Dank, Geschichte und Kalif Storch
Dekanatstag zum Geburtstag der sächsischen Mutterkirche in Dresden
Dresden (meu/jak) - "Wenn irgendeine Pfarrei in der sächsischen Diaspora Ahnenforschung betreibt, so kommt sie immer zur Hofkirche", berichtet Dr. Siegfried Seifert bei seinem Vortrag zum Dekanatstag in Dresden. Ein Beispiel: Die Hofkirche gründete Zwickau, Zwickau gründete Chemnitz, dieses wiederum Annaberg und Annaberg schließlich Marienberg.
Unter dem Motto "Die katholische Mutterkirche Sachsens lädt ein" trafen sich am vergangenen Sonntag zirka 2500 katholische Christen um den 250. Geburtstag der Hofkirche zu feiern. Der Tag begann mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr auf dem Schloßplatz vor der Hofkirche, der zusammen mit Weihbischof Georg Weinhold, Dompfarrer Klemens Ullmann und zahlreiche Seelsorgern gefeiert wurde. Weihbischof Weinhold griff in seiner Predigt das Bild vom Schlüssel auf: Er muss passen, wenn er nützen soll, um beispielsweise die Wohnung oder das Auto aufzuschließen. Menschen aller Zeiten, so der Weihbischof weiter, hätten zudem nach dem Schlüssel zum Himmel gesucht, und es seien immer wieder Menschen aufgetreten, die falsche Schlüssel verkauft oder verschenkt hätten.
Jesus habe von sich gesagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich." (Joh 14,6) Dies seien die "Schlüssel des Himmelreiches", die Jesus Petrus (Mt 16,9) und damit der Kirche anvertraut habe. Sie müssen sich daher für andere Menschen einsetzen und ein lebendiges Beispiel des Glaubens geben. Neben dem Festgottesdienst gab es eine Reihe von Angeboten, so den Vortrag von Dr. Siegfried Seifert zur Geschichte und von Prof. Albert Franz ein Gesprächsforum mit Vortrag zum Thema "Hat Gemeinde Zukunft?" Dabei ergab sich eine lebhafte Diskussion. Prof. Franz regte an, über das eigene Bild von Gemeinde nachzudenken. Die zunehmende Mobilität der Menschen - nicht zuletzt auch beruflich bedingt - bringe es mit sich, dass Christen sich nur noch zeitlich begrenzt mit einer Gemeinde identifizieren. Auch dürfe man nicht erwarten, dass aus dem Interesse mancher Menschen für ein bestimmtes Projekt in der Gemeinde schon eine totale Identifikation mit dieser erwachse. Die derzeitige Umbruchssituation dürfe die Kirche nicht dazu verführen, sich selber als Organisation retten zu wollen: "Jesus ist nicht gekommen, um Organisationsstrukturen zu entwickeln, sondern um das Reich Gottes zu verkünden", sagte Franz.
Zudem komme es darauf an junge Menschen zu motivieren, Mensch zu werden, das Leben wahrzunehmen und für ihre Umwelt sensibel zu sein. Gerade Christen hätten die aus dem Glauben gewachsene Kompetenz, Menschen zum Menschwerden zu helfen - "das will Gott, er hat es selbst getan!"
Dr. Siegfried Seifert machte den katholischen Christen mittels der Geschichte Mut, an ihrem Glauben und an ihrer Pilgerschaft festzuhalten. Dabei erinnerte er daran, dass es gerade die Laien waren, die in Sachsen im 19. und 20. Jahrhundert dafür sorgten, das katholischer Gottesdient möglich wurde. Zuerst wurde ein Schulverein gegründet, dann eine Schule gebaut, schließlich sorgten sich Kirchbauvereine um Pfarrhaus und Kirche und schließlich fuhr man nach Dresden zum Apostolischen Administrator in die Schloßstraße mit der Bitte: "Wir sind jetzt soweit und hätten gerne einen Priester."
Zusätzlich zu den Vorträgen gab es Führungen durch die Hofkirche selbst sowie über die Baustellen zum Wiederaufbau der Frauenkirche und zum Neubau der Dresdner Synagoge. Ins Studiotheater des Kulturpalastes waren alle Kinder eingeladen. Dort stand "Der Kalif Storch", ein szenisches Spiel für Kinderchor, Klavier und Schlagwerk von Margarete und Wolfgang Jehn, nach dem bekannten Märchen von Wilhelm Hauff auf dem Programm. Ausführende waren der Kinder- und Mädchenchor der Gemeinde St. Josef, Dresden-Pieschen, zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Trommlerschule Drummers. Kulissen und Kostüme waren von den Mitwirkenden und deren Eltern selbst hergestellt worden.
Der Tag endete mit einer Abschlussfeier, die von Schülern des Benno-Gymnasiums gestaltet wurde. Musikalisch aktiv wurden dabei die Big-Band und der Gospelchor . Die szenische Umsetzung drehte sich um die zahlreichen Heiligen, die die Balustrade der Hofkirche zieren. So stiegen die heilige Cäcilie, der heilige Florian und der heilige Ignatius auf den Schloßplatz herab. Als Gäste begrüßten sie die Frauenkirche und die Dresdner Trümmerfrau, aber auch Napoleon und Walter Ulbricht schauten mal vorbei. Schließlich baten die Heiligen Dompfarrer und Dekan Klemens Ullmann auf die Bühne. Dieser wünschte allen Anwesenden und sich selbst eine junge und vom heiligen Geist beflügelte Kirche.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 27.06.2001