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Bistum Magdeburg

Ziel war das Auslöschen der Religion

Ausstellung informiert über die atheistische Indoktrination in der DDR

Die Dokumentation weckt Erinnerungen: Interessierte in der Ausstellung

Magdeburg (dm/tdh) -Die Ursachen für den Entkirchlichungsprozess in der DDR sind vielfältig. Das machte der Historiker Joachim Heise vom Berliner Institut für vergleichende Staat- Kirche-Forschung bei der Eröffnung der Ausstellung "Atheismus in der DDR. Zum Säkularisierungsprozess in der ehemaligen DDR" am 24. März im Magdeburger Roncalli-Haus deutlich. Die im Foyer des fünften Stockwerkes gezeigte Bild- und Schriftdokumentation könne dabei lediglich einen Aspekt darstellen: die atheistische Indoktrination der Bevölkerung durch den DDR-Staat und die SED, sagte Heise.

Ein ganzes Bündel von Ursachen habe bewirkt, dass die DDR zum weltweit unreligiösesten Land wurde. So habe nicht allein die Ideologie von SED und DDR-Regierung durch Druck und Benachteiligung in mehreren Wellen -besonders im Schulbereich -den Anteil der Nichtchristen binnen zwei Generationen von 7,5 auf 70 Prozent ansteigen lassen. Vielmehr hätten schon Entwicklungen in der Zeit der Aufklärung, das schwierige Verhältnis besonders der evangelischen Kirche zur Arbeiterschaft und zur organisierten Arbeiterbewegung im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sowie die Indoktrination in der Nazi-Zeit dazu beigetragen. Zudem hätten die Kirchen einen großen Teil ihrer Mitglieder durch die Vertreibung der Eliten und die Massenflucht in den Western verloren.

Das Spezifische der DDR-Zeit sei gewesen, dass mit Druck, Gewalt, Häme und einer meist von der Sowjetunion übernommenen primitiven Propaganda wie etwa "Gagarin hat den lieben Gott im Himmel nicht gefunden" ("Der Sputnik und der liebe Gott") nach dem Motto agiert wurde: Wer religiös ist, ist dumm und denkt unwissenschaftlich.

Die Ausstellung versucht, dies auf 13 Schautafeln deutlich zu machen. Neben zusammenfassenden Informationen finden sich Bild- und Text-Dokumentationen zu Themen wie "Atheistische Indoktrination im Bildungs- und Erziehungswesen", "Konfrontation Konfirmation -Jugendweihe", "FDJ gegen die Junge Gemeinde", "Wehrdienst oder Wehrdienstverweigerung" einschließlich der kirchlichen Reaktionen. Eine spezielle Tafel dokumentiert, wie sich Christen und Kirchen gegenüber der atheistischen Ausrichtung der DDRGesellschaft zu wehren versuchten. Eine andere informiert über kirchliche Arbeitsfelder im atheistisch geprägten Staat.

Mit der Ausstellung, die inzwischen schon in zahlreichen, vor allem evangelischen Einrichtungen zu sehen war, sollen die Opfer der Repressalien und Benachteiligungen, aber auch die Täter erreicht werden, so Historiker Heise.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.04.2004

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