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Plädoyer gegen genveränderte Pflanzen

Tagung der Katholischen Frauengemeinschaft, Diözesanverband Magdeburg

Magdeburg -Das Für und Wider der Gentechnik in der Landwirtschaft war Thema eines Studientages der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Diözesanverband Magdeburg, am 18. September in Magdeburg. Diskutiert wurde dabei der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und der Verzehr entsprechender Produkte sowie die Verantwortung von Christen. Referentin Maria Kleingräber von der kfd in Münster sprach sich klar gegen den Anbau genveränderten Getreides und anderer Nutzpflanzen in der Bundesrepublik aus. So sei der einmal begonnene Einsatz solchen Saatgutes unumkehrbar. Die Auffassung, durch genmanipulierte Nutzpflanzen werde künftig der Welthunger zu besiegen sein, hält Frau Kleingräber für einen schweren Irrtum. Stattdessen werden die Armen noch ärmer und die Abhängigkeiten von den großen Agrarfirmen und ihren Patenten noch größer werden, so Frau Kleingräber, die auch in der Katholischen Landvolkbewegung Deutschlands mitarbeitet.

Frau Kleingräber stellte klar, dass es nicht darum gehe, Technologien zu verteufeln. "Wenn wir Gottes Schöpfung sind, hat Gott uns auch die Technologie zum Forschen gegeben." Entscheidende Frage sei aber: Dient eine Technologie den Schwachen und Benachteiligten, mehrt sie den Wohlstand? Die Umweltbeauftragten beider großer Kirchen beantworteten diese Frage im Blick auf die gentechnische Veränderung von Saatgut eindeutig negativ.

Gentechnologie macht die Armen noch ärmer

Der Geschäftsführer des BUND in Sachsen-Anhalt, Oliver Wendenkamp, rief dazu auf, beim Kauf von Lebensmitteln darauf zu achten, ob gentechnisch verändertes Getreide verwendet wurde. Seit April seien die Firmen verpflichtet, die Lebensmittel zu kennzeichnen. Bei Milch und Fleisch allerdings gebe es diese Pflicht nicht, weil die Tiere nicht selten bereits mit importierten gentechnisch veränderten Mais oder Soja gefüttert würden. Die Bauern hätten aber die Möglichkeit, solche oder solche Futtergetreide zu kaufen. Angesichts erster Versuche mit dem Anbau gentechnisch veränderten Getreides in Sachsen-Anhalt -zum Beispiel bei Bernburg -rief Wendenkamp auf, wie in anderen Bundesländern gentechnikfreie Landkreise zu bilden.

Dem gegenüber betonte der CDU-Abgeordnete im Landtag Sachsen-Anhalts, Berndhard Daldrup, die Bedeutung der Grünen Gentechnik für die Wirtschaft. Daldrup räumte ein, dass es beim Engagement Sachsen- Anhalts hinsichtlich der Versuche mit genmanipuliertem Saatgut nicht zuletzt um Wirtschaftsinteressen geht. Deutschland sei hinsichtlich der grünen Gentechnik oder etwa der Biotechnologie weltweit führend. Diese Position gelte es auch im Blick auf die Gentechnologie zu sichern. "Wenn wir in der Nahrungsmittelproduktion weltweit mitspielen wollen, können wir uns der globalen Entwicklung nicht entziehen", so Daldrup, der auch agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Zudem gebe es ohnehin keine Nullvariante, stattdessen gelte es "vernünftige Grenzwerte beim Einsatz der Gentechnik" festzulegen. "Eine Kartoffel muss auch weiterhin wie eine Kartoffel schmecken", das ist für mich zum Beispiel die Grenze, so Daldrup. Der Landtagsabgeordnete wies zudem darauf hin, "dass wir in absehbarer Zeit eher zu wenig als zuviel landwirtschaftliche Nutzfläche haben werden", wenn es etwa um den Anbau von Raps zur Gewinnung regenerativer Energien wie Bioethanol gehe.

Nach Angaben von Wendenkamp, der auch gesundheitspolitischer Sprecher des BUNDBundesverbandes ist, wollten derzeit 80 Prozent der Menschen in Deutschland keine Produkte aus gentechnikveränderten Pflanzen. Sollte Sachsen-Anhalt in den Ruf kommen, genau diese anzubauen, werde dem Land der gute Ruf als Lebensmittelproduzent verloren gehen.

In Ländern wie Indien und Brasilien sei die Hoffnung, durch den Einsatz entsprechenden Saatgutes höhere Erträge erzielen zu können und dabei weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen zu müssen, nicht aufgegangen, so der Geschäftsführer weiter. Stattdessen seien die Bauern von den Saatguterzeugern abhängig geworden.

Gesundheitliche Risiken der grünen Gentechnik

Frau Kleingräber wies auch auf die Gefahr des Anstiegs von Allergien, von Eiweißunverträglichkeit und Antibiotika-Resistenz hin. Bei ethischen Entscheidungen gebe es die Maxime: Wenn ich ein Problem lösen will, muss nach Einsatz der entsprechenden Mittel das Problem anschließend mindestens kleiner sein. "Im Blick auf genveränderte Lebensmittel werden die Probleme aber eher größer", so Frau Kleingräber. "Wenn langfristig etwas schiefgeht, etwa im Blick auf gesundheitliche Folgen, dann hat der Bauer schlechte Karten, der auf die Gentechnik setzt. Und dann sind Millionen Euro nötig ..." Auch Daldrup räumte ein, dass derzeit "kein Landwirt das Risiko tragen könne, deshalb wird gentechnisch verändertes Saatgut nicht angebaut."

Nachdenklich machen Maria Kleingräber und Oliver Wendenkamp auch, dass die Hersteller genveränderten Saatgutes nicht bereit sind, in einen Haftungsfonds einzuzahlen, wenn doch alles so sicher sei. Stattdessen habe etwa für die Versuchsflächen in Sachsen-Anhalt die Politik mit 200 000 Euro Steuermitteln für den Fall der Fälle die Haftung übernommen. Wendenkamp äußerte sich zudem verwundert über die Geheimhaltung der Versuchsfelder.

Die Frage eines Teilnehmers während der Diskussion gibt zu denken: "Wenn andere meinen, mit gentechnisch produzierten Produkten den Markt bestimmen zu können, warum versuchen wir in Deutschland dann nicht, mit nicht gentechnisch veränderten Produkten dagegenzuhalten?"

Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 13.10.2004

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