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Bistum Erfurt

Kirche gilt als wenig attraktiv

Jesuiten geben Niederlassung in Erfurt auf, Gespäch mit Pater Pohlmann SJ

Die Jesuiten der norddeutschen Provinz geben zum 1. August ihre Niederlassung in Erfurt- Hochheim auf (dazu auch Seite 11). Bis zur Wende befanden sich hier Noviziat und Studienhaus des Ordens für den Bereich der DDR. In den Diözesen der neuen Bundesländer gibt es somit nur noch Jesuiten in Berlin, Dresden und Leipzig. Der Tag des Herrn sprach mit Pater Ansgar Pohlmann, der bislang auch Seelsorger der Pfarrei St. Bonifatius in Erfurt Hochheim war.

Frage: Herr Pater Pohlmann, die Gesellschaft Jesu gibt ihre Niederlassung in Erfurt-Hochheim auf und damit einen Ort, wo über 40 Jahre hinweg Jesuiten ausgebildet wurden. Warum?

Pohlmann: Erfurt-Hochheim hat heute nicht mehr die Aufgabe eines Studienhauses für angehende Jesuiten. Das Noviziat findet in Nürnberg statt. Zudem zwingt uns Nachwuchsmangel zu diesem Rückzug. Wir sind jedoch sehr dankbar dafür, dass es möglich war, hier über die Jahrzehnte der DDR-Zeit Mitglieder unseres Ordens ausbilden zu können.

Frage: Wo sehen Sie Gründe dafür, dass deutschlandweit nur wenige junge Männer Jesuiten werden wollen? Ihr Orden nimmt doch interessante Aufgaben in Kirche und Welt wahr?

Pohlmann: Hauptgrund ist wohl, dass die Kirche in der Öffentlichkeit keine hohe Bewertung erfährt, so dass junge Leute gar nicht erst zu der Frage kommen, ob sie nicht einen Beruf in der Kirche ergreifen könnten. Das Zölibat jedenfalls spielt eine eher geringe Rolle. Während früher junge Männer nicht selten nach dem Abitur in den Orden eintraten, sind diejenigen, die heute zu uns stoßen, 25 Jahre und älter. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Hinzu kommt: Wer sich für den Dienst als Seelsorger in der Kirche entscheidet, ist in Gesellschaft und Gemeinde in einer oft nicht einfachen Lage. Für junge Priester zum Beispiel ist es oft gar nicht so leicht, in der jeweiligen Gemeindesituation ihre Rolle zu finden.

Frage: Warum, glauben Sie, ist die Kirche heute in der Öffentlichkeit nicht besonders angesehen?

Pohlmann: Nicht wenige Menschen in unserer Gesellschaft trennen heute zwischen dem Glauben an Jesus Christus und der kirchlichen Gemeinschaft. Zudem macht es der stark verbreitete Individualismus den Menschen schwer, sich mit einer großen Gemeinschaft wie der Kirche zu solidarisieren. Ein weiterer Grund ist sicher auch die nicht selten negative Berichterstattung der überregionalen Medien.

Frage: Ihr Orden unterhält theologische Hochschulen, Gymnasien zum Beispiel in Berlin. Jesuiten sind als Studentenseelsorger tätig, mit jungen Leuten im Ausland tätig. Worin sehen Sie und Ihre Mitbrüder Gründe für den Rückgang des Glaubens unter jungen Leuten?

Pohlmann: Die Menschen sind heute von einer großen Vielfalt von Dingen total beansprucht. Das reicht von den Alltagsproblemen in der Familie über nicht selten große berufliche Anforderungen bis hin zu den Einflüssen der Medien. Gerade Familien sind offensichtlich häufig stark belastet und mit vielerlei Schwierigkeiten konfrontiert. Viele Menschen hetzen von einem zum anderen. Da bleibt wenig Zeit für Fragen nach Sinn oder nach Gott.

Frage: Was kann man Menschen raten, dem zu entgehen?

Pohlmann: Die Frage ist, ob es und welche Möglichkeiten es gibt, als Familie und als junger Mensch aus alledem ein Stück weit auszubrechen und bewusst andere Aspekte zu setzen, die das Leben reich machen. Aber es bleibt eine spannende, nicht leicht zu beantwortende Frage, warum die Aufbrüche des Konzils in die heutige Situation gemündet sind.

Fragen: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.06.2001

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