Jetzt erst recht stolz auf Breuers Namen
Leben und Werk von Peter Breuer neu vermittelt / Lehrerin veröffentlichte Buch
Zwickau -Für Pater Walter Lange, OMI, war sie ein Geschenk des Himmels -die Bewerbung von Susan Ebert für eine Stelle am Peter-Breuer- Gymnasium. Die Schule trug damals, 1999, schon seit fünf Jahren den Namen des katholischen Bildschnitzers. Doch ein Buch über sein Werk gab es bestenfalls im Antiquariat oder in einigen Bibliotheken. Bei dem Vorstellungsgespräch im Juni 1999 deutete sich plötzlich ein Ende dieser Crux an. Auf die Frage nach dem Thema ihrer Examensarbeit antwortete die junge Kunst- und Deutschlehrerin: Peter Breuer.
Pater Lange vom Schulverein lieh sich eine Kopie aus, studierte die Arbeit und drängte Susan Ebert, daraus ein Buch zu machen. Seit kurzem liegt es vor: 107 Seiten auf Hochglanz mit dem Titel "Peter Breuer -ein bedeutender sächsischer Bildschnitzer der Spätgotik". Der Verlag "Beier & Beran" präsentiert die Neuerscheinung in diesem Jahr auf der Leipziger Buchmesse. Denn mit dem Buch legt Susan Ebert allen Interessierten einen einmaligen Kunstführer durch das erhaltene Werk von Peter Breuer vor.
Zugleich hat sie eine Fibel verfasst, die Anfängern hilft, Zugang zur sakralen Bildschnitzerei zu finden. Susan Ebert hat bei ihrem Konzept auch als Lehrerin gedacht. Sie stattet den Leser zunächst mit dem nötigen Grundwissen aus. Er erfährt markante Punkte im Leben von Peter Breuer: Die Wanderschaft im süddeutschen Raum, die Hochzeit mit Barbara Rudel oder die Reformation (ein Knackpunkt). Weiter beachtet die Autorin, dass nur eine Minderheit in Sachsen mit alten katholischen Altären oder mit den Heiligen vertraut ist. Sie erklärt deshalb den Aufbau eines Altars, erläutert die frühere Bekleidung und macht den Leser mit einer Reihe von wichtigen Heiligen und ihren Kennzeichen vertraut. Beispielsweise wird auch vielen Katholiken unbekannt sein, dass die heilige Katharina von Alexandrien oft mit einem Rad dargestellt wird -denn nach der Legende zerstörte der Blitz ein Folterrad, das für sie vorgesehen war.
Im Hauptteil stellt Susan Ebert acht Altäre beziehungsweise Einzelfiguren vor -erzählt ihre Geschichte, beschreibt die Formen und deutet den Inhalt. Die Kunsthistorikerin entschlüsselt die Symbole, erklärt die Farben, lenkt den Blick auf Details. Beispielsweise lernt der eher ungeschulte Betrachter, dass Maria, Barbara und Katharina vom Altar der Zwickauer Nikolaikirche als Jungfrauen dargestellt sind, was an den offenen, langen Haaren und der Krone zu erkennen ist, oder dass das Blau der Innenseite von Marias Mantel für die Unendlichkeit (des Himmels) steht.
Selbst Experten verblüfft wohl die Ähnlichkeit zwischen dem heiligen Fabian von Peter Breuer und dem heiligen Kilian von Tilman Riemenschneider. Beide haben den Kopf geneigt. Falten zerfurchen beinahe ihr Gesicht, sie machen einen äußerst traurigen Eindruck. Susan Ebert geht davon aus, dass Breuer zumindest die Schnitzfigur Riemenschneiders während der Wanderjahre gesehen hat. Es wird auch nicht ausgeschlossen, dass der Zwickauer bei dem großen Meister in Würzburg gearbeitet hat.
Breuers Werke haben die Reformation überlebt. Dass sie die Gemeinden aufbewahrt haben, erklärt Susan Ebert mit Breuers Art, den Figuren sehr menschliche Züge zu geben. Die Pieta im Zwickauer Dom zum Beispiel berührt den Betrachter. Maria schaut mit scheinbar tränenerstickten Augen ins Leere. Ihre Hand hält die ihres toten Sohnes. Aber auch die Gesichter der anderen Heiligen verraten ihre Stimmung, meist eine schwermütige. "Die spürbaren menschlichen Gefühle der Heiligen haben die Kirchgänger angesprochen. Deshalb waren Peter Breuers Figuren so beliebt", ist sich Susan Ebert sicher.
Sehr interessant erscheint unter anderem, wie sich die Figuren mit der Zeit verändert haben. Zu Beginn befremdete zum Beispiel das Jesus-Kind durch herausgetretene Augen und eine ungewöhnliche Beinhaltung, später -als Breuer selbst Kinder hatte -sahen die Kleinen natürlicher, niedlich aus. Und Maria wurde älter. In den ersten Jahren gab Breuer der Muttergottes ein junges, zartes, liebliches Aussehen. Am Ende hatte Maria ein Doppelkinn. "Im Laufe der Jahre schnitzte er immer reifere Frauen", schreibt Susan Ebert, "für deren Vorbild er wohl in seiner unmittelbaren Umgebung Modelle fand -zum Beispiel seine Ehefrau Barbara Rudel." Werke Peter Breuers sind größtenteils im westsächsischen Raum zu finden, neben Zwickau und Umgebung auch im Vogtland und in Museen von Leipzig, Freiberg und Gera.
Zu den ersten Lesern des Buches gehörte neben Lehrern und Freunden der Zwickauer Schule auch Bischof Joachim Reinelt. Die präzisen Darstellungen hätten ihn sehr beeindruckt, ließ er Susan Ebert wissen und fügte hinzu: "Nun freue ich mich noch mehr, dass wir für das Zwickauer Gymnasium den Namen Peter Breuers gewählt haben."
Gert Friedrich
Ebert, Susan: "Peter Breuer -ein bedeutender sächsischer Bildschnitzer der Spätgotik",
Verlag Beier&Beran, Langenweißbach 2004, ca. 29,- ISBN 3-930036-93-2
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.03.2004