"Ihr seid das Salz der Erde"
Katholiken aus dem Dekanat Görlitz zu Gast bei der kleinen St.-Wenzeslaus-Gemeinde in Jauernick
Görlitz (rs / tdh) -"Ihr seid das Salz der Erde" lautete das Thema des Dekanatstages Görlitz, zu dem am 9. Mai die Katholiken aus den Görlitzer Pfarreien nach Jauernick eingeladen waren. Alle zwei bis drei Jahre wird im Dekanat Görlitz, jeweils in einer anderen Gemeinde, ein solcher Dekanatstag veranstaltet. Die Tradition reicht zurück bis in die Zeit nach dem Mauerbau. Damals durften die Katholiken aus dem Osten nicht mehr an den Katholikentagen im Westen teilnehmen. Ein eigenes Treffen wurde von staatlicher Seite her untersagt. Somit waren die "Dekanatstage" erfunden. Intention solcher Treffen war: "Die wenigen Katholiken, die es in den kleinen Diasporagemeinden zu DDR-Zeiten gab, sollten sehen und erleben, dass die Wenigen Viele sein können", erklärte Pfarrer Alfred Hoffmann.
Verbände gestalteten einen bunten Nachmittag
Die Tradition wurde auch nach der Wende weitergeführt, und so hatte in diesem Jahr die kleine St.-Wenzeslaus-Gemeinde aus Jauernick eingeladen. Bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr war alles aufgeboten, um diesen Tag zu einem schönen Erlebnis werden zu lassen -und rund 500 Gäste waren der Einladung gern gefolgt. Schon vor Beginn des Gottesdienstes sorgte Bernadette Rausch, Gemeindereferentin in Jauernick und Hauptorganisatorin des Tages, für Erheiterung: "Ich möchte Sie ganz herzlich einladen, bei der Kollekte recht kräftig zuzugreifen", forderte sie die Besucher auf. "Natürlich ins eigene Portemonnaie."
Zum Thema passend, wurden zu Beginn des Gottesdienstes zwei Schalen, jeweils mit Brot und mit Salz, zum Altar gebracht. Jauernicker Gemeindemitglieder machten deutlich, dass Salz früher so kostbar war, dass es mit Gold aufgewogen wurde. Auch Jesus verglich seine Jünger mit dem kostbaren Salz: "Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten", so die Worte der Lesung (Mt 5,13). Der Dekan und Pfarrer von Mengelsdorf, Krystrian Burczek sprach in seiner Predigt über die "lebensvernichtende", aber auch die "lebenserhaltende" Bedeutung von Salz. "Was, wenn das Salz sich mit anderen, ungenießbaren Substanzen vermischt und dadurch verunreinigt wird?", fragte er die Anwesenden sinnbildlich. "Die Vergebung macht das Salz wieder brauchbar", so die Antwort des Pfarrers.
Ein Markt der Möglichkeiten schloss sich später an den Gottesdienst an. Bücher und Geschenke konnten erworben werden, Kerzen zum Muttertag am Stand der Malteser selbst hergestellt werden, und für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Auch das Programm war vielfältig und reichte von Ständen von Caritas, Kolping und Katholischen Familienbund bis hin zu einem Zauberer -zur Freude der Kinder.
Symbolisch bekam jede Gemeinde Salzkristalle
Am Nachmittag führten Erzieher, Eltern und Kinder des Kindergartens der Görlitzer Gemeinde Heilig Kreuz das Märchen von der Gänsehirtin am Brunnen auf. Auch hier wurde das Thema des Tages wieder aufgegriffen: Der alte König, der an seinen letzten Tag auf Erden dachte, ließ seine drei Töchter kommen und fragte sie, wie lieb eine jede ihn hätte. Die Älteste antwortete: "Wie den süßesten Zucker", die Zweite: "Wie mein schönstes Kleid", und die Dritte sagte: "Die beste Speise schmeckt mir nicht ohne Salz. Darum habe ich den Vater so lieb wie das Salz." Erzürnt über diese Antwort befahl der König dem Koch, zum Kochen kein Salz mehr zu verwenden -musste aber bald feststellen, dass Speisen ohne Salz nicht schmecken.
Am Ende des Tages wusste jeder der Anwesenden, was es bedeutet, wenn Jesus sagt: "Ihr seid das Salz der Erde." Und in diesem Sinne bekam jede Gemeinde bei der abschließenden Schlussandacht ein großes Stück Salzkristall überreicht.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 21.05.2004