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Bistum Erfurt

Platz für eine lebendige Gemeinde

Nach zwei Jahren aufwendiger Sanierung feiert die Gemeinde wieder Gottesdienst in St. Wigbert

Mit Kraft in den Stein: Bauarbeiter schaffen Platz für die Reliquien. Im Hintergrund Pfarrer Peter Matheis.

Erfurt -Gemeindehaus und Kirche gehören für die Erfurter St.-Wigbert-Crucis-Gemeinde endlich zusammen. Mit der Sanierung und der Neugestaltung der Kirche sowie der räumlichen Erweiterung ging für die Gemeinde ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Neben der herausgeputzten Kirche stehen nun genügend Räume für die Gemeindearbeit zur Verfügung. Darunter auch ein richtiger Gemeindesaal.

Am vergangenen Sonntag feierten zunächst die Kleinen den Einzug in ihr altes und zugleich neues Gotteshaus. Nachmittags schloss sich der Festgottesdienst an, in dem der Erfurter Weihbischof Hans-Reinhard Koch die Altarweihe vornahm. Der neue Altar wurde aus dem Material des alten gefertigt. Allerdings ist er nicht ganz so groß. Während eines Informationsrundganges für Journalisten am 1. Juli wurden die letzten Handgriffe am Altar vollzogen. Ein Steinbohrer fraß sich kraftvoll in den Stein, um Platz zu schaffen für die Reliquien. Diese wurden bei der Weihe eingesetzt und zugemauert. Davor fand ein silbernes Medaillon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Platz, auf dem der heilige Wigbert dargestellt ist. Der heilige Wigbert zählt zu den Gefährten des heiligen Bonifatius. Von diesem wurde Wigbert zum Abt des Klosters Fritzlar bestimmt. In Thüringen gründete Wigbert eine erste Missionsschule in Ohrdruf. Um die Jahre 737 / 738 ist der Heilige in Fritzlar verstorben.

Eine Erfurter Wigbertkapelle wurde erstmals um 1210 erwähnt. Das heutige Gotteshaus entstand in den Jahren von 1409 bis 1473. Im Zuge der Reformation kam es zu Streitigkeiten der Konfessionen um St. Wigbert. 1606 wurde entschieden, dass die Kirche katholisch bleibt. Was sich allerdings mit dem Einmarsch der Schweden im Dreißigjährigen Krieg kurzzeitig änderte, diese nutzten von 1633 bis 1639 St.Wigbert als Garnisonskirche. 1651 erwerben die Augustiner- Eremiten die Kirche und den Valentinerhof, um eine neues Kloster in Erfurt zu errichten. Das alte, in das einst Martin Luther eingetreten war, hatten sie verloren. Die Augustiner bleiben bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in Erfurt. 1822 wird das Kloster aufgelöst, St. Wigbert wird katholische Pfarrkirche.

Im Zweiten Weltkrieg wird diese beschädigt, als eine Luftmine die benachbarte Barfüßerkirche zerstört. Am 6. Dezember 1953 wird der neue Altar im neu gestalteten Chorraum geweiht. 1982 kommt es zum Zusammenschluss der Gemeinden St. Wigbert und Crucis, die 1991 ein erstes gemeinsames Klosterfest feierten. Mit der jetzt abgeschlossenen Sanierung und Umgestaltung wurde auch das 1999 begonnene Glasfensterprogramm fertig gestellt. Unter dem Titel "Aufbrüche" entwickelte der Künstler Wladimir Olenburg gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat ein Programm, das die zurückliegenden Jahrhunderte symbolisch in die Kirche hineinholt und das thematisiert, was Menschen bewegt. Ein Beispiel: Das 21. Jahrhundert wird unter anderem durch dem genetischen Code DNA und dem Aktienindex DAX dargestellt. Wohin das Jahrhundert allerdings noch führt, das bleibt offen. Halt, Stütze und Kraft sollen aber auch in Zukunft von St. Wigbert ausgehen. So freut sich Pfarrer Peter Matheis, dass es möglich ist, die Kirche für Interessenten offen zu halten. Bisher steht die Tür an Werktagen von 14 bis 16 Uhr offen. Chancen für den Dialog mit vielen Menschen sieht der Pfarrer weiter in den neuen Gemeinderäumen, hier ist Platz für Initiativen und Veranstaltungen.

Auf die Lebendigkeit seiner Gemeinde verweist Gerd Schmidt, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Sonntags ist die Kirche immer voll, die Sitzplätze reichen in der Zehn-Uhr- Messe nie. Und was Gerd Schmidt besonders mit Stolz erfüllt, ist die Tatsache, dass das Bild der Gemeinde durch besonders viele Kinder und ihre Eltern geprägt ist.

Die Kosten der Baumaßnahmen wurden auf 1,4 Millionen Euro veranschlagt. Je 400 000 Euro mussten die Gemeinde und das Bistum (200 000 Euro kamen vom Bonifatiuswerk) aufbringen, der Rest des Geldes stammt aus städtebaulichen Fördermitteln. Beauftragte Architekten waren Ludwig Ronge und Martin Davignon.

Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.07.2004

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