Das Evangelium auf den Leuchter stellen
...im Eichsfeld
"Das Evangelium hat auch heute eine echte Chance." Davon ist Diakon Johann Freitag fest überzeugt. Freitag, Schulseelsorger und Lehrer für Religion und Geschichte an den Heiligenstädter Bergschulen, macht in seinem Arbeitsfeld die Erfahrung: "Eine Schule in kirchlicher Trägerschaft bietet Raum, in dem christliche, weniger christliche und ungetaufte Schüler Tag für Tag der Kirche begegnen." Als kirchliche Schule, ja als Kirche kommt es deshalb darauf an, "mit großem Vertrauen und mit Güte nach innen und außen offen zu sein, offen für die vielen Schüler und Auszubildenden mit ihren je eigenen Erfahrungen und Prägungen auch nichtchristlicher Art. Offen zu sein nicht zuletzt aus Liebe zur Kirche." Eine Einrichtung wie die Bergschulen sei "ein Präzedenzfall einer sich öffnenden Kirche, und zwar Tag für Tag und Stunde für Stunde." Dies gelte in den Berufsbildenden Schulen der Heiligenstädter Bergschulen, wo er mit Menschen zwischen 15 und 50 Jahren zu tun hat, genauso wie am Gymnasium.
Im Eichsfeld sieht der Diakon nach wie vor gute Chancen, das Evangelium weiterzugeben. Denn hier müssen "nicht erst Lebensräume geschaffen werden, wo sich Kirche und Gesellschaft begegnen können. Bürgerliche und kirchliche Gemeinde sind vielerorts noch immer identisch, auch wenn so mancher nur noch selten zum Gottesdienst geht", so Freitag. Die Eichsfelder seien gastfreundliche, der Welt zugewandte Menschen mit einer reichen christlichen Tradition. "Diese Traditionen aber müssen immer wieder neu mit dem Atem der Gegenwart gefüllt werden", so der Seelsorger. "Sie brauchen eine für junge Menschen nachvollziehbare Plausibilität. Wenn jungen Leuten zum Beispiel verständlich gedeutet wird, was es mit einer Fronleichnamsprozession auf sich hat und weshalb sie immer noch in unser heutiges Leben passt, werden sie auch daran teilnehmen", ist der Schulseelsorger überzeugt. Vor allem aber empfiehlt Freitag den katholischen Gemeinden, Jugendlichen unbedingt offene Räume zu bieten, in denen sie sich engagieren können. "Denn indem sich junge Leute in eine Gemeinde einbringen können, fangen sie an, darin zu verwurzeln." Solche Verwurzelung aber sei dringend notwendig, sonst "rutscht der Kirche die Jugend weg".
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.06.2001