"Hilfe, ich bin über 50"
Das zunehmende Alter bietet für Frauen viele Chancen -Eine kfd-Veranstaltung in Neuhausen
Neuhausen (as) -Die Kinder gehen aus dem Haus und beruflich passiert oft auch nicht mehr viel. Die Wechseljahre verursachen zudem körperliche und seelische Probleme: Wenn "frau" in die Jahre kommt, dann kriselt es. Immer treu alle Aufgaben erfüllt und an andere gedacht: Manch eine fragt sich nach dem Sinn ihres Lebens, wenn manches wegbricht. "Hilfe, ich bin über 50", lautete das Thema eines Seminars für Frauen, zu dem am vergangenen Wochenende die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ins Don-Bosco-Haus nach Neuhausen eingeladen hatte, um den Problemen der Frauen im zunehmenden Alter zu Leibe rücken.
Das Thema sprach so mancher Teilnehmerin aus dem Herzen. "Für die Frauen um die 50 nehmen die Anforderungen von außen ab, viele Aufgaben werden weniger. Das erfordert oft eine völlig neue Orientierung", weiß Ilse Karch aus Graz in Österreich, die seit 20 Jahren solche Seminare anbietet. "Durch die körperlichen und seelischen Veränderungen werden sich viele Frauen ihrer Endlichkeit bewusst. In diesem Alter spürt man sehr deutlich, dass das Leben nicht ewig weitergeht", beschreibt Frau Karch die Situation. Schon 1984 hat sie ein Seminarprogramm entwickelt, das die Frauen einlädt über ihre Probleme nachzudenken und sich neu zu orientieren. Für Ilse Karch geht es dabei vor allem um Hilfestellungen, mit denen die Teilnehmerinnen ihr Leben neu strukturieren können.
Patentrezepte gibt es jedoch nicht. "Jede Frau muss ihren eigenen Weg finden", so Ilse Karch. Methodisch geht sie spielerisch vor. Durch Körperübungen, Geschichten, Parabeln, Töpfern, Malen oder Tanzen entdecken die Teilnehmerinnen ihre Kreativität. Nicht wenige haben während des Seminars ihr "Aha- Erlebnis", wie es Ilse Karch ausdrückt, und gewinnen neues Vetrauen. Vertrauen, das für das eigene Leben und besonders für den Glauben unerlässlich ist. "Wir können nicht tiefer fallen, als in die Gottes Hand." Die Chancen, auch das Alter kreativ zu nutzen, seien größer als die Risiken.
Wichtig ist es nach Einschätzung von Ilse Karch, dass die Frauen versuchen, ihre Probleme in Gemeinschaft zu lösen. "Viele müssen auch lernen, für sich zu sprechen und klar zu artikulieren, was sie wollen und was man davon umsetzen kann." Eine solche Gemeinschaft ist die kfd, in der die Frauen zum einen Gesprächspartnerinnen, zum anderen aber eine eigene Stimme finden, betont Evelyn Gärtner aus Finsterwalde, Diözesanvorsitzende des Verbandes im Bistum Görlitz.
Dabei gelte es, das Selbstbewusstsein von Frauen zu fördern und ihren Anteil an der Entwicklung der Gesellschaft bewusst zu machen. Der Verband diene zudem als Forum für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen und Lebensformen. Im Bistum Görlitz hat er sich 1992 gegründet -heute gibt es 120 kfd-Mitglieder in Cottbus, Großräschen, Finsterwalde und Eisenhüttenstadt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 13.10.2004