Das Land nicht den Extremisten überlassen
Bischof Joseph Coutts aus Pakistan besuchte das Bistum Dresden-M
Dresden (jak / kpi / mi) -In Vorbereitung der diesjährigen Fastenkollekte des Hilfswerkes Misereor besuchte Joseph Coutts aus Pakistan vom 8. bis 10. März das Bistum Dresden-Meißen. Stationen seiner Reise -die er mit dem Weltkirchenbeauftragten des Bistums, Ulrich Clausen unternahm -waren Schwarzenberg, Böhlen, Riesa und Dresden, wo Joseph Coutts im Bischöflichen Ordinariat am Käthe- Kollwitz-Ufer mit Bischof Joachim Reinelt zusammentraf.
In einem anschließenden Gespräch mit unserer Zeitung gab der Gast aus Pakistan einige Informationen über sein Land, in dem zirka fünf Prozent katholische Christen leben. Die überwiegende Mehrheit -95 Prozent -der Pakistani bekennen sich zum Islam. Dennoch sollen nach Aussagen von Staatsoberhaupt General Pervez Musharraf in der islamischen Republik die Rechte religiöser Minderheiten bewahrt bleiben. Dem gegenüber, so das Hilfswerk Misereor in einer Information zum Land Pakistan, steht das "Blasphemie-Gesetz, dass den Islam vor Verunglimpfungen schützen soll und Ahndungen bis hin zur Todesstrafe vorsieht. Durch missbräuchliche Auslegung kam es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen gegen religiöse Minderheiten, auch gegen die pakistanischen Christen. Verleumdungen, Spannungen und Übergriffe gehören heute zum Alltag. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung war das Attentat gegen einen Priester der Diözese Faisalabad im vergangenen Jahr. Bischof Coutts betont jedoch, dass sich die Mehrheit der pakistanischen Bevölkerung nach ruhigen, friedlichen Verhältnissen sehnt. Die Straßen werden allerdings von den Extremisten beherrscht, die die Situation in Richtung Eskalation verändern wollen. Dazu kommt das Problem der Flüchtlinge, die Pakistan auf eine harte Zerreißprobe stellen. In dieser Situation ist es für Bischof Coutts besonders wichtig, den Dialog zum Islam zu suchen -ein Anliegen, das schon sein Vorgänger im Bistum Faisalabad, Bischof John Joseph, verfolgte. Erst kürzlich traf sich Coutts mit dem Iman der größten Moschee Pakistans. Mit ihm zusammen weihte er eine große Friedenssäule ein, auf der der Wunsch nach Frieden in vier Sprachen ausgedrückt wird. Wichtig ist zudem, dass die Christen in der Gesellschaft ein positives Bild geben. "Wir müssen zeigen, dass die Aggressionen nicht von den Christen ausgehen", betonte Joseph Coutts. Auch muss verdeutlicht werden, dass der christliche Westen keinen Kreuzzug gegen den Islam führt. Bedeutsam ist weiter das karitative und gesellschaftliche Engagement, dass allen Pakistani offen steht. So führen die christlichen Kirchen Schulen und Krankenhäuser, in denen viele Lehrer und Ärzte Moslems sind. Große Bedeutung haben für den Bischof die Nichtregierungsorganisationen, die sich in einem Programm zur sozialen Harmonie engagieren. Damit verbunden sind unter anderem Veranstaltungen zur Weiterbildung oder Treffen mit islamischen Geistlichen. "Wenn die Menschen sehen, dass die religiösen Führer zusammen für den Frieden eintreten, dann ist das ein sehr wichtiges Zeichen", betonte Joseph Coutts.
Dankbar zeigte er sich für das Engagement von Misereor in seinem Land. Das Hilfswerk unterstützt unter anderem die Arbeit der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Pakistanischen Bischofskonferenz und die aktuellen Programme gegen die TBC von Dr. Ruth Pfau. Misereor investiert weiter in Bereichen der schulischen und beruflichen Ausbildung, in die Menschenrechtsarbeit und versucht die Verständigung zwischen den Religionen in möglichst viele Vorhaben zu integrieren.
Alljährlich zwischen Aschermittwoch und Ostern ruft das Hilfswerk Misereor mit einer Fastenaktion zur Solidarität und zu Spenden zugunsten der Armen und Hungernden in Afrika, Asien und Lateinamerika auf. In diesem Jahr steht die Fastenaktion unter dem Leitwort "Unser tägliches Brot gib uns. Heute." Misereor rückt damit das Grundrecht des Menschen auf Nahrung in den Mittelpunkt der Aktion. Am 28. März wird in allen katholischen Gottesdiensten zu Spenden aufgerufen.
Das 1958 von den deutschen Bischöfen gegründete Hilfswerk hat bisher rund 90 000 Projekte gefördert. Neben der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit hat Misereor den Auftrag, mit Bildungs-, Öffentlichkeitsund Lobbyarbeit die bundesdeutsche Öffentlichkeit über die Situation der Armen zu informieren und zu sensibilisieren. Das Hilfswerk fördert Menschen in Not unabhängig von Rasse, Religion und Nationalität. Die Schwerpunkte liegen im Gesundheits- und Bildungsbereich sowie in der Landwirtschaft.
Informationen zu Misereor und zur Fastenaktion unter www.misereor.de.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.03.2004