Willkommensgruß aus den Gemeinden
Peitzer Christen sorgen seit über zehn Jahren für bessere Integration von Spätaussiedlern

Peitz (ks) -"Fünf bis sechs Kuchenbleche müssen es schon sein, wenn wir mit der Betreuung der Spätaussiedler an der Reihe sind", erzählt Magda Neumann. Seit 13 Jahren gehören sie und fünf weitere Frauen zu der Kuchenbäckergruppe der Peitzer Pfarrei St. Josef.
Jedes Treffen beginnt mit einer Andacht
Der damalige katholische Pfarrer Horst Andreas -mittlerweile im Ruhestand -hatte die Damen damals angesprochen. Bis heute sind sie dieser ehrenamtlichen Tätigkeit treu geblieben. "Eine Bibelwoche 1990 gab den Anstoß, diesen Nachmittag der Begegnung einzuführen", erinnert sich der evangelische Pfarrer Kurt Malk. "Neben der behördlichen Arbeit mit den Spätaussiedlern sollten sie von uns auch einen Willkommensgruß aus den Kirchengemeinden erfahren."
Waren anfangs nur Peitzer aus der katholischen und evangelischen Gemeinde am Kuchenbacken beteiligt, so gibt es inzwischen schon eine "Warteliste". Frauen vieler umliegender Orte bringen sich mit ein. Edith Schmitt erzählt lachend, wie sie sich am Vortag eigentlich ein wenig ärgerte, als sie bei wunderschönem Frühlingswetter in der Küche stand, um Kuchen zu backen: "Aber wenn man dann hier zusammenkommt, die schüchternen, aber erwartungsvollen Gesichter der Aussiedler sieht und sich im sozialen Verband der Frauen trifft, dann ist es immer wieder eine Freude, dabei sein zu können."
Zum immerhin 652. Mal wurde im März der Nachmittag der Begegnung begangen. Jedes Treffen beginnt mit einer Andacht -mal katholisch, mal evangelisch oder ökumenisch wie etwa diesmal. "Die Heimat Ihrer Vorfahren ist Ihnen noch fremd. Wir wollen Ihnen helfen, hier ihre Heimat zu finden", so das Grußwort von Pastor Malk. Diakonatshelfer Franz Löster aus Cottbus schilderte die Situation der katholischen Kirche in dieser Region. In den Fürbitten gedachten die Anwesenden der Not in den Krisengebieten, der Terroropfer, der Arbeitslosen, Kranken und Verstorbenen. Eingebettet war ein herzliches "Gott vergelt's" in Form eines Blumengebindes und die Bitte auf weitere 13 Jahre der Mithilfe an die Frauen, die sich mit ihrem ideellen und finanziellen Engagement für diese karitative Arbeit einbringen. Auch Franz Löster galt das Dankeschön, der seit fünf Jahren einmal im Monat diesen Nachmittag mit einer Gebetsandacht begleitet.
Nach der Andacht laden die festlich gedeckten Tische in den Nebenräumen der Kirche zu Kaffee und Kuchen ein. Gespräche werden hauptsächlich in Russisch geführt. Wichtiges Bindeglied dieser Nachmittage sind daher die Dolmetscherdienste von Tamara Gerber, der Leiterin der Aussiedlerberatungsstelle in Peitz, Außenstelle der Caritas-Kreisstelle Cottbus.
Gespräche entstehen und Kontakte werden geknüpft
Nur die etwas älteren Aussiedler haben noch ein kleines Deutsch- Vokabular parat. Nach und nach entstehen so Gespräche. Emma Holenko etwa berichtet, dass sie in den nächsten Tagen nach Lehnin in der Mark zieht. Erst Ende Februar war sie mit den Familien ihrer Söhne nach fünfjähriger Wartezeit aus Sibirien nach Peitz gekommen. Der Rentner Johannes Tabler ist schon seit 1999 in Deutschland und lebt nun in Peitz. Zur vorgefeierten Sonntagsmesse holt er, wenn irgend möglich, Neuankömmlinge im Heim ab und begleitet sie in die etwas versteckt stehende katholische Kirche. Seine guten Deutsch-Kenntnisse verdankt er seiner Mutter. "Sie achtete immer darauf, dass zu Hause Deutsch gesprochen wurde", erzählt Tabler.
Insgesamt waren an diesem Freitag im März etwa 45 Spätaussiedler aller Altersstufen anwesend. An manchen Nachmittagen kommen an die 100. Gemeinsam lassen sie sich dann auf "Begegnung" ein, beten und singen, so gut es trotz Sprachbarrieren eben geht. Für die Frauen der Kuchenbäckergruppe ist es selbstverständlich, sich diesem Dienst noch lange zu stellen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.04.2004