Gemeinsam am Haus Europa bauen
Die Herausforderungen der Zukunft werden größer -eine deutsch-litauische Jugendbegegnung
Chemnitz -"Wir bauen gemeinsam am Haus Europa" -mit diesen Worten begann Pater Albert Krottenthaler SDB aus Chemnitz ein deutsch-litauisches Exerzitienwochenende in Vilnius (Litauen). Auf Einladung des Erzbischöflichen Jugendamtes der Erzdiözese Vilnius waren fünf haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Jugendseelsorge aus dem Bistum Dresden-Meißen vom 19. bis 23. Februar nach Vilnius gereist, um gemeinsam mit 30 litauischen Mitarbeitern aus verschiedenen katholischen Projekten der Jugend- und Jugendsozialarbeit ein Exerzitienwochenende zu gestalten.
Beeindruckend für die deutschen Teilnehmer war die Selbstverständlichkeit, mit der ihre Gastgeber Exerzitien als Teil ihres karitativen Handelns verstehen. Im Gegensatz zu Deutschland sind in Litauen die meisten katholischen Sozialprojekte aus den verschiedenen Pfarrgemeinden heraus entstanden und in diese integriert. Der Staat und die Stadt Vilnius können diese Projekte finanziell nur sehr sporadisch unterstützen. Der Nachteil, dass eine langfristige Planung nur schwer möglich ist, wird durch einen Vorteil aufgewogen: Sowohl die inhaltliche Arbeit als auch die Beschaffung finanzieller Ressourcen geschieht mit einer großen Kreativität, die die deutschen Gäste sehr beeindruckte.
Die negativen Auswirkungen der Tatsache, als sozialer Träger von staatlichen Mitteln abhängig zu sein, zeigt sich gerade in Deutschland, wo eine Ausdünnung der sozialen Landschaft bereits spürbar wird.
Erstaunlich ist auch die Zahl der ehrenamtlich engagierten jungen Menschen. Bei der Caritas in Vilnius sind beispielsweise mehr als dreißig junge Menschen als freiwillige Helfer in der Betreuung benachteiligter Kinder und Jugendlicher aktiv.
Die Frage "Was bekomme ich dafür, beziehungsweise welche Vorteile bringt mir dieses Tun?" steht für die jungen Menschen dabei völlig im Hintergrund. Es ist die christliche Motivation, die Not zu erkennen und entsprechend zu handeln, die sie antreibt. Als eine Form der "Belohnung" für diese jungen Menschen, so nannte es, Schwester Jolita, bietet die Caritas den Ehrenamtlichen zweimal im Jahr Exerzitienwochenenden an.
Das Wochenende wurde vom Jugendbildungsreferenten der Landesarbeitsgemeinschaft Katholischer Jugend im Freistaat Sachsen (LAGS), Jens Klafki, gemeinsam mit der Leiterin des Erzbischöflichen Jugendamtes der Erzdiözese Vilnius, Margarita Vyskupaitiene, organisiert und vorbereitet. Ausgangspunkt war ein Besuch litauischer Gäste im Herbst des letzten Jahres in der Diözese Dresden-Meißen. Dabei hatten sie das Don-Bosco- Haus in Chemnitz und Pater Albert Krottenthaler SDB kennen gelernt. Sie luden ihn zu einem Gegenbesuch nach Litauen ein mit der Bitte, ein Exerzitienwochenende inhaltlich zu begleiten. Kaplan Thomas Hajek aus Riesa sowie je eine Mitarbeiterin aus dem Don-Bosco-Haus und der Pfarrei St. Antonius in Chemnitz konnten ebenfalls als Referenten für dieses Wochenende gewonnen werden.
Inhaltlich standen die Exerzitien unter dem Zeichen der Dreifaltigkeit. Kaplan Hajek stellte anhand der Bibelstelle des "Verlorenen Sohnes" die Gottesliebe anschaulich dar. Die Liebe zu Jesus griff Pater Albert anhand eines Bildes auf, welches einen Abt und Jesus darstellt, der seine Hand um die Schulter des Abtes legt. Die Frage: "Wie wirkt der Heilige Geist in meine Arbeit hinein?" regte zur Betrachtung an, wo der Heilige Geist in der eigenen Tätigkeit erfahrbar wird.
Am Ende stellte Pater Albert die Pädagogik Don Boscos vor. Den Geist und die Idee des Heiligen hatten die deutschen Gäste in allen Projekten, die sie in Vilnius besuchten, erleben können, ohne dass davon etwas in einem Konzept niedergeschrieben ist. "Don Bosco hat auch einfach angefangen und erst viel später wurde sein Tun pädagogisch formuliert", ermutigte Pater Albert die Litauer.
Die bevorstehende Mitgliedschaft von Litauen in der Europäischen Union (EU) war in vielen Gesprächen ein wichtiges Thema für beide Seiten. Die langjährige Partnerschaft der Bistümer Dresden-Meißen, des Erzbistums Vilnius sowie des Bistums Kaunas hat durch dieses Treffen einen weiteren Brückenpfeiler erhalten. Denn nur durch gegenseitige Begegnungen und den Austausch wird es gelingen, das gemeinsame Haus Europa mit Leben zu erfüllen, es zum Wohle der Völker zu gestalten und es auf Dauer stabil zu machen.
Jens Klafki
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 12.03.2004