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Bistum Görlitz

Glauben heißt, Segen für andere sein

Bistumswallfahrt in Neuzelle stand im Zeichen des heiligen Bonifatius

Alt und Jung beisammen: Während der Wallfahrtsstunde auf dem alten Friedhof.

Neuzelle (as) -Haben sich die Christen versteckt? Liegt es an ihnen, dass der Glaube heute nicht mehr attraktiv ist und weiter schwindet? Unter anderem darüber dachten die mehr als 2000 Katholiken nach, die am vergangenen Sonntag zur Bistumswallfahrt nach Neuzelle gekommen waren. "Mit Gott leben -Zeugnis geben" war das Motto des Tages. Dieser Leitgedanke könnte auch über dem Leben des heiligen Bonifatius, des Apostels der Deutschen, stehen, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 1250. Mal jährte und der bei der Wallfahrt im Mittelpunkt stand. Gäste waren der lettische Erzbischof Kardinal Janis Pujats aus Riga sowie der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Prälat Clemens A. Kathke aus Paderborn, der über die Arbeit des Diaspora- Hilfswerkes berichtete. Gemeinsam mit Bischof Rudolf Müller, Priestern des Bistums und den Wallfahrern feierten sie den Gottesdienst in der völlig überfüllten Stiftskirche. Ein großes Puzzle des heiligen Bonifatius, das von Vertretern der Gemeinden bei der Gabenbereitung zusammengetragen wurde, prangte vor dem Altar.

Manche Zeitgenossen werfen den Christen heute vor, dass sie "ihren eigenen Schrebergarten" zurechtmachen und keinen Blick mehr dafür haben, was um sie herum passiert, sagte Bischof Rudolf Müller in seiner Wallfahrtspredigt. "Solche Töne sollten uns nicht gleich in Panik versetzen. Aber fragen sollten wir uns dennoch, ob wir auch nicht ein wenig Mitschuld haben, wenn solche Vorwürfe kommen." Jeder Getaufte und Gefirmte sei berufen von seinem Glauben vor den Menschen Zeugnis abzulegen. Aber nicht wie die Sekten mit lauten Tönen, sondern aus der innersten Überzeugung, dass Gott "die Herzen der Menschen kennt". "Unsere kleinen, aber schönen Kirchen haben für sich selbst bereits Zeugniskraft als Oasen des Glaubens. Sorgen wir dafür, dass die Tore unserer Kirchen offen sind", betonte Müller.

Besonders bedankte sich der Bischof beim Bonifatiuswerk für die Arbeit in der Diaspora. "Die meisten unserer Gotteshäuser stünden nicht, wenn den Gemeinden nicht erhebliche Geldmittel vom Bonifatiusverein zugeflossen wären."

Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Gläubigen zu Begegnung und Gespräch rund um die Stiftskirche, kirchliche Verbände und Vereine stellte sich den Wallfahrern vor. Weitere Angebote prägten den Wallfahrtstag. Die Kinder begaben sich auf die Spuren des "heiligen Bonifatius und anderer".

Musikliebhaber konnten sich auf ein Konzert des Kirchenchores der Cottbuser Christus-Gemeinde freuen. Über die Kirche in Lettland berichtete Kardinal Pujats -eine Kirche im Aufbruch, die aber weiter auf die Hilfe auch durch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken angewiesen ist. In Lettland sind 22 Prozent der Bevölkerung katholisch. Zu kommunistischen Zeiten, erzählt Kardinal Pujats, waren im Rigaer Priesterseminar über 100 Studenten aus der ganzen Sowjetunion, nach der Wende haben die Diözesen ihre eigenen Seminare aufgemacht.

Zeugnis davon geben, von dem man selbst überzeugt ist. Das war die Botschaft der diesjährigen Wallfahrt. Ein Musical von Jugendlichen aus Gera erzählte das Leben der heiligen Elisabeth in der Wallfahrtsstunde. "Wer von der Liebe Gottes Zeugnis gibt, der wird anderen zum Segen werden", betonte Prälat Clemens A. Kathke bei der Abschlussandacht. Als Christ zu leben, bedeute "ein Leben auf Gegenseitigkeit" zu führen, das auch die Bedürfnisse des anderen mit einschließe.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 13.09.2004

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