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Bistum Erfurt

Ein Weg mit Christus

Gemeinsam Fronleichnam gefeiert

Trennendes überwunden: In Erfurt-Hochheim gingen die beiden Seelsorger der großen Konfessionen gemeinsam den Fronleichnamsweg.

Erfurt (eh) -Mit Fronleichnam können Protestanten nichts anfangen. An Fronleichnam wollen Katholiken unter sich bleiben. -Für die Christen in Erfurt-Hochheim treffen solchen Vorurteile nicht mehr zu. Zur diesjährigen Fronleichnamsprozession am 13. Juni wurden viele evangelische Christen gemeinsam mit ihrem Pfarrer Ernst-Michael Gohles herzlich vor der St. Bonifatiuskirche willkommen geheißen. Durch die geschmückten Straßen zogen dann gut 400 Christen mit Gebet, Musik, Gesang und bunten Fahnen zu den vier Altären.

Der katholische Ortspfarrer Gert Schellhorn erläuterte diesen ökumenischen Akzent im Bonifatiusjahr: "Gemeinsam tragen wir das Brot des Lebens, Jesus Christus in Gestalt der Hostie. Der Leib Christi gibt Leben, auch heute, da das Leben in all seinen Phasen so bedroht scheint. Und gemeinsam tragen wir das Wort des Lebens, Jesus Christus in Gestalt des Evangeliars. Gottes Wort gibt Hoffnung, Zukunft und Orientierung in einer Zeit der Ratlosigkeit und Unrast, der vielfältigen Ängste und der Selbstüberschätzung." So liefen der katholische Pfarrer Schellhorn mit dem Allerheiligsten und der evangelische Pfarrer Gohles mit dem Evangeliar gemeinsam unter dem Baldachin inmitten der Prozession.

Die Zeiten, in denen spezifisch konfessionell geprägte Feiertage wie Karfreitag, Fronleichnam, das Reformationsfest oder der Buß- und Bettag bewusst als "Flaggezeigen" gegen die andere Konfession gefeiert wurden, lägen noch nicht lange zurück. Gott sei Dank aber hätten wir innerhalb der Kirchen inzwischen den Reichtum der jeweiligen Tradition zu schätzen und zunehmend miteinander zu teilen gelernt, so einhellig die beiden Erfurter Geistlichen. Und sie ziehen das Fazit, dass Fronleichnam als "Weg mit Christus" durch die Straßen für alle Christen eine Anregung sein kann, die eigenen Kirchentüren weit zu öffnen und mit dem Evangelium in die Öffentlichkeit zu gehen. Die gemeinsame Fronleichnamsprozession im Bonifatiusjahr könne zudem für alle ein Anstoß sein, selbst Flagge zu zeigen. Im Alltag gäbe es dazu genug Möglichkeiten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 27 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.07.2004

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