Jugend mit Christentum bekannt machen
Verein Maiglocke diskutierte Einwände gegen Angebot einer Jugendfeier
Berlin (ep) - Ein halbes Jahr nach seiner Gründung hat der Verein Maiglocke, der nichtchristlichen Jugendlichen eine Alternative zur Jugendweihe bieten will, eine erste Zwischenbilanz gezogen und sich mit von kirchlicher Seite geäußerten Bedenken auseinandergesetzt.
"Da uns im Besonderen an einem guten Einvernehmen mit den Kirchen gelegen ist, nehmen wir die Einwände der Kirche sehr ernst", finden die geäußerten Bedenken aber nicht unüberwindlich, sagte der Vizepräsident der Vereins, der Berliner Theologe Richard Schröder, bei der jüngsten Mitgliederversammlung. Vor allem sei von evangelischer Seite davor gewarnt worden, eine "Konfirmation light" anzubieten (Tag des Herrn berichtete.) Richard Schröder: "Wir haben ausdrücklich erklärt, dass wir alles tun werden, um den Eindruck einer Konkurrenz zu Konfirmation und Firmung zu vermeiden."
Die Angst vor einer Konfirmation light sei "eine typsich westliche Angst". Da die Konfirmation im Westen im volkskirchlichen Umfeld noch von der Mehrheit eines Jahrganges wahrgenommen werde, obgleich die Kirchenbindung bei vielen eher locker ist, werde befürchtet, die Maiglockenfeier könnte als bequeme Alternative verlockend sein. Doch im Osten sei die Situation umgekehrt. Wer sich hier für die Konfirmation entscheidet, wisse warum. Das Angebot des Vereins Maiglocke richte sich ausdrücklich an die vielen jungen Leute in den neuen Ländern, die keine Kirchenmitglieder sind. Adressaten seien "vor allem Sympathisanten des Christentums, Menschen in wohlwollender Distanz zur Kirche". Gerade eine Kirche in der Minderheitensituation habe allen Anlass, mit Sympathisanten freundlich umzugehen, statt ihnen die Pistole auf die Brust zu setzen, so Schröder.
Natürlich sei - wie eingewendet - die Konfirmation aus der Sicht der Kirche viel besser als die Maiglockenfeier. Aber das Angebot des Vereins "ist besser als das der Jugendweihe / Jugendfeiern", so der Theologe. Vier Vorbereitungsveranstaltungen auf die Feier seien eigentlich viel zu wenig. Aber damit könne mehr Verbindlichkeit vermittelt werden als mit dem "Gemischtwarenladen der Veranstaltungsangebote im Zusammenhang der Jugendweihe wie Schminkkurs und Theaterbesuch", zumal für den Verein bereits mit diesem "bescheidenen Vorbereitungsangebot erhebliche organisatorische Aufgaben" zu bewältigen seien. Das von katholischer Seite etwa in Erfurt praktizierte Angebot der Lebenswendefeier für nicht getaufte Jugendliche mit seiner intensiveren Vorbereitung basiere auf einer Sondersituation, sagte Schröder. Durch das katholische Gymnaisum mit seinen nichtgetauften Schülern im Hintergrund habe dieses Angebot eine günstigere Organisations- und Motivationsbasis als es der Verein Maiglocke im weiten Land vorfinde.
Selbstverständlich könne die christliche Tradition, auf die sich die Maiglockenfeier beziehen möchte, nur durch engagierte Kirchenmiglieder lebendig bleiben. Um so mehr gelte es, auch bei Nichtchristen "Interesse für das Christentum zu erwecken". Dafür will der Verein zwei Wege beschreiten: Zum einen soll den jungen Leuten deutlich gemacht werden, was an christlichen Grundlagen in der Kultur präsent ist. Zum anderen gelte es, den Jugendlichen Begegnungen mit christlichen Gemeinden vor Ort zu ermöglichen.
Die Veranstalter der Jugendweihe hätten selbstverständlich auf die Offerte des Vereins "gelassen reagiert", sagte Schröder. "Aber selbst wenn es wenige bleiben sollen", die an den Vorbereitungsveranstaltungen und Feiern teilnehmen - "was sich erst noch erweisen wird" - ist das Angebot "für die wenigen sinnvoll", so der evangelische Theologe.
Der Verein zählt nach eigenen Angaben derzeit etwa 100 Mitglieder und Sympathisanten und bereitet für das kommende Jahr entsprechende Feiern vor.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 07.07.2001