Junge Christen auf ihrem Weg begleiten
Erfahrungen mit der Firmvorbereitung in der Engelsdorfer St.-Gertrud-Gemeinde
Leipzig (dw) -"Die Firmbewerber sollen wissen, dass sie auf ihrem Weg von der ganzen Gemeinde mitgetragen werden", sagt Benno Kosmala, der Pfarrer der St.-Gertrud-Pfarrei Leipzig- Engelsdorf. 43 Jugendliche aus seiner Gemeinde werden am heutigen Sonntag das Sakrament der Firmung empfangen.
Schon von Beginn der Firmvorbereitung an waren deshalb auch die Firmpaten intensiv eingebunden. Bei einem ersten Treffen in großer Runde erzählten viele von ihnen über ihre eigene Firmung, und auch zu einer gemeinsamen Fahrt nach Wechselburg am Pfingstmontag waren sie eingeladen.
Einen neuen Weg haben die Engelsdorfer bei der diesjährigen Firmvorbereitung mit der in Afrika entstandenen Methode des Bibel-Teilens beschritten. In sechs Kleingruppen versuchten die Jugendlichen mit ihren Gruppenleitern während der gesamten Vorbereitungszeit, einen persönlichen Zugang zur Bibel zu bekommen. Besonders gut gefiel Anna Dzygoluk, dass aus den Gesprächen über die Bibel immer auch konkrete Aktionen erwuchsen. Ihre Gruppe nahm zum Beispiel an einem Vortrag in der Leipziger Propstei-Gemeinde teil, sammelte für den Obdachlosentreff "Oase" und plant einen Besuch im Gefängnis. Veronika Reichelt suchte mit ihrer Gruppe Kontakte zu alten Menschen im Caritasheim St. Gertrud und versuchte in der Ausstellung "Dialog im Dunkeln", sich in das Leben blinder Menschen hineinzuversetzen.
Die intensive Auseinandersetzung mit der Bibel half vielen der Firmbewerber, sich ein biblischen Leitwort für ihr Leben zu wählen. Angelehnt an den evangelischen Brauch der Konfirmations- Losungen schlägt Bischof Joachim Reinelt den Firmlingen in seinem Bistum seit einigen Jahren vor, einen Firmspruch auszusuchen. Anna entschied sich beispielsweise für ein Wort, mit dem sich die Gruppe beim Bibel-Teilen beschäftigt hatte: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie". Anna hat sich vorgenommen, bei Streitereien mit ihrer Schwester künftig öfter mal an dieses Bibelwort zu denken. Veronika stieß beim Einführungsgottesdienst eines neuen Krankenhausseelsorgers in Leipzig auf ihren Firmspruch: "Niemand soll dich wegen deiner Jugend gering schätzen. Sei den Gläubigen ein Vorbild, in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit." Sie hofft, dass das Wort ihr hilft, zu sich selbst und ihrem Glauben zu stehen, auch wenn sie mal von anderen nicht gleich angenommen wird, so wie sie das beim Wechsel in eine neue Schule erlebt hat. "Auch mir hat es gut getan, mich mal wieder so intensiv mit der Bibel und dem Glauben zu beschäftigen", sagt Katharina Guckel, die eine Firmgruppe geleitet hat. Im Vergleich zu dem sehr intensiven, aber doch eher auf Wissensvermittlung konzentrierten Firmunterricht, den sie selbst als Jugendliche erlebt hat, empfand sie die vergangenen Wochen als viel lockerer. Erwachsene und Jugendliche trafen sich auf gleicher Augenhöhe und gingen ein Stück ihres Glaubensweges gemeinsam.
In der Begegnung mit den Wechselburger Benediktinern, mit einem Ehepaar, das aus seinem Leben erzählte und per Videofilm mit einer brasilianischen Firmgruppe sind die Firmlinge mit unterschiedlichen christlichen Lebensmodellen in Berührung gekommen. Besonders gefreut haben sie sich darüber, dass der Dresdner Bischof Joachim Reinelt sich in Wechselburg Zeit genommen hat, ihre Fragen zu beantworten -ein Angebot, das der Bischof den Firmlingen des Bistums gemacht hat und das andernorts meist dekanatsweise genutzt wird. Viele Sympathie- Foto: Friedrich punkte hat der Bischof gesammelt, weil er keiner Frage ausgewichen ist: "Sogar über sein Einkommen und seinen Umgang mit Handy und Computern hat er uns etwas gesagt", freut sich Maria Kurzai. Bei der Firmung am Sonntag wird der Bischof für sie kein Fremder mehr sein. Maria, Veronika und Anna freuen sich auf dieses Fest, das sie selbst mit vorbereiten durften. Unter anderem werden die Firmlinge während des Gottesdienstes ein Danklied singen. Annas Oma bricht für die Feier sogar ihre Flugreise ab. Dass möglichst viele der 43 Jugendlichen den eingeschlagenen Weg mit Kirche und Glauben auch nach der Firmung fortsetzen, wünscht sich Pfarrer Benno Kosmala und hofft, dass die Gemeinde dieses Anliegen im Gebet begleitet.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.06.2004