Die Dreifaltigkeit Gottes
Ein Beitrag von Pater Damian Meyer
Das Dreifaltigkeitsfest am Sonntag nach Pfingsten ist ein dankender Rückblick auf das vollendete Heilsmysterium, das der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist wirkt. Gott als Sohn ist der "Gott für uns", der Geist der "Gott in uns", der Vater "Gott alles in allem". In der Präfation des Festes bekennen wir: "Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist bist du der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigartigkeit der Person, sondern in den drei Personen das eine göttliche Wesen."
Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist das unterscheidend Christliche. Aber hat er unser christliches Bewusstsein schon bis zum tiefsten Grund durchdrungen? Geistesgrößen wie Kant und Goethe fanden die Lehre von der Trinität Gottes irrelevant, für das praktische Leben unbedeutend. Ich vermute, viele Menschen heute werden Goethe zustimmen, wenn er sagt: "Ich glaubte an Gott und die Natur und an den Sieg des Edlen über das Schlechte, aber ... ich sollte auch glauben, dass drei eins sei und eins drei; das aber widerstrebte dem Wahrhaftigkeitsgefühl meiner Seele; auch sah ich nicht ein, dass mir damit auch nur im Mindesten wäre geholfen gewesen."
Für das Gottesbild des Christen ist der Glaube an den dreieinen Gott entscheidend. Gott ist ganz und gar Mitteilung, sich verströmende Liebe, lautere gegenseitige Hingabe. Und wir Menschen sollen Erfüllung in der Liebesgemeinschaft mit diesem Gott finden. Er nimmt uns hinein in sein göttliches Leben. Der Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti spricht verschiedentlich von Gott als der "geselligen Gottheit". Und das bedeutet Abschied nehmen von gängigen Vorstellungen und Gottesbildern: "Die wohl genialste Leistung christlicher Theologie ist die Lehre von Gottes Dreieinigkeit. Mit ihr wurde den gängigen Vorstellungen vom himmlischen Patriarchen, König, Autokraten der Abschied gegeben. Gott wird als Gemeinschaft gedacht, in der alle alles miteinander teilen ... "Die ganze Gottheit spielt ihr ewig Liebesspiel ... "
(Quirinus Kuhlmann) ... Die Trinität meint einen Gott, der, weil er wesenhaft Liebe ist, Liebe auch praktiziert als dreieinige Liebesgemeinschaft, die das zulänglichste Bild des einen Gottes sein dürfte, das wir Menschen uns machen können." Der Gott, der wesenhaft Liebe ist, lässt seine Liebe überströmen auf uns. Wieder Kurt Marti: "Im Pfingstgeschehen schäumte die dreieinige Gottheit, wenn man so sagen darf, über. Sie verteilte sich: lieber / als einsamer Herr zu sein / fließt sie über / in Menschen hinein."
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.06.2004