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Auf zwei Minuten

"Wär er nicht erstanden..."

Jesu Auferweckung durch Gott ist Grund unserer Hoffnung

Pater Damian

Wenn wir einmal Jesu Leben und Wirken bis zu seinem gewaltsamen Tod nicht als Gläubige, sondern als unbeteiligte Beobachter betrachten, ergibt sich etwa dieses Bild, wie es der Theologe Otto Hermann Pesch in einer Predigt zeichnet:

Wir haben einen jungen Mann, der mit einer, neutral betrachtet, absonderlichen Idee erwartungsgemäß vollständig gescheitert ist. Er ist mit Abstand der jüngste unter allen "Religionsstiftern" -wenn wir Jesus für einen Augenblick einmal so nennen wollen. Er hatte verkündet, Gott, der heilige Gott Israels, Herrscher der ganzen Welt und Richter über alle Menschen, habe sich unwiderruflich auf den Weg gemacht, die Verlorenen zu suchen, die Ungerechten, die Sünder, die sein Gesetz nicht halten, die in jeder Hinsicht Ausgegrenzten. Darin bestehe sein "Reich", das nun, in seinem, Jesu, Wirken beginne.

Das konnte nicht gut gehen. Sein Sterben war darum auch nicht der gelassene Weg in den Tod im Anblick einer großen Erfolgsgeschichte und Lebensernte. Es war auch nicht irgendeine Art von tragischem Heldentod. Er starb allein, verlassen von allen Schülern und Freunden, ausgenommen einige Frauen, und er starb gewaltsam auf eine der grausamsten Hinrichtungsarten, die menschliche Folterfantasie sich ausgedacht hat. Hingerichtet in kurzem Prozess von der Besatzungsmacht, um Unruhen an den Wallfahrtstagen im Keim zu ersticken.

"Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen", singen wir in einem alten Osterlied. Dann hätten wir vielleicht noch die Erinnerung an einen Mann, der es gut gemeint hat, der uns als Lehrer einer Ethik noch etwas zu sagen hätte, aber völlig gescheitert ist. Die Hinrichtung Jesu war öffentlich, seine Auferweckung aber hat niemand gesehen. Die verschiedenen Ostergeschichten der Evangelien, die in Einzelheiten sich widersprechen, sind sich in einem Punkt einig: Jesus ist nicht in dieses Leben zurückgekehrt, aber er lebt und hat mit seinen Jüngern neue Gemeinschaft gehalten. Er ist den Jüngern "erschienen", das heißt, er hat sich sehen lassen. Das bedeutet: Jesus ist bei Gott. Er lebt ein Leben, das kein Tod mehr beenden kann.

Im Glauben an die Auferweckung Jesu geht es letztlich um unseren Glauben an Gott: Gott ist so, wie Jesus ihn uns vorgestellt und vorgelebt hat! Gott stellt sich in der Auferweckung Jesu hinter dessen Predigt. Jetzt können wir auf einen Gott hoffen, der sich gegen alle Hoffnungslosigkeit, gegen alles Leid und den Tod, gegen alle Schlechtigkeit der Menschen, gegen alle Ungerechtigkeit als ein Gott der Lebenden erweist. "Des solln wir alle froh sein."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.04.2004

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