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Freundliche Helfer am Zug

Die ökumenische Bahnhofsmission Leipzig

Ein offenes Ohr für Mitmenschen Leipzig (as) - "Ich weiß nicht, ob sie mir helfen können." Diesen Satz hören die Mitarbeiter der Ökumenischen Bahnhofsmission in Leipzig oft, wenn es an der Pforte klingelt und ein Rat Suchender vor der Tür steht. Unter dem Motto "Menschlichkeit am Zug" präsentierte sich die Einrichtung am 23. Juni auf dem Hauptbahnhof der Öffentlichkeit. Grund für die Veranstaltung: Die Helfer tragen ab sofort bundesweit einheitliche Dienstkleidung. Außerdem verlängert der Standort in Leipzig seine Öffnungszeiten. Ab 1. Juli kann man täglich bis 21 Uhr Hilfe in Anspruch nehmen.
Bahnhöfe sind soziale Brennpunkte. Ob Reisende oder Wohnungslose, Jugendliche oder Rentner: In der Bahnhofsmission wird niemand, der Hilfe benötigt, abgewiesen. "Die Ökumenische Bahnhofsmission in Leipzig ist ein Gemeinschaftsprojekt des Caritasverbandes und der Diakonie", sagt der Pressesprecher des Caritasverbandes in Leipzig, Tobias Strieder. Sein Verband kümmere sich vor allem um die Personalverwaltung. Die Betreuung der Besucher werde zu einem großen Teil von ehrenamtlichen Helfern übernommen. Bahnhofsmissionen in Deutschland gebe es seit 1894. Jährlich nutzten bundesweit etwa drei Millionen Menschen die Angebote. Die Einrichtung in Leipzig, so Strieder, sei ein besonders positives Beispiel für eine gute ökumenischen Zusammenarbeit. Das bestätigt auch der Leipziger Propst Lothar Vierhock. Gerade in der ökumenischen Arbeit dürfe man nicht "fantasielos" sein und sollte das tun, "was machbar ist". In Leipzig gebe es einige Projekte, die von evangelischen und katholischen Christen gemeinsam betreut werden. Dazu gehörten das Obdachlosenprojekt "Oase" oder die Ökumenische Telefonseelsorge. Von der missionarischen Aufgabe der Bahnhofsmission ist der Direktor des Diakonischen Werkes in Leipzig, Christian Kreusel, überzeugt. Erstes Ziel sei zwar nicht, "den Kirchengemeinden Mitglieder zuzuführen." Dennoch: Viele Gespräche zwischen den Helfern und den Rat Suchenden seien "seelsorglicher Art". Mancher denke in der Bahnhofsmission das erste Mal über die Bibel oder das Gebet nach.
Traurige, aber auch amüsante Geschichten können die Mitarbeiter aus ihrem Alltag erzählen. Christine Sage berichtet von einem russsischen Touristen, der von seiner Reisegruppe vergessen wurde und Hilfe bei der Bahnhofsmission suchte: Ohne Pass, ohne Geld und ohne gültigen Fahrschein in die Heimat. "In die Notunterkünfte kommt man nur mit einem Ausweis und den hatte er ja nicht", sagt die Mitarbeiterin. "Aber wir haben solange gekämpft bis er seinen Schlafplatz und eine gültige Fahrkarte hatte."

Zu David Werner kam eines Tages eine ältere Dame, die ihre Schwester in der Augsburger Straße in Leipzig besuchen wollte, aber beim besten Willen nicht finden konnte. "Es dauerte eine Weile, bis wir herausgefunden haben, dass die Dame nach Augsburg in die Leipziger Straße musste", erzählt David Werner. Die Kollegen von der Bahn hätten sie dann nach Bayern mitgenommen. Für die Bemühungen der Bahnhofsmission habe sich die Schwester der Dame später ausdrücklich bedankt. In Gesprächen und durch gute Kontakte zu Beratungsstellen, Sozialämtern und Notunterkünften, versuchen die Mitarbeiter der Bahnhofsmission, die Probleme ihrer Mitmenschen zu lösen. Auch wenn es manchmal Schwierigkeiten gibt, ein Lächeln haben sie immer auf den Lippen: Die freundlichen Helfer am Zug.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 27.06.2001

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