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Bistum Magdeburg

Soziale Gerechtigkeit einfordern

KAB wählt Matthias Ullrich zum neuen Diözesanvorsitzenden

Magdeburg (ep) -Die Rückkehr zu den Prinzipien des Sozialstaates in Deutschland hat der Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Bistum Limburg, Ernst Leuninger, verlangt. Kriterium dafür müsse die mehr und mehr von Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik in Mißkredit gebrachte soziale Gerechtigkeit sein, sagte der emeritierte Professor für Pastoraltheologie und Christliche Gesellschaftslehre beim 5. Diözesantag der KAB des Bistums Magdeburg am 18. September in der Bischofsstadt.

Leuniger forderte zur Teilnahme an der Kampagne für soziale Gerechtigkeit auf, wie sie unter dem Motto "Menschen beteiligen -Gerechtigkeit schaffen" von der KAB auf ihrer Bundestagung im Oktober vergangenen Jahres beschlossen wurde. So müsse dafür gesorgt werden, dass es im Blick auf eine "würdige Arbeit für alle" zur gleichwertigen Anerkennung von Erwerbsarbeit, Familien-, Erziehungs- und Pflegearbeit und der Arbeit im Ehrenamt kommt. "Arbeit muss in der Tätigkeitsgesellschaft der Zukunft gerecht geteilt werden", so der KABMann und Limburger Ehrendomherr. Alle Einkommensarten müssten zur Finanzierung der Sozialsysteme herangezogen und Langzeitarbeitslosen eine faire Chance geboten werden. Zudem sprach sich Leuninger für das von verschiedenen katholischen Verbänden favorisierte so genannte Cappucino-Rentenmodell aus (TAG DES HERRN berichtete). Im Blick auf das Gesundheitssystem verlangte der KAB-Diözesanpräses: "Wir brauchen eine solidarische Krankenversicherung, keine Aufspaltung in private- und gesetzliche Teilversicherungen oder in Grund- und Zusatzleistungen." Um diese Ziele durchzusetzten, forderte Leuninger zum konkreten Handeln auf: "CDU und SPD in ihren Parteibüros an ihre Traditionen erinnern", in den "Gewerkschaften und der evangelischen Kirche Kooperationspartner suchen", "Bildungsabende mit guter Pressearbeit veranstalten ..."

Scharfe Kritik übte Leuninger an führenden Vertretern aus Wirtschaft und Politik quer durch alle Lager. "Wir sind derzeit auf einer Reise zurück ins 19. Jahrhundert", so der emeritierte Professor an der Philosophisch- Theologischen Hochschule in Vallendar. Mit großer Sorge müsse er feststellen, dass es Bestrebungen gebe, das Ziel sozialer Gerechtigkeit aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis zu löschen. Leuninger nannte neben anderen den früheren Bremer CDU-Wirtschaftssenator Josef Hattig, der 1999 vorgeschlagen habe, den Begriff "soziale Gerechtigkeit zum Unwort des Jahres zu erklären, weil die Vokabel "verkommen" sei und nur dazu diene, "irgendwelche Besitzstände zu verteidigen".

Seit der Enzyklika "Rerum novarum" (1891) sei "soziale Gerechtigkeit" zu einem unaufgebbaren Fundament der katholischen Soziallehre geworden. Der Begriff sei etwa in das Grundgesetz eingegangen, wenn dort in den Artikeln 20, 23 und 28 vom "sozialen Bundes- und Rechtsstaat" die Rede ist. Kirchlicherseits sei etwa im "Gemeinsamen Wort der Kirchen. Für eine Zukunft in Solidariät und Gerechtigkeit" von 1997 verankert: "(6) Der Sozialstaat dient dem sozialen Ausgleich. Darum belastet er die Stärkeren zu Gunsten der Schwächeren."

Angesichts des großen Export- Überschusses und der hohen Arbeitsproduktivität in der Bundesrepublik frage er sich: "Welche Arbeit sollen Arbeitslose annehmen, wenn keine da ist?", so Leuninger. Natürlich müsse gespart werden, doch dabei würden derzeit "die Reichen überwiegend geschont".

In einem Grußwort verlangte Landtagspräsident Adolf Spotka, bei Hartz IV den "Aspekt des Förderns stärker zu betonen". Man müsse den "Blickwinkel der Betroffenen sehen, die bei allem Arbeitswillen nicht den Hauch einer Chance haben, einen Job zu finden", so Spotka. Dennoch komme man an grundlegenden Reformen nicht vorbei.

Zum neuen KAB-Diözesanvorsitzenden wählten die anwesenden 53 KAB-Mitglieder des Bistums Matthias Ullrich (41) aus Magdeburg. Er löst den Magdeburger Josef Schwenke (73) ab, der nach zwölfeinhalbjährigem Vorsitz die Aufgabe in jüngere Hände gibt. Stellvertreter sind Peter Gottschlich, Torgau, und Wolfgang Kussmann, Bad Kösen. Derzeit gehören der KAB im Bistum 180 Mitglieder in sieben Gruppen an.

Der Vortrag Leuningers ist bei Josef Schwenke unter Telefon (0391) 63 13 169 zu erhalten.
Infos auch unter: www.kab.de und www.gutes-leben-fuer-alle.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.09.2004

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