"Danke, dass Sie bei uns waren"
Pfarrei St. Norbert: Comboni-Missionare aus Halle verabschiedet
Halle (ep) -Eigentlich wollten sie in der Pfarrei St. Norbert im Hallenser Norden auf lange Zeit Fuß fassen. Und von hier aus gemeinsam mit der Gemeinde in die Stadt hinein wirken und nicht getauften Mitmenschen von der christlichen Hoffnung erzählen. Doch nun wurden die Comboni- Missionare am vergangenen Sonntag aus dem Bistum, aus der Saalestadt und aus der Gemeinde St. Norbert verabschiedet.
"Wenn wir genug Mitbrüder hätten, wären wir auf alle Fälle geblieben", sagt der Hausobere der dreiköpfigen Comboni-Gemeinschaft in Halle, Pater Georg Klose. "Denn in einer religiösen Situation wie hier muss man sehr langfristig arbeiten." Da die Combonis jedoch im deutschsprachigen Raum kaum Nachwuchs haben, wurde der Entschluss gefasst, die in Halle stationierten Mitbrüder abzuziehen. Pater Michael Zeitz (48), bisher Pfarrer an St. Norbert und Seelsorger an den Unikliniken von Halle, geht in den Südsudan. Bruder Hans-Dieter Ritterbecks, bislang Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Volkstedt, übernimmt Aufgaben in Südafrika. Und Pater Georg Klose (74), Vikar in St. Norbert und zugleich Sekretär des Provinzoberen in Bamberg, geht nach Bamberg.
In der Wendezeit wollten auch die Comboni-Missionare ihren Beitrag leisten, um in den jungen Bundesländern das Evangelium bekannt zu machen. Das Bistum Magdeburg, vor allem sein damaliger Bischof Leo Nowak, wollte Menschen mit missionarischem Geist in die Region holen. So fiel die Wahl der Combonis auf Halle und mit Pater Benno Singer, Pater Robert Sotarra und Bruder Eduard Nageler begannen am 1. Januar 1992 die ersten drei Combonis im Gebiet der jungen Bundesländer ihren Dienst. Zwei weitere Mitbrüder rückten später nach.
Die Neuankömmlige lassen sich in einem der Plattenbauten Halle-Neustadts nieder und knüpfen Kontakte. In Schulen zum Beispiel erzählten sie von ihrer Arbeit in den Ländern Afrikas und Südamerikas. Von den Schülern werden sie interessiert mit Fragen über den Sinn der Arbeit in diesen Ländern konfrontiert. Manchmal können sie von Kindern und Lehrern respektvoll hören: Mit einer solchen Kirche könnte ich leben." Bruder Eduard ist Maler und hilft, ein Sozialzentrum des Evangelischen Jugendwerkes Halle auszugestalten. So entstehen Kontakte auch zu ausländischen Jugendlichen, die Arbeit und soziale Integration suchen. Und auch zu evangelischen Gemeinden entwickeln sich gute Beziehungen. Dann ziehen die Combonis in den Mühlweg 18 ins Haus der Katholischen Studentengemeinde. Auf Betreiben von Pater Robert entsteht ein Ortsverband von Amnesty international und eine Initiative für gerechten und solidarischen Handel. Die Zusammenarbeit mit der KSG entwickelt sich gut.
2002 schließlich -inzwischen hat sich ein personeller Wechsel vollzogen -ziehen die Combonis in die Pfarrei St. Norbert. Gäste aus der ganzen Welt kommen ins Pfarrhaus, die Gemeinde nimmt daran Anteil.
"Ich habe viel Verständnis, dass es in der DDR Gründe gab, unter sich zu bleiben. Inzwischen ist hier jedoch viel Offenheit gewachsen", sagt Pater Georg rückblickend. Hinsichtlich des Einsatzes seines Ordens in Halle sagt der Missionar weiter: "Man braucht in der weithin nicht christlichen Gesellschaft langen Atem. Wer einmal die lebendigen Gemeinden in Afrika erlebt hat, dem kann die Situation hier schon zusetzen." Froh sind die Missionare, dass sie im Bistum Magdeburg etwas von der weltweiten Kirche vermitteln konnten. Gerade dieser Tage sei mit Alexander Maluk aus der Pfarrei Halle-Dreieinigkeit wieder ein junger Mensch für 15 Monate als Missionar auf Zeit nach Südafrika aufgebrochen.
Für die St.-Norbert-Gemeinde ist der Weggang der Combonis schmerzlich. Nun ist der Pfarrer von Heilig Kreuz, Magnus Koschig, für sie zuständig. In einer Eucharistiefeier mit Diözesanadministrator Gerhard Feige wurden die Missionare vergangenen Sonntag verabschiedet: "Sie haben mehr bewirkt als ihnen vielleicht bewusst ist", sagte der Weihbischof. "Sie haben uns Erfahrungen aus anderen Teilen der Welt mitgebracht; jetzt gehen sie wieder von uns fort. Wir danken, dass Sie bei uns waren; für ihr Wagnis, ihren Einsatz, ihre Anregungen."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 01.09.2004