Gastfreundschaft von ganzem Herzen
Ganz ohne Klostermauern: Benediktiner in Meschede leben weltoffen und dialogbereit
Meschede (mim) -Sie sind Handweber, Metzger, Bäcker, Landwirt, Tischler, Schneider, Theologe oder Lehrer. Doch so verschieden ihre Berufe auch sind, eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben sich für ein Leben nach den Regeln des heiligen Benedikt entschieden, wohnen und arbeiten in der Abtei Königsmünster in Meschede im Sauerland. Rund 60 Benediktiner im Alter zwischen 20 und 93 Jahren gehören der Gemeinschaft in Meschede an. Sie lieben ihr Leben und sie lieben es, Gäste zu empfangen.
Auffallend offen und gastfreundlich präsentiert sich die Abtei, deren Mittelpunkt -die Friedenskirche -weit über dem Stadtbild von Meschede ragt. Keine Klostermauern, keine markanten Abgrenzungen. Stattdessen emsiges Treiben auf dem Gelände. "Gäste zu empfangen ist ein großer Verdienst", sagt Pater Jonathan Göllner, der als Militärseelsorger tätig und in Königsmünster für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. "Der heilige Benedikt schreibt in seiner Ordensregel, dass in den Gästen Christus selbst aufgenommen wird." Gastfreundschaft ist für die Mönche also keineswegs Verpflichtung, sondern auch eine Möglichkeit der Gottesbegegnung.
Und so gehört die Begegnung mit Gästen für die Benediktiner in Meschede seit Gründung ihres Klosters 1928 zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit. Damals waren zehn Mönche aus bayerischen Benediktiner-Abteien ins Sauerland gekommen, um die Trägerschaft einer dortigen Schule zu übernehmen -das heutige "Gymnasium der Benediktiner in Meschede", dem Gelände von Königsmünster angegliedert. Mit den Jahren öffnet sich das junge Kloster mehr und mehr für Gäste, insbesondere für Jugendliche. Mit finanzieller Unterstützung des Erzbistums Paderborn wird die Oase -eine Jugendbildungsstätte mit prall gefülltem Jahresprogramm -gebaut.
Begegnung als Schwerpunktaufgabe
Andere Gastbereiche in Königsmünster sind etwa der Klausurgastbereich und das Haus der Stille. "Im Klausurgastbereich laden wir Männer ein, in unserem Kloster einige Tage zu verbringen", erklärt Pater Jonathan. "Sie haben die Möglichkeit, an den Gebetszeiten sowie Mittagund Abendessen teilzunehmen und so das klösterliche Leben genauer kennen zu lernen." Das Haus der Stille ist für Männer und Frauen, Gruppen wie Einzelpersonen zugänglich. "Das Haus besticht durch seine Schlichtheit und wird oft für Einkehrtage oder Exerzitien genutzt", sagt Pater Jonathan.
Weniger ruhig und besinnlich geht es hingegen in den klostereigenen Werkstätten zu: Aus der Schmiede dröhnen Hammerschläge auf Stahl, in der Handweberei rattert der Webstuhl und auf dem Bauernhof machen sich Kuh und Schwein bemerkbar. Diese Palette an Handwerksbetrieben verleiht der Abtei Königsmünster ihren ganz eigenen Charakter. "35 unserer Brüder sind -zusätzlich zu einigen Angestellten -in den Alltagsbetrieben tätig", erzählt Pater Jonathan. Die Produkte reichen von Messgewändern, über kunstgeschmiedete Kreuze und Kerzenleuchter bis hin zu Fleisch und Milch: Ein wahre Selbstversorgerwirtschaft, von der die Mönche leben. "Einige Produkte besonders für den kirchlichen Bereich werden bei uns in Auftrag gegeben, andere stellen wir selbst für unser Kloster her oder verkaufen sie." Für jenen Verkauf gibt es direkt neben der Friedenskirche den Klosterladen. Im Angebot: Christliche Literatur, Keramikwerke aus der Töpferei, Apfelwein aus der Mosterei und: Tiefgefrorene Eintöpfe direkt aus der Klosterküche -denn auch die öffnet für Gäste von Zeit zu Zeit ihre Pforten. Schmunzelnd sagt Pater Jonathan: "Ganz nach der Devise: ,Kosten Sie, was uns schmeckt.' Wir sind eben in allen Bereichen ein offenes und dialogbereites Kloster."
Für Interessierte gibt es noch viele weitere Infos zur Abtei Königsmünster und auch zum Klosterladen im Internet unter www.koenigsmuenster.de oder direkt bei der Abtei Königsmünster, Klosterberg 11, 59872 Meschede, Tel. (02 91) 2 99 50.
Für viele Veranstaltungen bzw. Führungen sind rechtzeitige Absprachen mit der Abtei bzw. Reservierungen nötig.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.03.2004