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Bistum Magdeburg

Einsatz für missionarische Kirche

Bischof Nowak geht in den Ruhestand - ein Interview

Bischof Leo Nowak Am 20. März wird der Magdeburger Bischof Leo Nowak in den Ruhestand verabschiedet. Der Tag des Herrn sprach aus diesem Anlass mit dem Bischof. Wir veröffentlichen hier Auszüge aus dem Interview. Das vollständige Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe Nr. 12 zum 21. März (Seite 9):

Sie haben kürzlich gesagt, Sie gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Inwiefern?
Bei allen Belastungen habe ich -auch als gebürtiger Magdeburger -gern den Auftrag übernommen, dass möglichst viele Menschen mit dem Evangelium in Kontakt kommen können. Ich bin gern unter Menschen und hatte als Bischof die Möglichkeit, sehr vielen Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche, in der Ökumene, in Gesellschaft und Politik zu begegnen. Ich bedauere, dass dies künftig nicht mehr so sein wird. Ich bin aber andererseits froh, die Last des Amtes abgeben zu können: Die Last, Entscheidungen treffen zu müssen, die so manches Mal nicht eindeutig zu treffen sind, die Last, in Personalfragen entscheiden zu müssen und dabei den jeweils betroffenen Menschen möglichst gerecht zu werden. Auch die Last des ständigen Termindrucks und damit einer Stresssituation, in der es nicht einfach ist, neben der Aktion auch die Meditation zu pflegen.
Am 7. Februar haben Sie mit Ihrer Unterschrift die Papiere des Pastoralen Zukunftsgespräches (PZG) in Kraft gesetzt. Die zurückliegenden Jahre sind durch das PZG für Sie mehr zum Endspurt als zu einem ruhigen Ausklang geworden ...
Das war so nicht eingeplant. Schon Anfang der 90er Jahre haben wir mit dem damaligen Seelsorgeamtsleiter Gerhard Nachtwei überlegt, einen solchen, von vielen im Bistum getragenen Gesprächs- und Entscheidungsprozess in Gang zu bringen. Es hat gedauert, bis es soweit war. Erst, als das PZG angelaufen war, bin ich im Blick auf das bevorstehende Ende meiner Amtszeit etwas erschrocken.
Die Beschlüsse sind unterschrieben. Nun geht es um die Umsetzung. Wird es gelingen, die Gemeinden zum Mittun zu bewegen?
Was die strukturellen Fragen angeht, bin ich auf Gemeinde-, Dekanats- und Ordinariatsebene ganz zuversichtlich. Insofern war es gut, dass in die Erarbeitung der Beschlüsse viele einbezogen waren. Überhaupt war es eine gute Erfahrung, im Rahmen unserer Bistumsversammlungen und darüber hinaus Menschen aus allen Ebenen unserer Diözese am Ringen um die Zukunft unserer Kirche beteiligt zu wissen. Das hat viele für die Probleme sensibilisiert und sie zusammengeführt.
Schwieriger ist es mit dem dringend notwendigen Mentalitätswandel, den die Beschlüsse ja einfordern. "Uns fehlt das Bewusstsein, dass das, was wir glauben, auch für andere eine Hilfe sein kann." So hat es mein Erfurter Bischofskollege Joachim Wanke ausgedrückt. Wie kann man einen entsprechenden Bewusstseinswandel erreichen? Eine Mentalität prägen ähnlich der der Apostel, die sich einig waren: "Wir können unmöglich darüber schweigen, was wir erfahren haben." Diese Haltung kann nur wachsen, wenn sich der Einzelne um eine Vertiefung seines Glaubens müht. Dabei und dafür müssen Menschen im Gespräch miteinander sein. Ich erhoffe mir einen Schneeballeffekt, der von denen ausgeht, die im PZG erkannt haben, wie nötig dieser Mentalitätswandel ist. Auch die Zusammenlegung von Gemeinden soll zu einer Revitalisierung führen und zu mehr gesundem Selbstbewusstsein: "Wir sind eine ansehnliche Gruppe."
"Um Gottes und des Menschen willen Kirche sein" - dieses Wort ist seit der Bistumsgründung 1994 zum Bistumsmotto geworden. Doch wollen die gut 80 Prozent ungetauften Menschen Mitteldeutschlands diesen Dienst überhaupt?
Auf den ersten Blick scheint dies bei vielen nicht der Fall zu sein. Doch ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich Menschen unvoreingenommen begegne, stoße ich bei denen, die bereit sind zu reflektieren, zumindest auf Nachdenklichkeit im Blick auf den Sinn des Ganzen, auf den Sinn des Lebens.
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 16.03.2004

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