsache sei, als sich jeder ganz persönlich dafür entscheiden müsse. Er dürfe aber dort nicht stecken bleiben, sondern müsse sich nach außen zeigen: "Wer im Glauben Verantwortung übernimmt, handelt auch politisch", weiß der Propst aus eigener Erfahrung als Seelsorger. "Kirche, die nur für sich da ist, ist überflüssig." So herrschte erstaunliche Einigkeit: Das Christentum muss aktiv sein, wenn es bestehen will. In diesem Punkt gibt es kein "Kreuz mit den Grünen".

Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 14.02.2004

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