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Bistum Erfurt

Gott einen Vertrauensvorschuss geben

Die Spuren Gottes neu finden -10 000 katholische Christen kamen zum Domberg

Erfurt (bip/jak) -Der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen hat den Gottesverlust als "die eigentliche Krise in unserer Kirche und in der Gesellschaft" bezeichnet. Die Gottesfrage müsse in den Mittelpunkt der kirchlichen Verkündigung rücken, predigte Algermissen vor mehr als 10 000 Katholiken bei der Erfurter Bistumswallfahrt, die am 19. September in Erfurt stattfand. Zudem betonte der Fuldaer Bischof, dass es darauf ankomme, "die Spuren Gottes in dieser Welt und in unserem Leben zu entdecken". Dabei verwies er auf die Standhaftigkeit und die Furchtlosigkeit des heiligen Bonifatius, der vor 1250 Jahren in Friesland für seinen Glauben starb. Seinem Andenken war die Bistumswallfahrt in besonderer Weise gewidmet. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke nannte zu Beginn der Wallfahrtsmesse Bonifatius einen der "Baumeister des christlichen Europas".

Der Glauben verbindet über Ländergrenzen

Wanke begrüßte daher besonders Bischöfe und Kirchenvertreter aus den europäischen Partnerstädten Erfurts, die anlässlich des Bonifatius-Gedenkjahres nach Erfurt gekommen waren, darunter Kardinal Audrys Juozas Baekis, der Erzbischof aus Vilnius in Litauen. Dieser sagte in seinem Grußwort, dass die Botschaft Jesu Christi über alle Ländergrenzen hinweg die Christen im gemeinsamen Glaubenszeugnis verbinde. Dieses Zeugnis sei heute vielleicht noch wichtiger als in früheren Zeiten. Baekis wörtlich: "Viele Menschen sind von dem enttäuscht, was sie in ihrem Alltag erfahren und suchen nach Alternativen für ihr Leben und ihre Zukunft. Wir sollten den Mut haben, laut zu sagen, dass Jesus Christus und seine frohe Botschaft die Alternativen sind, nach denen sie suchen." Bischof Joachim Wanke und Kardinal Audrys Juozas Baekis gestalteten nach dem Gottesdienst eine der zahlreichen Zwischenveranstaltungen des Tages. Unter dem Wallfahrtsthema "Glauben in bewegter Zeit" trafen sie sich mit Wallfahrern im Sitzungssaal des Erfurter Rats. Dort berichtete Baekis von den Schwierigkeiten, denen die katholische Kirche in Litauen begegnet. Zwar sei das Land katholisch geprägt, die Zahl wirklicher Christen sei heute jedoch klein. Viele würden ihre Kinder nur taufen lassen, um Eltern und Großeltern nicht zu enttäuschen. Dasselbe gelte für die kirchliche Trauung. Kritisch merkte der Erzbischof an, dass viele Litauer Umfragen zufolge die Ehe für überholt erklären und auch der Euthanasie Tür und Tor öffnen würden. Dazu kämen doppelte Weltanschauungen, die christliche Elemente mit den Inhalten anderen Religionen verknüpfen, wobei sich vieles widerspreche. In diesem Zusammenhang und auch mit Blick auf die Situation in Thüringen mahnte Bischof Joachim Wanke, dass die Christen lernen müssten, ihr Profil zu bewahren, der Glaube müsse erwachsener, gereifter, personaler werden. Und Christen sollten einfach mehr darüber sprechen, was sie im Leben trägt. Einer Meinungstendenz jedoch, die alles im Schwinden, alles im Verfall sieht, erteilte der Erfurter Bischof am Nachmittag eine Absage.

Skepsis und Misstrauen machen das Leben kaputt

Feierstunde betonte Wanke: "Es stimmt einfach nicht, dass alles nur bergab geht. Gott lässt die Seinen nicht allein." Zuvor nannte der Bischof drei Wege, die den Christen heute bei seinem missionarischen Auftrag helfen könnten: Zum Ersten das Bemühen, immer wieder des Glaubens neu froh zu werden, zum Zweiten der Mut zum Dialog mit nicht glaubenden Freunden, Bekannten und Kollegen und zum Dritten das Bemühen, Gott jeden Tag einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Skepsis und Misstrauen machen das Leben kaputt, betonte Wanke. Auch hier seien der heilige Bonifatius und seine Gefährten Vorbild, sie haben Gott dieses Vertrauen entgegengebracht, am Sonntag genauso wie im Alltag. Abschließend rief Joachim Wanke die Teilnehmer aus allen Teilen seiner Diözese erneut dazu auf, nicht zu resignieren. Vielmehr sollten sich die Christen bewusst darüber sein, dass sie Bürger des Reiches Gottes sind. Eines Reiches, zu dem sie gemeinsam unterwegs sind.

Volk Gottes des Bistums gemeinsam unterwegs

Im Anschluss an die Bischofsworte zogen die Wallfahrer, die Priester, Ordensleute und die Bischöfe in einem langen, nicht enden wollenden Zug als Volk Gottes um den Domberg herum hin zu den Domstufen, wo die Wallfahrt mit einem Gebet für Thüringen und der Begegnung mit Jesus Christus in der heiligen Eucharistie endete. Begleitet wurde der Weg mit einstimmenden Texten, Liedern und Gebeten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.09.2004

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