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Bistum Erfurt

Starköche mit Sozialhilfe

Obdachlosenfest in Weimar

Gemeinsam kochen: Koch Andreas Ast assistiert von Caritas-Regionalleiter Michael Wenzel.

Weimar -Freilichtkochen am Sonntag um die Mittagszeit: Mit Zutaten im Wert von 15 Euro je Koch wollen vier Weimarer Starköche in einer Stunde insgesamt 40 Portionen Mittagsessen auf den Tisch bringen. Sie versetzen sich damit in den Alltag eines Sozial- oder Arbeitslosenhilfeempfängers, dem etwa 150 Euro im Monat für Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.

Die Gäste des Sommerfestes des Obdachlosenheimes in Weimar warten auf ihr Essen. Neugierig gehen die Blicke zu den Kochtöpfen. Die Köche schaffen es den Zuschauern Rezepte mit auf den Weg zu geben, Fragen zu beantworten und gleichzeitig Fleisch zu rollen oder Gemüse zu schnitzeln. Selbstverständlich verlieren sie dabei ihre Töpfe und Pfannen nicht aus den Augen und ihre geübten Finger nehmen keinen Schaden. Dem Koch des fünf Sterne Hotels "Elephant", Marcello Fabbri, ist die Petersilie nicht fein genug. Er nimmt das große Küchenmesser aus der Hand seiner freiwilligen Assistentin, der Weimarer Sozialamtsleiterin Rita Schreck, und schwingt es schnell und genau über die Petersilienmasse auf dem Holzbrett. Es kann nicht nur an der hauchfeinen Petersilie gelegen haben, dass die Jury Fabbris Sommerrisotto mit dem ersten Preis krönte. Wer aber das italienische Gericht einmal gekostet hat und ehrlich zu sich ist, wird gestehen, dass es auch mit der strengsten Befolgung des Rezeptes nicht so leicht nachzumachen ist.

Fabbris "Gegenspieler" am Herd bereiten Gerichte aus der einheimischen Küche wie Linsensuppe und Kartoffelpuffer vor. Ein aufwändiges, feines Gericht bietet Andreas Ast, Koch beim Imbiss am Goetheplatz. Die Schweineröllchen gefüllt mit Käse und Spinat, getränkt in Biersoße sind viel schneller gegessen als gekocht. Beim Kochen hilft hier der Leiter der Caritas- Regionalstelle Weimar- Jena, Michael Wenzel.

Ein weiterer Höhepunkt des Tages war das Volleyballspiel am Nachmittag. Die Bewohner des Weimarer Obdachlosenheimes traten dabei gegen wohnungslose Menschen aus Gera an. Auch die kleinen Bewohner des Heimes ließen sich animieren und spielten mit ihren Altersgefährten aus dem benachbarten Flüchtlingsheim Ball. Mitreißen ließen sie sich auch vom Kinderzirkus "Tasifan". Die Großen schauten derweil beim Modetheater der Weimarer Designerin Christl Schöner zu. Und wer sich selbst mal so richtig beim Schweißen von Stahl ausprobieren wollte, der war bei Daniel Täumel an der richtigen Adresse. Der Weimaer Künstler zeigte zusammen mit dem Handwerker Nikolaus Franz, wie aus Altmetall Kunst werden kann.

In den fünf Notwohnungen des Weimarer Obdachlosenheimes leben Familien, eine davon mit neun Kindern. Neben den Wohnungen gibt es den Übernachtungsbereich, der über einen seperaten Eingang erreichbar ist. Hierher kommen die Obdachlosen ausschließlich, um nachts zu schlafen. Bad und Dusche sind nur in den Kellerräumen vorhanden.

Arbeitslosigkeit und teure Lebenshaltungskosten führen die hier Hilfe suchenden Menschen in die Obdachlosigkeit, berichtet Schwester Barbara Hermle, Sozialarbeiterin und Leiterin der sozialen Betreuung. Seit vergangenem Jahr nimmt sie diese Aufgabe wahr. Damals übernahmen Caritas und Diakonie die Trägerschaft für das Heim. Die Heimbewohner helfen bei der Sanierung und der Neugestaltung aus Eigeninitiative mit, sind aber auf die finanzielle Hilfe von Trägern angewiesen. Was sie vor allem benötigen sind Möbel.

Diana Campean

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 25.08.2004

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