"Mein bester Freund heißt www."
Jahrestreffen der Familientrainer zum Thema Medien
Uder (as) -"Ich surfe einfach so und gucke rum", sagt der achtjährige Nico und klickt sich mit einer Geschwindigkeit durchs Internet, dass den Eltern Hören und Sehen vergeht. Längst hat er Mutter und Vater am Computer überholt -Nicos Eltern sind aber nicht allein auf der Welt, was das Verständnis für die neuen Medien angeht -viele kommen einfach nicht mehr mit. Dabei waren sie es selbst, die das Gerät für die Kinder gekauft haben, weil sie mit der Entwicklung Schritt halten wollten.
Fernsehen, Hörfunk, Handys, Internet -vor allem Kinder und Jugendliche sind die Nutzer. Wie aber können die Eltern ihre Sprösslinge schützen, wenn ihnen die Entwicklung selbst aus dem Ruder läuft? Nur eine Frage, mit denen sich die Familientrainer des Bistums bei ihrem Jahrestreffen vom 9. bis 11. Januar in der Bildungs- und Ferienstätte Uder beschäftigten. Und schnell wurde deutlich: Vor allem beim Internet scheint es immer mehr Verunsicherungen zu geben.
Das bestätigt Gerrit Neuendorf vom Landesfilmdienst Thüringen, der beim Treffen der Familientrainer zu Gast war. "Mit der zunehmenden Zahl der Kinder, die zu Hause oder in der Schule einen Internetzugang zur Verfügung haben, wachsen auch die Herausforderungen an Eltern, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen." Oftmals seien es die Kinder, die mit ihren Erfahrungen über das Internet aus der Schule oder von Freunden kommen und erzählen, was man da alles Tolles machen kann. Neuendorf: "Dann sind manche Eltern überfragt, worum es dabei eigentlich geht und ob man das Internet wirklich sinnvoll nutzen kann."
Wie soll man also in der Familie vor allem mit den neuen Medien umgehen? "Auf keinen Fall verteufeln", sagen Joachim und Juliana Löffler aus Worbis, die mit ihren vier-, 13- und 15-jährigen Kindern die verschiedensten Erfahrungen machen. "Man kann sich den modernen Medien wie dem Internet nicht entziehen", ist Joachim Löffler überzeugt. Wichtig ist für den Familienvater, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen und später in der Lage sind, Inhalte auch kritisch zu beurteilen. Und vor allem sollten Eltern und Kinder miteinander im Gespräch bleiben.
Löffler zum Beispiel berichtet von "Netzwerkpartys", die sein Sohn und dessen Freunde schon ganze Nächte lang veranstaltet haben. "Wir haben nichts gegen diese Partys, obwohl wir nicht immer so genau wissen, was die Jungs da machen. Aber wir haben gesagt: Nicht die ganze Nacht", beschreibt Löffler die Notwendigkeit, den Jugendlichen auch Grenzen zu setzen.
Und seine Frau ergänzt: "Wenn die Kinder zu den Eltern Vertrauen haben und auch mal erzählen, was da alles läuft, hat man schon viel erreicht."
Die Mutter möchte aber die Diskussion um die Medienerziehung nicht auf das Internet allein beschränken. Das Fernsehen oder der Umgang mit Handys bergen ebenfalls Gefahren. "Kaum zu überschauen ist, was in der Musik alles an Inhalten transportiert wird."
Aber hier wie dort gibt es keine rechtsfreien Räume, meint Dieter Spürck, bis zum Jahr 2000 Jurist bei "Jugenschutz.net" und heute Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz in Nordrhein-Westfalen. Grundsätzlich würden in der virtuellen Welt die gleichen Regeln gelten, wie im realen Leben.
Auch wenn viele Fragen noch ungeklärt seien, könnten Eltern auch in rechtlicher Hinsicht ihre Kinder sicher durchs Internet geleiten. Was bleibt, sind die schwierigen Fragen nach dem Wandel von sozialen Beziehungen. Auf die Frage, was er mit seinen Freunden am Wochenende so alles anstelle, soll ein Jugendlicher geantwortet haben: "Mein bester Freund heißt www."
Unter dem Titel "Ein Netz für Kinder -Surfen ohne Risiko?" hat die Bundesregierung einen Ratgeber für Eltern herausgegeben. Infos im Internet unter
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.01.2004