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Auf zwei Minuten

"Du, Herr, lässt mich sorglos ruhen"

Ein Beitrag von Pater Damian Meyer

Pater Damian

Viele Menschen klagen über Schlafstörungen und setzen verschiedene Schlafmittel dagegen ein. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum man nicht einschlafen kann und dann einen unruhigen Schlaf hat. Oft liegt es daran, weil einen allerlei Sorgen und Ängste plagen, bevor man sich zur Ruhe begibt. Wir haben ja wahrhaftig Grund genug, tiefe Ängste und Sorgen zu hegen, wenn wir an die Ereignisse und Entwicklungen in der Welt denken. Bedrohungen aller Art scheinen auf uns zuzukommen. Und auch der Zustand der Kirche und manche Entwicklungen in ihr sind nicht unbedingt ermutigend. Wenn Angst unsere ,,Grundstimmung" ausmacht, kann sie einem durchaus den Schlaf rauben.

Da sind Kleinkinder zu beneiden, die auch bei groben äußeren Störungen noch ruhig schlafen. Kinder können ruhig schlafen, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen. Wenn sie die Nähe der Eltern spüren oder auch nur Zeichen ihrer Nähe sehen, dann haben sie keine Angst. Das Vertrauen zu den Eltern wirkt wie ein Schutzschild, hinter dem sie Ruhe und Entspannung finden.

Das Vertrauen ist unser Mittel gegen die Angst. Es wird von einer Begegnung eines alten Kardinals mit Papst Johannnes XXIII. berichtet. Der Kardinal war besorgt um den Zustand der Kirche in der Zeit des Umbruchs und sagte: "Ich habe Angst um den Fortbestand der Kirche." Johannes nahm ihn liebevoll in den Arm und erwiderte: "Aber, aber, Angst ist keine christliche Kategorie." Von Jesus wird in den Evangelien berichtet: Während eines heftigen Wirbelsturms auf dem See Genesaret lag er hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Die ängstlichen Jünger weckten ihn, und er sagte zu ihnen: "Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?" (Mk 4,40). Man kann Ängste und Sorgen nicht einfach verdrängen, und man muss sie auch aussprechen können. Sie dürfen uns aber nicht so beherrschen und gefangen halten, dass sie uns Ruhe und Gelassenheit rauben. Diese Gelassenheit können wir jeden Abend vor dem Schlafengehen einzuüben versuchen. Hier hat das Abendgebet eine wichtige Funktion. Es ist mehr als eine Art theologische Schlafhygiene des Geistes. Aus unserer Bedrängnis und Enge heraus übergeben wir uns in die Weite Gottes, wie es zum Beispiel der Psalm vier ausspricht: ,,Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war. Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen! ...In Frieden leg' ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen." Oder, wie ein Segenswort von Roland Breitenbach heißt: "Gott, wie ein guter Freund, sei mit uns. / Gott, wie ein guter Engel, begleite uns. / Gott, wie eine große Höhle, beschütze uns. / Gott, wie ein guter Schlaf, bestärke uns."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.07.2004

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