Ein Haus der Geborgenheit
Raphelsheim feierte 90. Geburtstag
Heiligenstadt (as) -"Es sind mehr gekommen als wir erwartet hatten", freut sich Geschäftsführer Erhard Monecke. Und das Lachen in den Gesichtern der Bewohner des Raphaelsheimes in Heiligenstadt zeigt: Hier wird heute ein großes Fest gefeiert. 90 Jahre ist es her, dass die Einrichtung für Behinderte als "Katholisches Erziehungsheim" gegründet wurde. Heute sind die inzwischen zur Holding vereinigten Standorte der "Eichsfelder Werkstätten e.V." zu einem Markenzeichen für die kirchliche Sozialarbeit im Eichsfeld geworden. Bischof Joachim Wanke hielt den Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Gerhard. Und auch der Landesvater, Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU), war gekommen, der eine ganz persönliche Beziehung zum Raphaelsheim hat.
Der Historiker Maik Pinkert erinnert in seinem Festvortrag an seine wechselvolle Geschichte. Bald nach seiner Gründung begann der Erste Weltkrieg, dann folgte die schwierige Zeit des Nationalsozialismus und schließlich die Auflösung des Kinderheimes durch die kommunistischen Machthaber 1961. Seitdem wurden Menschen mit geistiger Behinderung aufgenommen, das Haus wird für sie zur Arbeitsstätte -und zur Heimat. Nach der Wende beginnt auch hier die Anpassung an die veränderten Verhältnisse. Neue Rechtsformen entstehen, die Kräfte werden gebündelt und umfangreiche Baumaßmaßnahmen durchgeführt. In der Werkstatt für Behinderte arbeiten heute über 300 Menschen, die von rund 70 Mitarbeitern betreut werden. An den verschiedenen Standorten der "Raphaelsheim gGmbH" wohnen über 200 Menschen mit Behinderungen
Seit früher Kinder-und Jugendzeit hat Ministerpräsident Dieter Althaus eine besondere Beziehung zum Raphaelsheim, das er immer als ein Haus der "Begegnung und Geborgenheit" erlebt habe. Althaus würdigte besonders das Wirken des langjährigen Direktors des Raphaelsheimes und heutigen Vorstandsvorsitzenden des Vereines Eichsfelder Werkstätten, Monsignore Josef Kesting, der seit 1958 die Geschicke der Einrichtung leitet. Kesting habe vor allem in schwieriger Zeit "mit viel Engagement und seelsorglichem Einfühlungsvermögen" die Entwicklung des Raphalsheimes gefördert und begleitet. Althaus warnte in seiner Rede davor, Wachstum und soziale Gerechtigkeit gegeneinander auszuspielen. Beides sei heute aufeinander angewiesen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.04.2004