Den Fremden eine Heimat geben
Zum Caritas-Jahresthema 2004: Der Beruf des Diplom-Sozialarbeiters in der Migrationshilfe
Dresden -Das Caritas-Jahresthema 2004 lautet "Soziale Berufe. Wir sehen uns." Ein Jahr lang stellt der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen jeden Monat einen sozialen Beruf vor, um das Engagement dieser Berufsgruppen ins Gespräch zu bringen und damit auch ihr Ansehen etwas aufzuwerten.
Sie sind für die da, die kaum einer hier haben will: Migranten in allen "Spielarten": Spätaussiedler, Asylbewerber, ausländische Arbeitnehmer, Flüchtlinge. Die Rede ist von den Diplom- Sozialarbeitern, die sich in irgendeiner Form mit Migrationshilfe befassen, zumeist als Berater und Begleiter. Bereits die Aufzählung der verschiedenen Gruppen lässt erahnen, dass von Berufs- "Alltag" nicht geradezu die Rede sein kann.
Die größte Gruppe der Hilfe Suchenden stellen die Spätaussiedler und ihre Familien, zu denen zunehmend Nichtdeutsche gehören. In den letzten Jahren sank der Anteil derer, die tatsächlich noch Deutsch können, dramatisch. Integration unter diesen Bedingungen ist nur sehr schwer möglich.
Menschen, die als "Flüchtlinge" registriert sind, wollen in der Regel wieder zurück in ihre Heimat. Doch in den meisten Kriegs- und Krisengebieten ist dies auf lange Zeit nicht möglich. Sie sitzen also auf gepackten Koffern, haben eigentlich nur wenig Motivation zur Integration und doch leben nicht wenige von ihnen schon mehr als zehn Jahre in Deutschland.
Die Asylbewerber sind oft nur kurze Zeit in Deutschland. Lediglich zwei bis drei Prozent von ihnen können bleiben. Fehlen noch die ausländischen Arbeitnehmer, die zumeist aus Südeuropa kommen und hier als Gastarbeiter ihr Auskommen suchen.
Zu den vielen verschiedenen Gründen, zeitweilig oder auf Dauer in Deutschland eine Heimat zu suchen, kommen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Migrationsdiensten die Unterschiede im Hinblick auf Nationalität, Sprache, Kultur, Religion, Mentalität oder Bildung. Es scheint fast unmöglich, unter diesen Bedingungen allen Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden.
Doch genau darum bemühen sich die Sozialarbeiter in den verschiedenen Diensten der Migrationshilfe -kompetent und mit dem Blick auf die je konkrete Person.Ihre erste Aufgabe ist oftmals die Unterstützung beim Umgang mit den Behörden: Anträge müssen gestellt, Ämter aufgesucht werden. Dies ist für einen Migranten, der unserer Sprache kaum oder nur teilweise mächtig ist, eine unglaublich hohe Herausforderung. So begleiten die Sozialarbeiter der Migrationsdienste ihre Klienten zu den Ämtern, dolmetschen, wo es nötig ist. Sie erklären im Vorfeld, wo welche Hilfen zu erhalten sind. In den seltensten Fällen ist die Hilfe mit einem einzigen Kontakt erreicht. Auch finanzielle Hilfen für akute Notlagen gibt es, doch das ist aufgrund des sehr geringen Budgets eher die Ausnahme.
Mit der Migration gehen oftmals weitere Probleme einher: Armut, Arbeitslosigkeit, Gettoisierung und infolgedessen familiäre Konflikte, Gewalt, Drogenkonsum. Für diese Problemlagen gibt es eigene Fachdienste bei der Caritas oder anderen Trägern, zu denen dann vermittelt wird. Hinzu kommen die Bemühungen um die Integration: Denen, die bleiben können oder wollen, muss geholfen werden, damit sie oder wenigstens ihre Kinder hier eine Heimat finden.
Die Vielfalt der Klienten und ihrer Bedürfnisse bringt es mit sich, dass sich das Profil eines Mitarbeiters in der Migrationshilfe nur schwer fassen lässt. Zur Qualifizierung als Diplom-Sozialarbeiter hinzu müssen Sprachkenntnisse, Einfühlungsvermögen, Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Wissen um die aktuelle Gesetzgebung und letztlich auch Kompetenz im Umgang mit Behörden kommen.
Im Bistum Dresden-Meißen gibt es 13 Dienste und Einrichtungen mit 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fachbereich der Migration unter dem Dach der Caritas.
Claudia Kern
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 12.03.2004