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Bistum Görlitz

Letzte Entscheidung: Verkauf

Sechsjährige Bemühungen um Umnutzung der profanierten Kirche in Hörlitz scheinen gescheitert

Für den Erhalt der Kirche: Pfarrer Thomas Besch am alten und verfallenen Eingangsportal der Hörlitzer Kirche.

Senftenberg / Hörlitz (mim) -Erst im dritten Anlauf und nach mehrmaligem Ruck öffnet sich die Eingangstür -widerwillig und unter knarrendem Geräusch. Dann gibt sie den Blick frei auf das Innere des Gebäudes: alte Ziegelsteine aufeinander gestapelt, ein Haufen leerer Zementsäcke, Besen, Schaufeln und einige Kabel auf dem Boden -alles recht staubig und verlassen. "Das sind die letzten Überbleibsel einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) des Arbeitsamtes", sagt Pfarrer Thomas Besch. "Es wurde angefangen, einige Ziegelsteine auszutauschen. Aber die Arbeit wurde dann wieder eingestellt."

Würden nicht die letzten gut erhaltenen Kirchenfenster in den Farben Gelb, Rot, Blau, Violett und Grün erstrahlen, niemand würde wohl glauben, dass es sich hier um ein ehemals geweihtes Gotteshaus handelt: Die St.-Barbara- Kirche zu Hörlitz -etwa drei Kilometer von Senftenberg entfernt und zur dortigen St.-Peter- und-Paul-Gemeinde gehörend. Noch: Denn seit Anfang des Jahres steht das Gebäude zum Verkauf -trauriges Ende der über sechsjährigen Bemühungen von Pfarrer und Gemeinde, das ehemalige Gotteshaus zu renovieren und zu einem Kulturund Begegnungszentrum umzunutzen. Gescheitert am fehlenden Geld.

Gottesdienste wurden in der um 1930 errichteten Kirche schon lange nicht mehr gefeiert. Seit 1985 steht das Gebäude komplett leer, 1998 wurde es von Bischof Rudolf Müller "zur profanen, aber nicht unwürdigen Nutzung freigegeben" und somit profaniert.

Seit dem Zeitpunkt setzte sich Pfarrer Besch für den Erhalt dieser denkmalgeschützen Bausubstanz ein. Selbst ein Förderverein aus Mitgliedern der Gemeinde hatte sich zusammengefunden. "Als allererstes wollten wir Turm und Dach sanieren, um den Verfall des Gebäudes zu stoppen", sagt Pfarrer Besch und deutet auf die Feuchtigkeitsflecken, die heute deutlich an der Decke zu sehen sind. "Insgesamt hätten wir etwa 75 000 Euro benötigt. Die Gelder wären zu zwei Dritteln von Land und Bund gekommen, ein Drittel Eigenanteil hätten das Bistum Görlitz und der Förderverein gemeinsam aufbringen müssen. "

Gelder standen nie gleichzeitig zur Verfügung

Wie die ehemalige Kirche dann nach der Sanierung umgenutzt werden sollte, da gab es einige Überlegungen: "Weil sich das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Lausitzring -eine bekannte Rennstrecke -befindet, wäre vielleicht als Kontrast zu lärmenden Autorennen ein Raum der Besinnung in Frage gekommen", so Besch. Aber auch Ausstellungen, Theatervorführungen und Konzerte hätte sich der Förderverein in dem rundlichen Bau vorstellen können. "Eigentlich war es uns zunächst einmal egal, was dann dort hinein kommt. Hauptsache nur, die Kirche bleibt erhalten", sagt Besch.

"Doch das große Problem war, dass wir die Gelder für die Sanierung nie alle gleichzeitig zur Verfügung hatten." Denn: Hatten Land und Bund die 50 000 Euro zur Sanierung des denkmalgeschützten Baus bewilligt, gab das Bistum das fehlende letzte Drittel mit der Begründung eines verhängten Baustopps nicht frei. Entschied sich das Bistum wiederum doch für eine finanzielle Unterstützung der Sanierung, so waren die Gelder von Bund und Land nicht mehr verfügbar. "Ich hätte mir gewünscht, dass das Bistum mehr in die Verantwortung getreten wäre", sagt Pfarrer Besch. "Bei all diesem Hin und Her ging uns im Förderverein nun schlichtweg die Luft aus."

Letzte Entscheidung: Verkauf. Denn die laufenden Kosten der St.-Barbara-Kirche belasten die Senftenberger Gemeinde noch immer mit jährlich etwa 600 Euro. "Leicht wird es sicherlich nicht, einen geeigneten Käufer zu finden", so Besch. Da das Gebäude denkmalgeschützt ist darf an der Außenfassade nichts verändert werden. Und um dem ursprünglichen Charakter von Gotteshäusern dennoch gerecht zu werden, knüpft die Deutsche Bischofskonferenz einige Richtlinien an den Verkauf einer Kirche. "Es dauert sicherlich noch eine Weile, bis wir einen geeigneten Interessenten gefunden haben", so Besch. "Und wer weiß, vielleicht schickt uns der Herrgott bis dahin doch noch einen Investor."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 12.03.2004

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