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Differenzbetrag der Gemeinde spenden

Ein Vorschlag zu den Folgen der Steuerreform für die Kirche

Der Blick auf die Gehaltsabrechnung vom Januar hat den Dresdner Dekan und Dompfarrer Klemens Ullmann freudig überrascht. "Die Steuerreform hat gegriffen. Ich bekomme tatsächlich mehr Geld ausbezahlt", schreibt er in der März-Ausgabe der Gottesdienstordnung der Stadt Dresden. Zu der Freude gesellte sich allerdings eine gewisse Nachdenklichkeit und ein nicht alltäglicher Vorschlag, über den der TAG DES HERRN mit Dekan Ullmann gesprochen hat:

Frage: Herr Dekan Ullmann, was hat Ihre Freude über die Steuerreform denn gedämpft?

Ullmann: Ich zahle nicht nur weniger Steuern. Ich zahle auch weniger Kirchensteuern. Durch die Steuerreform gibt es erheblich weniger Einnahmen für die finanziellen Bedürfnisse der Kirche. Und das heißt nichts anderes, als dass für kirchliche Einrichtungen wie Schulen und Altenheime, für notwendige Baumaßnahmen und Anschaffungen und für Personalkosten weniger Geld zur Verfügung steht. Und das wird sich in jeder Gemeinde bemerkbar machen.

Frage: Diese Feststellung hat Sie auf eine Idee gebracht, die Sie Ihren Dresdner Mitchristen in diesen Tagen unterbreitet haben. Welche?

Ullmann: Bei der Betrachtung meiner Lohnrechnung kam mir der Gedanke, die Differenz zwischen dem bisherigen und dem jetzigen Kirchensteuerbetrag meiner Gemeinde als freiwilliges Kirchgeld zukommen zu lassen. Das wird mich nicht ärmer machen. Wenn aber viele das tun, könnte der Gemeinde vor Ort erheblich geholfen werden.

Frage: Wofür braucht Ihre Gemeinde denn dieses Geld?

Ullmann: Momentan hat sich für unsere Dom-Gemeinde in finanzieller Hinsicht kaum etwas verändert. Die Kathedrale ist sicher auch eine Ausnahme, denn wir werden wohl die Letzten sein, die am Hungertuch nagen. Als Dekan habe ich allerdings die vielen kleinen Gemeinden im Blick, die es in finanzieller Hinsicht sehr viel schwerer haben. Das trifft beispielsweise auf Anschaffungen zu. Neue Sanitäranlagen oder eine Kücheneinrichtung oder Möbel - solche Ausgaben sind für kleine Gemeinden schon ein Problem. Da geht es manchmal "nur" um 1000 Euro. Aber woher soll eine Gemeinde mit 30 Gottesdienstbesuchern auf einmal 1000 Euro nehmen? Oder denken Sie an die gestiegenen Betriebskosten für Heizung, Wasser, Energie. Auch pastorale Aktivitäten für Kinder und Jugendliche kosten Geld. Und angesichts der allgemeinen Entwicklung werden unserer Gemeinde in Zukunft auch im karitativen Bereich noch viel mehr angefragt sein.

Frage: Angesichts der zurückgehenden finanziellen Mittel, die die Bistümer an die Gemeinden zur Verfügung stellen, werden die Gemeinden ihrerseits andere Einnahmequellen vor allem auf Spendenbasis erschließen müssen. Welche Erfahrungen haben Sie denn mit der Spendenbereitschaft gemacht?

Ullmann: Im Vergleich zu DDR-Zeiten sind die freiwilligen Spenden zurückgegangen. Das gilt vor allem für allgemeine Spendenaufrufe. Wenn ich dagegen für ein bestimmtes Projekt eine Türkollekte ansetze, dann habe ich wesentlich höhere Einnahmen. Allerdings sieht auch hier die Situation in den kleinen Gemeinden ganz anders als in der Dompfarrei aus, denn aufgrund der geringen Mitgliederzahlen sind die Kollektenergebnisse deutlich niedriger. Als größere Gemeinden müssen wir künftig mehr an die kleineren denken, die sich, wenn sie weniger Zuschüsse bekommen, manches nicht mehr leisten können.

Jeder Christ trägt dafür Verantwortung, dass die Kirche den Glauben weitergeben, Gottesdienst feiern und seelsorgliche und karitative Dienste anbieten kann. Dieser Verantwortung kann der Christ durch Gebet und Mitarbeit gerecht werden, aber auch durch seinen finanziellen Beitrag. Ich staune immer wieder, wie ausgeprägt dieses Bewusstsein bei anderen christlichen Gruppen ist, von denen wir in dieser Hinsicht noch etwas lernen können.

Frage: Was muss derjenige tun, der Ihrem Vorschlag folgen will?

Ullmann: Ganz einfach: Das Geld auf das Konto des Pfarramtes überweisen und Kirchgeld 2004 oder Spende darauf schreiben. Wer will, kann auch einen Spendenzweck angeben. Besser wäre es natürlich, vorher mit dem Pfarrer zu sprechen. So kann auch am besten die Frage der Spendenquittung geklärt werden.

Frage: Wieviel Geld erwarten Sie?

Ullmann: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Mein Vorschlag soll ein Denkanstoß sein. Wir stehen noch nicht an dem Punkt, wo die Kirche finanziell nur durch Spenden überleben kann. Aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir als Christen auch in dieser Hinsicht künftig mehr Verantwortung tragen müssen.

Fragen: Matthias Holluba

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 17.02.2004

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