Ein Stück Himmel wurde erfahrbar
Dritter Stadtkirchentag: Statt Heiner Geisler stiegen die Seelsorger der Gemeinden in den Ring
Rudolstadt (jak) -"Ein Stück Himmel" wollen die Rudolstädter Christen und Christinnen für einander und für die Menschen ihrer Region sein. So wählten sie dieses Motto für ihren dritten Stadtkirchentag, der am 4. September auf dem Markt stattfand. Zu Beginn stellten sich die Gemeinden vor und berichteten, was sich in den zurückliegenden zwei Jahren getan hat. Für die katholische St.-Marien-Gemeinde betrat Susanne Hoffmann die Bühne. Sie informierte unter anderem über die drei neuen Glocken, für die lange gespart werden musste und die in Bad Reichenhall gegossen wurden. Zudem sprach Susanne Hoffmann eine Einladung aus, den frisch sanierten Gemeindesaal zu nutzen. Und dann war da noch ein Brief aus Amerika von den Nachfahren eines Ministers am Schwarzburg-Rudolstädter Hof, dem es zu danken ist, dass in der Stadt eine katholische Kirche gebaut wurde. Die Nachfahren stifteten jetzt für dieses Gotteshaus eine spätgotische Marienfigur.
Improvisiert werden musste bei der sich anschließenden Diskussionsrunde. Ehrengast Heiner Geisler hatte kurzfristig abgesagt und so sprangen die Seelsorger selbst in den Ring, um über die Fragen nach einem Stück Himmel ins Gespräch zu kommen. Pfarrer Joachim Belka von der katholischen Gemeinde fand bespielsweise sein Stück Himmel nach einer überstanden OP und einem endlich möglichen ersten Bad. Er sagt weiter, dass es oft die ganz einfachen Dinge sind, die für die Menschen zu einem Stück Himmel werden. Ganz in diesem Sinne äußerte sich auch Pfarrer Jens Wolker aus Rudolstadt- Volkstedt. "Für mich ist ein Stück Himmel einfach mal ein freier Tag, ein Tag an dem ich Gott nahe komme, mich ganz zweckfrei mit ihm unterhalte", sagte der evangelische Seelsorger. Zur Sprache kam auch die Ohnmacht über die vielen hundert toten Kinder und Erwachsenen in Beslan. Aufgegriffen wurde zudem die Not der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen in Deutschland, die sich vor den Auswirkungen von Hartz IV fürchten.
Bei allen Problemen könne der Glaube ein Stück Himmel bieten, waren sich die Seelsorger einig. Der Glauben gebe Heimat und Halt, er mache zuversichtlich und stifte Zukunft. Pfarrer Wolker forderte zudem dazu auf, die Dinge nicht zu vereinfachen. Immer alles auf die ominösen "Se" zu schieben -das haben "Se" aber wieder fein gemacht, "Se" schließen den Betrieb, "Se" erhöhen die Steuern, "Se" machen, was sie wollen -helfe niemanden weiter, machte Wolker in einem Kabarettstück deutlich.
Beendet wurde der Tag -der mit vielen musikalischen Programmpunkten aufgelockert wurde -mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Pastorin Barbara Rösch aus Neudietendorf griff in ihrer Predigt noch einmal das Stück Himmel auf und wünschte den Teilnehmenden, dass sie die Hinweise darauf im Alltag nicht übersehen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.09.2004