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Aus der Region

Offen für alle

Das Konzept des Bischof-Benno-Hauses in Schmochtitz

Maria Wenk: Neue religiöse Saiten zum Klingen bringen.

Wer ist die Zielgruppe? Wen kann man wie erreichen und wer nimmt die Angebote wahr? Fragen, mit denen sich jedes kirchliches Bildungshaus nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen beschäftigen muss. Im Bischof- Benno-Haus (BBH) in Schmochtitz sind es neben Veranstaltungen für Christen auch zunehmend Angebote für Nichtchristen. Über das Konzept des Bildungshauses des Bistums Dresden-Meißen sprach der TAG DES HERRN mit der pädagogischen Mitarbeiterin Maria Wenk.

Frage: Frau Wenk, was macht heute ein kirchliches Bildungshaus aus?

Wenk: Prägend für unser Haus sind zunächst die Angebote, die regelmäßig stattfinden und die für alle Generationen bestimmt sind, so zum Beispiel Seminare für Kinder mit ihren Großeltern. Dazu gehören die Veranstaltungen des Projektes 25plus, die Freizeiten für behinderte Menschen und Alzheimerkranke mit ihren pflegenden Angehörigen. Weiterbildungen für Pädagogen finden bei uns ebenso statt wie Seminare für Mitarbeiter in Behinderteneinrichtungen oder Vorträge im Rahmen des Schmochtitzer Forums, um nur einiges zu nennen. Jugendliche kommen bei uns mit älteren Generationen ins Gespräch. Jährlich begegnen sich bei uns KZÜberlebende und Jugendliche aus Polen und Deutschland. Zudem haben wir andere Veranstalter zu Gast, die unsere Räumlichkeiten nutzen. Das Spektrum ist also sehr breit. Begegnung, Bildung und Besinnung sind die drei "B-Stichworte", die für meine Begriffe heute für ein kirchliches Bildungshaus wichtig sind.

Frage: Ein Bischof sagte unlängst, dass Christen heute nicht mehr über ihren Glauben reden könnten, weil ihnen das Wissen darüber fehlt. Wie ist das aus Ihrer Wahrnehmung und wie schlägt sich das "mangelnde Glaubenswissen" in Ihrem Konzept nieder?

Wenk: Mit aller Vorsicht: Es gibt heute so einen (kirchlich-) hauptamtlichen Blick, der eine bestimmte Erwartungshaltung gegenüber dem "normalen Christen" einnimmt. Wenn diesen Erwartungshaltungen nicht entsprochen wird, wird sehr schnell gesagt, das Glaubenswissen sei nicht da oder es mangele an der Spiritualität. Wichtig ist der Hintergrund, den die Menschen aus ihrer eigenen Geschichte mitbringen. Ich weiß nicht, ob das Glaubenswissen schwindet und früher besser war. Aber ich würde vor allem sagen, dass es heute neue Sprachformen und sicher auch neue praktische Formen gibt, den Glauben auszudrücken. Diese neuen religiösen Saiten müssen wir entdecken und zum Klingen bringen. Es gilt auch die Töne zu hören, die in "meiner" Tastatur noch nicht vorkommen.

Frage: Im BBH gibt es zunehmend Angebote für Nichtchristen. Warum?

Wenk: Wenn man sich den Plan des BBH anschaut, dann fällt auf, dass auf der Vorder- und Rückseite offene Türen abgebildet sind. Dabei orientieren wir uns durchaus an einem Wort von Bischof Reinelt, der für die kirchlichen Einrichtungen besonders "die Offenheit für andere" gefordert hat. Das wollen wir sein: Offen für alle. Wir sind zwar in erster Linie das Bildungshaus des Bistums Dresden-Meißen, aber auch ein Haus, das Angebote für Menschen außerhalb der Kirche macht und somit auch ein regionaler Träger von Bildungsangeboten ist. Dazu gehören Konzerte, Ausstellungen, Vorträge oder Veranstaltungen für Eltern mit Kindern wie der große Familientag einmal im Jahr.

Frage: Im weitesten Sinn leisten Sie auch Sozialarbeit. Gehört das tatsächlich zur Aufgabe eines Bildungshauses?

Wenk: Wenn wir sagen, unser Haus ist offen für alle, dann gehören auch alte und kranke Menschen dazu. Das können wir natürlich nicht alleine machen, dazu brauchen wir kompetente Partner wie die Sozialverbände, die uns dabei unterstützen.

Frage: Hat das Ganze auch eine missionarische Absicht?

Wenk: In diesem Sinn ist Kirche immer missionarisch. Aber bei uns steht am Ausgang kein Taufbecken, an dem die Leute vorbei müssen. Unser Anliegen ist zu sagen: Die Tür ist offen und jedermann kann eintreten. Wir möchten zeigen, dass Christen in dieser Gesellschaft präsent sind. Wir haben etwas zu sagen, aber wir haben auch etwas zu hören. Deshalb laden wir auch nichtchristliche Gesprächspartner und Gäste ein.

Interview: Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 20.08.2004

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