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Auf zwei Minuten

Wider die Resignation

Ein Beitrag von Pater Damian Meyer

Pater Damian

Bei einem Spaziergang am Strand sah ein Mann, wie jemand sich hinunter bückte, etwas auflas und in den Ozean warf. Als er näher kam, sah er, wie Tausende von Seesternen von den Gezeiten ans Land gespült wurden. Unmöglich für diese, bei der Ebbe wieder in den Ozean zurückzukehren, würden sie sterben. Er beobachtete den jungen Mann, wie er einen Seestern nach dem anderen nahm, um ihn wieder ins Wasser zu werfen. Nach einer Zeit von scheinbar geringfügigen Erfolgen sagte der Beobachter: "Da sind wohl Tausende von diesen Seesternen hier am Strand, es ist unmöglich, dass du alle erwischen kannst. Das sind einfach zu viele. Du kannst nicht genug retten, dass es einen Unterschied macht." Der junge Mann lächelte, während er ununterbrochen nach den Seesternen griff, um sie in den Ozean zurückzuwerfen. "Es macht gerade einen Unterschied für den da", gab er als Antwort zurück.

Wir alle wissen: Die Welt ist voller Leid, voller Unfriede, voller Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit, voller Lüge und Korruption und so weiter. Da kommt leicht das lähmende Gefühl der Machtlosigkeit des Einzelnen auf: "Was kann ich kleiner Mann schon dagegen tun?" Viele Menschen haben auch das Vertrauen in die Politik verloren und beteiligen sich nicht an Wahlen. Andere verbreiten lauthals Stammtischparolen, ohne selbst einen Finger in ihrer nächsten Umgebung zu rühren. Gefährlich wird diese Haltung, wenn mehr und mehr Menschen sagen: "Es hat keinen Zweck. Ich ändere nichts an der Situation".

Gegen diese Haltung der müden Resignation braucht es den Mut und die Fantasie zu den kleinen Schritten. Woher aber den Mut nehmen? Ich meine, dazu brauchen wir den Mut des Glaubens und der Hoffnung. Weil mit Jesus eine neue Welt - Reich Gottes genannt - begonnen hat, die wir nicht selber allein schaffen müssen und können, ist unsere eigene kleine Tat nicht umsonst. Luise Rinser hat vor Jahren in einem Brief gesagt: "Wenn jemand meine Hilfe braucht, so gebe ich sie ihm. Und in meinen Büchern bemühe ich mich, die Menschen lieben zu lehren. Ich leide unter dem Welt-Leid, aber ich gehe daran nicht zugrunde. Auch Jesus ist nicht ‚zugrunde gegangen', er hat sich geopfert. Aber er ist eine einzigartige Gestalt, und seine Tat ist nicht wiederholbar. Man muss immer sein Letztes an Kraft einsetzen. Daran geht man aber nicht zugrunde, sondern daran wächst man. Man muss natürlich glauben (mit dem ganzen Wesen glauben, das heißt, hoffen), dass alles einen Sinn hat und dass jede kleine gute Tat ein Beitrag dazu ist, dass sich eines Tages - das heißt, so nach und nach - das ‚Reich Gottes' ausbreitet, das Reich des Friedens auf Erden. Ich glaube fest daran."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.09.2004

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