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Brücken bauen in den christlichen Bereich

Interview mit Joachim Klose, Direktor des Dresdener Kathedralforums

Direktor Klose Dresden - Seit einem reichlichen Jahr gibt es in Dresden das Kathedralforum. Rund 6000 Menschen haben an den bislang 75 Veranstaltungen teilgenommen. Das Kathedralforum versteht sich als Diskussionsplattform für Christen und Konfessionslose. Die Grenzüberschreitung zwischen Religion und Wissenschaft, Philosophie, Politik gehört zu den Prinzipien. Auch die zwischen Religion und Kunst. Der Tag des Herrn sprach mit Joachim Klose, promovierter Philosoph und Direktor des Kathedralforums.

In der Veranstaltungsreihe "Zeitfenster" des Kathedralforums laden Sie in Zusammenarbeit mit der Gemäldegalerie Alte Meister ein zu Bildbetrachtungen. Warum?
Zum einen liegt in der Kunstschönheit eine Dimension, die über die Wirklichkeit hinaus weist. Zum anderen geht es um ein historisches Lernen. Wir benutzen das Medium Kunst, um etwas zu erfahren über unsere eigene Geschichtlichkeit und unsere konkreten Erfahrungen von Religiosität.
Ihr Themenspektrum ist breit: Philosophie, Medizin, Geschichte, Politik. Haben Sie ein Prinzip bei der Auswahl?
Ziel des Kathedralforums ist es, aktuelle Themen aufzugreifen, die eine Relevanz für unser Erleben und unsere Erfahrungen haben. Diesen Erlebens- und Erfahrungsbereich wollen wir dann in vielfältigen Perspektiven leuchten lassen.
Gibt es ein Stammpublikum oder wechseln die Besucher?
Es passiert selten, dass Personen zu allen Veranstaltungen gehen. Ich wollte vermeiden, dass sich Stammpublikum bildet, vielmehr sollten die Leute themenspezifisch auswählen. Zu beobachten ist, dass religiöse Veranstaltungen eher von Älteren besucht werden, naturwissenschaftliche, naturphilosophische von Jüngeren. Zu den Veranstaltungen kommen viele Personen aus anderen Konfessionen oder dem nicht christlichen Bereich. Wir müssen immer wieder versuchen, Brücken zu bauen, Übergangsräume zu schaffen aus dem nicht christlichen in den christlichen Bereich hinein.
Entspricht das Interesse Ihren Erwartungen?
Die 6000 Teilnehmer liegen sogar über meiner Erwartung. Manche Veranstaltungen sind sehr gut besucht, andere weniger gut. Allgemein zeigt sich aber eine große Resonanz.
Womit sind Sie gut angekommen, womit weniger?
Auf großes Interesse stieß die Veranstaltungsreihe "Zeitfenster". Gut laufen Veranstaltungen religiöse Fragestellungen, zum Beispiel zu pseudoreligiöser Jugendkultur. Schwieriger laufen abstraktere Themen, beispielsweise Gerechtigkeit. Aber manchmal sind in kleinerem Kreis intensivere Diskussionen möglich.
Wie wird es künftig weitergehen?
Es wird im Kathedralforum einige Leitlinien geben, die mehr Kontinuität wahren. Im Mai haben wir zum Beispiel ein Forum Medizinethik gegründet. Mit den Krankenhäusern und der Landeszentrale für politische Bildung bieten wir Veranstaltungen an für Ärzte, Pflegepersonal und Patienten. Eine zweite Linie, die im Oktober eröffnet wird, ist das ökumenische Forum Kirchenmusik. Wir wollen gemeinsam mit der evangelischen Landeskirche vor großen Konzertaufführungen über den Inhalt, die Zeitepoche, die Musik informieren. Eine weitere Linie, die wir ausbauen werden, ist die Naturphilosophie. In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme bieten wir im Frühjahr eine Vorlesungsreihe zum Thema Zeit an.

Interview: Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.06.2001

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